© DIE PTA IN DER APOTHEKE
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Haut

BLACK BEAUTY

Porentief rein: Gegen gestresste und unreine Haut sind zahlreiche Produkte wie Phönix aus der Asche entstiegen. Dank schwarzer Kosmetik sollen Zähne blütenweiß werden und die Haut ebenmäßig.

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Kosmetik lebt von Innovationen, die manchmal tatsächlich bahnbrechende Wirkungen mit sich bringen, denkt man beispielsweise an Fruchtsäuren, Urea oder Hyaluronsäure. Hoch im Kurs stehen derzeit bei Beauty-Bloggern, in sozialen Netzwerken und damit schließlich auch in Parfümerien und Drogeriemärkten Produkte mit Aktivkohle. Was können sie wirklich?

Schwarze Kosmetik bringt Kohle Vorreiter waren Mascara, Eyeliner, Kajal, Lidschatten und Zahnpasten mit tiefschwarzer Note. Dann folgten Gesichtspackungen „Black Masks“, Shampoo, Peelings sowie Produkte zur Gesichtsreinigung. Neuerdings gibt es sogar kohlehaltige Smoothies oder Kaffee Latte mit entsprechendem Zusatz. Die Preisspanne für kosmetische Produkte reicht dabei vom Discountbetrag bis in die hochpreisige Etage.

Für eine Tube schwarze Zahnpasta sind manche Kunden bereit bis zu 30 Euro zu berappen. Es sind geschickte Marketingstrategien, die dahinter stecken. Denn im Grunde genommen ist der Trend um Produkte mit Aktivkohle schon recht alt. Denkt man beispielsweise an die alten Ägypter um Nofretete und Tutanchamum: Für ihren schwarzen Lid- oder Kajalstrich bedienten sie sich an Kohle. Afrikaner und Asiaten nutzen Kohle seit alters her als Zahnputzmittel.

Schwarzmalerei auf der Verpackung Aktivkohle kommt ursprünglich aus der Medizin und wird erfolgreich bei Vergiftungen oder als Kohletablette bei Durchfall eingesetzt. In Kläranlagen dient sie zur Wasserreinigung. Sogar in der Lebensmittelindustrie spielt sie eine Rolle: So werden zum Beispiel Biere, Suppenwürze oder Fruchtsäfte damit gereinigt. Grund dafür ist ihre Fähigkeit, dank ihrer porösen Struktur und damit verbunden riesengroßen inneren Oberfläche, Stoffe an sich zu binden.

Aktivkohle wird bei sehr hohen Temperaturen aus verbranntem Holz, Torf, Braun- und Schwarzkohle, Fruchtkernen, Kokosnussschalen und anderen kohlenstoffhaltigen Stoffen gewonnen. Allerdings können dabei auch Schadstoffe entstehen. Deshalb lohnt sich der Blick auf die INCI-Deklaration. So bemängelte beispielsweise die Zeitschrift Ökotest in einem Test über Kosmetik mit Aktivkohle, dass eine Reihe davon polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) enthält. Diese sind laut der Europäischen Kosmetikverordnung EU-weit verboten, weil sie im Verdacht stehen, eine krebserregende Wirkung zu haben.

Klären Sie Ihre Kunden im Beratungsgespräch auf. Steht auf schwarzer Kosmetik beispielsweise „Detox-Effekt“, „Deep Black“ oder „Zum Klären der Haut“, sagt das nicht aus, ob tatsächlich echte Aktivkohle mit im Produkt steckt. Hier kann es sich beispielsweise um CI 77266 beziehungsweise Carbon Black handeln. Mit Aktivkohle hat das wenig zu tun. Es ist schlichtweg Ruß, der besonders gerne für dekorative Kosmetik wie Wimperntusche, Eyeliner, Kajal oder Lidschatten Verwendung findet. Diese bringen lediglich Farbe, haben aber nicht die reinigende und entgiftende Wirkung, die mit Aktivkohle sonst assoziiert wird. Echte Aktivkohle-Kosmetik erkennen Sie in der Inhaltsstoffübersicht an Begriffen wie „activated charcoal“ oder „charcoal powder“. Auch wenn „mit Kohle“ auf der Produktvorderseite steht, lohnt der Blick in die INCI-Liste.

Die Zeitschrift Ökotest beschäftigte sich im vergangenen Jahr mit Aktivkohleprodukten für Haut, Haare und Zähne. Keines der untersuchten Produkte kam über die Note „befriedigend“ hinaus.

Wirkungen sind fraglich Schwarze Masken und Zahnpasten sind besonders bei jungen Frauen beliebt. Wohl auch dank der Verbreitung über soziale Kanäle wie Beautyblogs und Tutorials, in denen genau erklärt wird, wie schwarze Kosmetik am besten angewendet wird. Dank ihrer schwammähnlichen, sehr porösen und damit großen Oberfläche ist Aktivkohle in der Lage Schmutz und Gifte zu binden. Deshalb heißt es auf entsprechenden Kosmetikprodukten gerne, dass sie für feinere Poren sorgt, unreine und fettige Haut klärt und mattiert sowie sämtliche Verfärbungen durch Kaffee, Tee, Rotwein oder Nikotin von den Zähnen löst.

Allerdings ist fraglich, wieviel Schmutz und Ablagerungen dank solcher Produkte von der Haut gelöst werden können, wenn Aktivkohle Bestandteil einer Creme oder Maske ist. Denn in eine Grundlage eingearbeitet, bleibt von der Adsorptionsfähigkeit nichts mehr übrig. Bei schwarzer Zahnpasta ist der reinigende Effekt wohl eher auf die scheuernde als adsorbierende Wirkung zurückzuführen.

Schwarzer Puder zieht keine Gifte und Bakterien wie ein Schwamm aus der Haut, sondern wenig selektiv alles was in seine Nähe kommt. Einerseits können das abgestorbene Hautschüppchen und Umweltgifte sein. Andererseits aber auch Lipide, Vitamine, Mineralstoffe oder zum Beispiel Lichtschutzfilter. So eignen sich Black Peelings und Masken für Kunden mit trockener Haut nicht, sie läuft Gefahr noch trockener zu werden.

Schwarz bindet alles – Vorsicht bei Medikamenten Die Anwendung auf der Haut ist eine Sache. Die Einnahme beispielsweise als Zusatz in Smoothies, Kaffeegetränken oder Müsli eine andere, mit oft unterschätzter Wirkung. Aktivkohle hilft nicht nur bei Durchfall oder gegen verschiedene Gifte. Sie kann auch Einfluss auf die Wirkung von Arzneimitteln haben. Deshalb ist vom innerlichen Gebrauch, außer bei medizinischer Indikation, abzuraten. Ist eine Kundin auf der Suche nach Produkten zur Hautreinigung oder Verfeinerung des Hautbildes, gibt es in der Apotheke bewährte Klassiker wie Heilerde und Tonmineralien.

Daraus hergestellte Masken, Cremes und andere Reinigungsprodukte enthalten gut untersuchte Inhaltsstoffe. Sie erfüllen den gleichen Zweck, ohne dabei negative Begleitstoffe mitzubringen. Zur Anwendung auf der Haut sind Produkte mit Aktivkohle ein Trend bei fettiger und unreiner Haut. Für sensible, trockene oder faltige Haut empfehlen Sie bitte lieber gut verträgliche und wirksame Alternativprodukte.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 05/18 ab Seite 98.

Kirsten Metternich von Wolff, Freie Journalistin

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