"Morgens bin ich immer müde - aber abends bin ich wach", davon singt schon ein alter Schlager. Die gesundheitliche Gefährdung von "Nachteulen" untersuchte eine Studie. © AntonioGuillem / iStock / Thinkstock

Chronobiologie | Forschungsergebnisse

NACHTEULEN STERBEN FRÜHER

Nachteulen haben es schwer. Sie würden gern erst gegen Mittag aufstehen und dafür gegen Abend richtig lospowern. Doch unsere Gesellschaft ist gegen sie.

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Die Schule beginnt um acht Uhr morgens, die Arbeit meist auch um diesen Dreh: Es ist einfach nicht möglich, den Alltag auf Menschen vom Nachteulen-Typ zurechtzuschneiden. Forscher haben sich nun mit ihnen beschäftigt: In einer großen Untersuchung beschäftigten sie sich damit, wie sich das ständige Leben entgegen des internen Taktgebers auf die Gesundheit von Menschen dieses Chronotyps auswirkt.

Und es gibt schlimme Nachrichten: Nachteulen – wie diese Menschen umgangssprachlich genannt werden – werden nicht nur häufiger krank, sondern sie sterben auch früher.

Und dabei können sie gar nichts dafür, dass sie entgegen dem gängigen Rhythmus leben. Denn unsere (teils angeborene, teils erworbene) innere Uhr bestimmt den Tagesrhythmus unseres Körpers: Sie beeinflusst, wann wir müde werden, wann bestimmte Stoffwechselvorgänge auf Hochtouren laufen und ob wir Frühaufsteher – so genannte „Lerchen“ – oder eben Eulen sind. Bei den Nachteulen tickt die innere Uhr langsamer und hängt der natürlichen Zeiteinteilung um bis zu zwei Stunden hinterher. Das führt unter anderem dazu, dass diese Menschen abends ein Leistungshoch haben, während die „Lerchen“ sich bereits nach ihrem Bett sehnen.

Diese chronobiologische Besonderheit ist auch genetisch bedingt, weiß die Wissenschaft. Und bis zu einem gewissen Grad kann man sich auch anpassen, wenn man beachtet, dass Tageslicht am Morgen die Ausschüttung wachmachender Botenstoffe bewirkt, während der Schein von Laptop- und Smartphone-Bildschirmen das Einschlafen erschwert. Auch regelmäßige Schlafenszeiten sind für den Körper wichtig.

Kristen Knutson von der Northwestern University in Chicago und Malcolm von Schantz von der University of Surrey sind der Frage nachgegangen, was ein Leben entgegen der inneren Uhr für die Gesundheit von „Nachteulen“ bedeutet. Dafür begleiteten sie knapp 500 000 Briten im Alter zwischen 38 und 73 über einen Zeitraum von sechseinhalb Jahren. Nachdem sie in den Morgen- oder Abendtypus unterteilt worden waren, beobachteten die Forscher, wer von den Teilnehmern krank wurde oder gar starb. Würde sich bei vergleichbarer Lebensweise und gesundheitlichen Voraussetzungen ein Zusammenhang mit der individuellen Chronobiologie feststellen lassen?

Tatsächlich stellte sich heraus: Die Nachteulen erkrankten unter anderem häufiger an Diabetes sowie psychischen und neurologischen Störungen. Außerdem starben sie früher. Mögliche Erklärungen für diesen Effekt könnten zum Beispiel psychologischer Stress, Schlafmangel oder für den Körper ungünstige Essenszeiten sein.

Als Konsequenz aus ihren Untersuchungen forderten Knutson und von Schantz, dass die Arbeitszeiten von Nachteulen besser an deren innere Uhr angepasst werden sollten. „Sie sollten nicht gezwungen werden, um acht Uhr anzufangen“, bemerkte Knutson. „In vielen Jobs könnte die Schichtvergabe zum Beispiel an diesen Chronotyp angepasst werden. Manche Menschen sind womöglich besser in der Nachtschicht aufgehoben.“

Wie es sich auswirkt, wenn Nachteulen ihre innere Uhr mithilfe gezielter Maßnahmen umstellen, das wollen die Forscher künftig untersuchen: „Dann werden wir sehen, ob es beispielsweise zu einer Verbesserung des Blutdrucks und der Gesundheit insgesamt kommt“, konstatierte Knutson.

Alexandra Regner,
PTA/Redaktion

Quelle: www.wissenschaft.de

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