Es gibt eine Innovation beim Transport von Spenderorganen: Die normotherme Maschinenperfusion (NMP) ist vor allem für Lebern gut geeignet. © photographereddie/ iStock / Thinkstock

Transplantationen | Alternativverfahren

ORGANTRANSPORT: KÜHLUNG ODER PERFUSION?

Organe, die zur Transplantation vorgesehen sind, werden auf dem Weg zum Empfänger heruntergekühlt. Doch dieses Verfahren hat auch Nachteile. Gibt es eine bessere Alternative?

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Besonders Spenderlebern sind heikel zu behandeln, was den Zeitpunkt zwischen Entnahme und Transplantation betrifft. Für Menschen mit akutem Leberversagen oder einer chronischen Lebererkrankung ist eine Ersatzleber die letzte Möglichkeit. Da der Bedarf an Spenderlebern groß ist und die Warteliste lang, müssen Mediziner immer häufiger auf Organe zurückgreifen, die zwar noch funktionieren, aber nicht in einem optimalen Zustand sind – zum Beispiel aufgrund von Vorerkrankungen des Spenders.

Die Methode, die Organe herunterzukühlen und in einer Kühlbox zu lagern und zu transportieren, erweist sich bei Lebern häufig als problematisch. So sind vorgeschädigte Organe generell anfälliger für sogenannte Reperfusionsschäden, die entstehen, wenn nach längerer Minderdurchblutung wieder frisches Blut durch das Gewebe fließt. Hinzu kommt auch, dass die Ärzte einen drohenden Organverlust erst bemerken, wenn es schon zu spät ist. Denn im gekühlten Zustand kann die Funktionsfähigkeit des Organs nicht überprüft werden.

Die Alternative ist die sogenannte normotherme Maschinenperfusion (NMP). Dabei wird die Leber in einem Apparat transportiert, der ihr vorgaukelt, sich noch im menschlichen Körper zu befinden. Sie behält ihre Temperatur und wird über Schläuche mit sauerstoffreichem Blut, Nährstoffen sowie speziellen Medikamenten versorgt. Angeschlossen an diesen künstlichen Kreislauf kann sie zur Not 24 Stunden am Leben gehalten werden, drohende Schäden, können sie zudem sofort festgestellt und Gegenmaßnahmen ergriffen werden.

Wovon aber profitieren Patienten mehr - vom Spenderorgan aus der Kühlbox oder von jenem, das per NMP-Verfahren zum Spender gebracht wurde? David Nasralla von der University of Oxford und seine Kollegen haben erstmals in einer randomisierten kontrollierten Studie an 220 Lebern den Vergleich vorgenommen. Er ergab: Zwar bekamen die Patienten mit der NMP-Methode ein deutlich länger konserviertes Organ (Verlängerung um 54 Prozent), das aber trotzdem die Zeit außerhalb des Körpers deutlich besser überstand. Weniger Organe gingen verloren und die transplantierten Lebern trugen nur halb so viele Schäden davon. Langfristig gehen die Forscher davon aus, dass sich die maschinelle Perfusion positiv auf den Erfolg der Transplantation auswirkt und bald deutlich weniger Spenderlebern verloren gehen werden.

„Der weltweite Mangel an Spenderorganen bleibt die größte Herausforderung in der Transplantationsmedizin“, sagt Peter Schemmer von der Medizinischen Universität Graz. „Daher ist jedes Verfahren, wie auch die NMP, sehr willkommen.“ Doch es gebe erstens keine abschließende Garantie für eine verlässliche Leberfunktion nach deren Transplantation, noch könne auch mit dieser Methode aus ungeeigneten Lebern ein funktionsfähiges Spenderorgan gewonnen werden.

Alexandra Regner,
PTA/Redaktion

Quelle: www.wissenschaft.de

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