Ansicht eines Antikörpers unter dem Elektronenmikroskop
Antikörper zählen zu den zentralen Bestandteilen unseres Immunsystems und richten sich eigentlich immer gegen ein bestimmtes Antigen. © Svisio / iStock / Getty Images Plus

Immunabwehr | Entdeckung

NEUER UNIVERSAL-ANTIKÖRPER: EINER FÜR ALLE

Es dauert eine Weile, bis sich bei Infektionen Antikörper gebildet haben. Dachte man. Jetzt haben deutsche Wissenschaftler zu ihrer eigenen Überraschung einen Universal-Antikörper entdeckt.

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Im Fachjournal „Nature Immunology“ war es schwarz auf weiß zu lesen: In den Laboren des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) sind erstmals Antikörper nachgewiesen worden, die nicht nur ein bestimmtes Bakterium, sondern mehrere verschiedene Mikroorganismen erkennen und neutralisieren können.

Das Team um Dr. Hedda Wardemann gewann zunächst monoklonale Antikörper gegen das Bakterium Klebsiella pneumoniae aus dem Blut gesunder Probanden. Üblicherweise erkennt ein Antikörper spezifisch ganz bestimmte Polysaccharid-Oberflächenstrukturen auf Bakterien und richtet sich nur gegen diese eine Keimart, nicht aber gegen andere Mikroben.

Doch die neu entdeckten Antikörper sind anders: Sie eliminierten nicht nur den einen Erreger, sondern verschiedene Serotypen von Klebsiella – und nicht nur das. „Sie waren nicht auf diesen Erreger beschränkt, sondern erkannten auch andere Bakterien und sogar bestimmte Hefen und Viren“, berichtet die Immunologin in einer Pressemeldung. Das liegt übrigens an bestimmten Zuckerstrukturen auf den Zelloberflächen: Alle Mikroorganismen, an die sich die Antikörper anhefteten, trugen einen Mannose-Schnipsel namens Lipopolysaccharid-O-Antigen.

Damit ermöglichen die kreuzspezifischen Antikörper, die diesen Schnipsel erkennen, eine Art Universalkontrolle über die Immunabwehr. Mit ihrer Hilfe kann das Immunsystem verschiedene Krankheitserreger abwehren, mit nur einer einzigen Art von Molekül.

Mit Klebsiella pneumoniae wird das Immunsystem eines gesunden Menschen eigentlich spielend fertig. Anders verhält es sich bei Immungeschwächten, zum Beispiel in Krankenhäusern: Dort vermehrt sich das Bakterium teilweise stark und kann zu lebensbedrohlichen Erkrankungen führen. Ein therapeutischer Einsatz von Antikörpern ist demnach vor allem angesichts zunehmender Antibiotikaresistenzen interessant.

Alexandra Regner                                                                                                                  PTA, Redaktion

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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