Daueranwendung | Viruserkrankungen
PPI ERHÖHEN RISIKO FÜR MAGEN-DARM-INFEKTE
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PPI unterdrücken nicht nur die Magensäuresekretion, sondern auch das Immunsystem. Daher ist bereits bekannt, dass die längere Einnahme der „Säureblockern“ zu einer bakteriellen Besiedelung des oberen Magen-Darm-Trakts führen kann, wodurch das individuelle Risiko für Darm- und Lungeninfektionen steigt – auch Infektionen mit dem Problemkeim Chlostridium difficile treten häufiger auf. Forscher um Dr. Ana-Maria Vilcu von der Pariser Universität Sorbonne haben in ihrer kürzlich veröffentlichten Studie darauf hingewiesen, dass auch virale Magen-Darm-Infekte unter PPI-Therapie gehäuft auftreten. Ihre Ergebnisse bezogen die Forscher aus knapp über 860 000 Patientendaten öffentlicher französischer Apotheken.
Von diesen Patienten hatten etwas über ein Drittel während der Wintersaison 2015/16 PPI eingenommen, die restlichen Patienten wurden in diesem Kohortenformat der Kontrollgruppe zugeordnet. Während des Beobachtungszeitraums erkrankten 1,3 Prozent der PPI-Anwender mindestens einmal an einem Magen-Darm-Virusinfekt, aus der Kontrollgruppe waren es anteilig nur 0, 7 Prozent. Die Differenz wurde vor allem in der Altersgruppe der 65- bis 74-Jährigen deutlich. Die Autoren resümieren daher, dass die allgemeine, durch PPI-verursachte Immunschwäche auch das virale Infektionsrisiko erhöhe.
In einem Kommentar unterstützte eine kanadische Expertengruppe um Dr. Kaleen Hayes von der Universität Toronto in Kanada die These grundsätzlich, gibt aber zu bedenken, dass die Langzeit-PPI-Anwender aus der Studie generell häufiger krank waren. Daher könnten die Magen-Darm-Infekte ebenso auf ein aus anderen Gründen geschwächtes Immunsystem, auf häufigere Arztkontakte oder eine größere Gebrechlichkeit zurückzuführen sein. Nähere Untersuchungen seien daher lohnenswert. Unabhängig von diesem Aspekt mahnen die Studienautoren dennoch dazu, die Langzeitanwendung von PPI kritisch zu hinterfragen. Denn häufig wird der „Magenschutz“ ohne eindeutige Indikation eingenommen. Der häufigste Grund der Verschreibung, gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD), erfordere nur eine kurze Einnahmedauer. Zahlen aus den USA zeigten, dass bei 65 Prozent der Langzeitanwender keine klare Indikation für eine weitere Einnahme vorliege. Und das dürfte in Deutschland wohl kaum anders aussehen.
Farina Haase,
Apothekerin/Redaktion
Quelle: Pharmazeutische Zeitung