Schlaf | Problemlösung
SCHLAFEN SIE MAL DRÜBER
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Einige Studien belegen, dass im Schlaf eine Restrukturierung von Informationen stattfindet. Penny Lewis und ihre Kollegen von der Cardiff University haben wissenschaftliche Untersuchungen zum Thema Schlaf und Kreativität ausgewertet und anhand ihrer Ergebnisse ein Erklärungsmodell entworfen. Dieses soll die Frage klären, welche Phasen des Schlafs für diesen Effekt verantwortlich sind: der von intensiven Träumen geprägte REM-Schlaf oder der ruhigere Non-REM-Schlaf?
Das Ergebnis: Der Non-REM-Schlaf unterstützt dabei, Informationen in sinnvollen Kategorien zu ordnen. Der REM-Schlaf hilft, über diese Kategorien hinauszublicken und unerwartete Verbindungen zu entdecken.
Während des Non-REM-Schlafs kommunizieren Hippocampus und Cortex intensiv miteinander. Im Hippocampus gespeicherte Erinnerungen werden immer wieder im Cortex abgespult. Dabei werden Ähnlichkeiten bemerkt und diese Informationen gespeichert. Laut den Forschern könne der Hippocampus kontrollieren, was im Schlaf abgespielt wird. Und das sind vorzugsweise solche Informationen, die ähnlich sind oder thematisch zusammenpassen. Dadurch soll es uns leichter fallen, Verbindungen zu erkennen und sie zu verwenden, um Schemata zu bilden. Solche Wissensstrukturen kann man sich wie unterschiedlich etikettierte Schubladen eines Schranks vorstellen.
Im Traumschlaf arbeiten die beiden Hirnbereiche nicht so eng zusammen. Daher wird vermutet, dass der Cortex während der REM-Phase frei entscheiden kann, in welcher Kombination er Erinnerungen abspielt. Außerdem zeigen weitere Studien, dass sogenannte PGO-Wellen bestimmte Bereiche der Hirnrinde zufällig aktivieren. Diese treten im REM-Schlaf besonders häufig auf, was wiederum das Abspielen von Erinnerungen aus unterschiedlichen Schemata auslösen könnte.
„Wir wissen, dass Dinge, die uns beschäftigen, im Gehirn besonders prominent erscheinen und vermehrt während des Schlafs abgespielt werden“, erklärt Lewis. „Unsere Hypothese geht von Folgendem aus: Wenn ein anderer Inhalt zufällig im Cortex aktiviert wird und dieser Inhalt ein ähnliches Element besitzt, wird eine Verbindung hergestellt.“
Die Studie zeigt, dass Informationen sinnbildlich in eine Schublade eingeordnet werden, die zuvor nicht oder erst viel später dort gelandet wären. Diese Verknüpfungen könnten solche sein, die für das Problemlösen wichtig sind.
Die Forscherin veranschaulicht dies mit einem Beispiel: Der Physiker Ernest Rutherford basierte sein berühmtes Atommodell auf etwas, das zunächst keinen Bezug dazu zu haben scheint – dem Sonnensystem. Im Non-REM-Schlaf wäre Rutherfords Wissen über Atome und das Sonnensystem daher in unterschiedlichen Schemata kategorisiert worden. Im Traumschlaf dann könnten Inhalte zu Atomen zufällig gemeinsam mit Inhalten zum Sonnensystem abgespielt worden sein – und den Forscher auf den entscheidenden Zusammenhang gestoßen haben.
Beide Schlaf-Phasen seien wichtig: Im Wechsel werden neu entdeckte Verbindungen genutzt, um zuvor generierte Schemata umzustrukturieren.
Sabrina Peeters,
Redaktionsvolontärin
Quellen:
https://www.wissenschaft.de/gesellschaft-psychologie/probleme-loesen-im-schlaf/?utm_source=newsletter&utm_medium=email&utm_campaign=wissenschaft.de_26-10-2020
Penelope Lewis (Cardiff University) et al., Trends in Cognitive Sciences