Der neue Therapieansatz zur Erforschung neuer Medikamente im Kampf gegen die Parkinsonsche Krankheit konzentriert sich auf die Zertrümmerung der Proteine, die an die Nervenzellen im Gehirn anlagern. © Design Cells / iStock / Getty Images Plus

Eiweiß-Ablagerungen | Neuer Therapieansatz

MORBUS PARKINSON: WIE ZERSTÖRT MAN PROTEINE?

Dass Verklebungen bestimmter Eiweiße an Nervenzellen im Gehirn die Parkinsonsche Krankheit auslösen, ist schon länger bekannt. Wissenschaftler wollen nun die Ansammlungen der “Alpha-Synuclein-Proteine“ als neuartigen Therapieansatz nutzen, indem sie ihre Struktur erforschen.

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Parkinson oder Multisystematrophie gehen mit den länglichen Verklumpungen an Nervenzellen im Gehirn einher, das ist ein typisches Krankheitsmerkmal. Das Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie (MPI-BPC) und das Deutsche Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) denken nun von diesem Punkt aus: Wie könnte man das Zusammenkleben der Alpha-Synuclein-Moleküle verhindern oder sogar bereits bestehende Aggregate auflösen? Um aber genaue Wirkmechanismen und Andockstellen zu finden, gab es bisher nur Ergebnisse aus Laborexperimenten – sozusagen nachgebaute Strukturen aus dem Reagenzglas.

Untersucht wurden jetzt die Gewebeproben aus dem Gehirn fünf verstorbener Parkinson- und fünf verstorbener MSA-Patienten. Dem gegenüber stellte man künstlich hergestellte Alpha-Synuclein-Aggregate. Dabei stellte man fest, dass die natürlichen Proben eine ganz andere Struktur hatten als die künstlich hergestellten. Es gab auch Unterschiede zwischen Parkinson- und MSA-Proben.

Es zeigte sich, dass die Proteine der Parkinson-Patienten deutlich uneinheitlicher waren; Professor Dr. Markus Zweckstetter, Forschungsgruppenleiter am DZNE und am MPI-BPC spricht von einer „gewissen strukturellen Vielfalt“. Zwar enthielten die Aggregate die bekannte „Beta-Faltblatt-Struktur“, jedoch zeigte sich die Faltung der Proteine nicht durchgängig: Jede Verklumpung enthielt auch Abschnitte ohne definierte Struktur. Diese Struktur zeigte zudem deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Parkinson-Patienten. Den Forschern zufolge könnte dies damit zusammenhängen, dass der Verlauf der Parkinson-Erkrankung von Mensch zu Mensch recht unterschiedlich sein kann. Dies würde der gängigen Hypothese von „One disease, one strain“ widersprechen: Diese besagt, dass Parkinson nur mit einer einzigen, klar definierten Aggregatform einhergeht. „Angesichts unserer relativ kleinen Stichprobe von fünf Patienten lässt sich das aber nur vermuten“, so Zweckstetter. „Unsere Ergebnisse belegen jedoch sicherlich, dass Studien mit Gewebeproben von Patienten notwendig sind, um Labor-Experimente sinnvoll zu ergänzen.“

Morbus Parkinson kann bisher nur symptomatisch therapiert werden. Dabei kommen in erster Linie Levodopa sowie die Dopaminrezeptor-Agonisten, Muscarinrezeptor-Antagonisten wie Bipiriden, MAO-B-Hemmer, COMT-Hemmer, NMDA-Antagonisten und Anticholinergika zum Einsatz. Weltweit sind zehn Millionen Menschen betroffen.

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quelle: www.wissenschaft.de

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