Nierenschäden
DER KLIMAWANDEL GEHT UNS AN DIE NIEREN
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Auf dem Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin kam die Nierengesundheit im Zusammenhang mit dem Klimawandel zur Sprache. Experten sind sich einig und warnen vor den Folgen von Hitze und Feinstaub. Auch Fruchtsaft kann eine Gefahr darstellen.
Während Feinstaub bisher eher mit Lungenerkrankungen oder Krebsverdacht in Zusammenhang gebracht wird und Hitzetote eher mit Herz-Kreislauf-Problemen, wird nun klar, dass auch die Nieren besseren Schutz vor den Folgen des Klimawandels brauchen.
Hitze haut auch gesunde Nieren um
Professor Dr. Simona Cosima Boedecker-Lips weist in ihrem Vortrag darauf hin, dass die Zahl der Hitzetoten im Jahr 2022 in Europa mit fast 63 000 stark gestiegen ist. Setze sich der Trend der letzten Jahre fort, könnten 2050 jährlich 120 000 Europäer an den Folgen sterben, befürchtet die Nephrologin an der Uniklinik Mainz.
Einige dieser Todesfälle gehen auf das Konto hitzebedingter Nierenschäden. Durch die Sommerhitze entstehen Elektrolytverschiebungen, vermehrt Nierensteine und Harnwegsinfekte, aber auch akute Nierenschäden. Viele Personen, die wegen eines Hitzeschocks ins Krankenhaus kommen, sind von akuten Nierenschäden betroffen, ein Teil davon bleibt dialysepflichtig.
Betroffen sind nicht nur erwartbare Risikogruppen wie Bluthochdruckpatienten, Ältere der chronisch Nierenkranke, sondern auch Menschen, die sich der Hitze an ihrer Arbeitsstelle nicht entziehen können und zudem körperlich arbeiten müssen. Bauarbeiter, Gärtner oder Mitarbeiter in der Landwirtschaft fallen darunter.
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Wie schaden heiße Temperaturen den Nieren?
In extremen Fällen kann ein Mensch durch Schwitzen bis zu zwei Liter Wasser in der Stunde verlieren. Das sind Mengen, die durch Trinken kaum zu decken sind. Das führt zu einer Minderdurchblutung der Nieren, was die Filterleistung absinken lässt. Die Urinausscheidung verringert sich, was zu erhöhten Harnsäurewerten im Blut und so zu oxidativem Stress und Entzündungen der Niere führt. Sie quittiert dann irgendwann den Dienst.
Feinstaub schadet den Nieren
Ein weiteres Problem für die Nieren ist Feinstaub, besonders die Partikel unter 2,5 Mikrometer Größe. Diese, so Professor Dr. Jens Lutz, Direktor der Medizinischen Klinik III in Bremen-Mitte, gelangen durch die Atmung in den Blutkreislauf. Im Filtersystem der Niere angekommen, aktivieren sie das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System und begünstigen oxidativen Stress und Entzündungen.
Kein Saft im Sommer
Wichtig, so betont Professor Boedecker-Lips, sei auch die Wahl des Durstlöschers. Fruchtsaft kann die Nieren schädigen, weil die enthaltene Fructose speziell bei Hitze und körperlicher Betätigung zu Fructose-1-Phosphat umgebaut wird. Diese Substanz verursacht Entzündungen im Tubus-Epithel der Nieren.
Medikamente kontrollierenund anpassen
Hypertoniker, chronisch Nierenkranke und Betroffene von Herzinsuffizienz haben im Sommer noch ein weiteres Problem. Ihre Medikamente, wie Blutdrucksenker oder Diuretika, begünstigen besonders in Kombination mit geringen Trinkmengen einen Volumenmangel. Diesen nimmt die Niere langfristig übel. Unter Umständen ist es ratsam, die Therapie von ärztlicher Seite im Sommer enger zu überwachen und gegebenenfalls die Dosen der Medikamente zu reduzieren.
Trinken, trinken, trinken
Die Probleme werden mit der steigenden Durchschnittstemperatur zunehmen. Am wichtigsten ist und bleibt eine ausreichende Trinkmenge. Risikopatienten gehören speziell im Sommer unbedingt in eine engmaschige ärztliche Überwachung. Ihre Nieren werden es ihnen danken.
Quellen:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/wie-der-klimawandel-der-niere-zusetzt-147236/
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/was-die-nierenwerte-aussagen-145141/