Rasche Impfstoffentwicklung gewinnt mit der Zunahme bestimmter Erkrankungen immer mehr an Bedeutung. © Davizro / iStock / Getty Images Plus

Impfseren | Neues Herstellungsverfahren

MIT PLUG-AND-PLAY ZUR SCHNELLEN IMPFUNG

Beim Ausbruch der Ebola-Epidemie 2014 stellte sich die Frage: Wie lassen sich schnell und in großen Mengen Antikörper gegen gefährliche Viren gewinnen? Forscher haben jetzt eine Möglichkeit gefunden, um diese rasch zu erzeugen und damit einen Impfstoff herzustellen.

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Die Lösung heißt: adjunvantierte virusartige Partikel (VLPs) im Plug-and-Play-Verfahren zur Gewinnung von funktionalen Antikörpern. Was verbirgt sich dahinter?

Bei einem Ausbruch mit lebensbedrohlichen Erregern werden schnell Therapeutika benötigt, die bei Bedarf sehr rasch für viele Menschen produziert werden müssen. Doch bis zur Entwicklung von wirksamen Impfstoffen vergehen bisher viele Jahre. Eine Möglichkeit zur Behandlung von Erkrankten besteht in der passiven Immunisierung – dafür werden dem Blut von Menschen, die die Erkrankung gerade überstanden haben, die spezifischen Antikörper entnommen. Diese Antikörper sorgen für die Heilung der Infektion bei den Rekonvaleszenten und man kann sie auch neu Erkrankten verabreichen, um sie vor einer Infektion zu schützen. Das Problem: Die Gewinnung von Rekonvaleszentenplasma kann nur begrenzt erfolgen, denn nur Personen, die gerade die Erkrankung überstanden haben, können als Spender dienen.

Eine Alternative wäre das Gewinnen von Immunseren aus Tieren. Forscher des Paul-Ehrlich-Institutes um Prof. Veronika von Messling, Leiterin der der Abteilung Veterinärmedizin des Paul-Ehrlich-Instituts, haben gemeinsam mit Forschern der Universitäten Marburg und München innerhalb des Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) am Beispiel des Ebola- und Nipah-Virus untersucht, wie sich möglichst effektiv die Bildung funktioneller Antikörper bei Kaninchen induzieren lässt.

Dabei fand man heraus, dass adjuvantierte virusartige Partikel sehr effizient die Bildung hoher Titer funktionaler Antikörper in den Tieren anregen. Auf VLP basierende Impfstoffe sind deshalb sehr interessant, weil das Immunsystem zwar im Rahmen der normalen Infektionsabwehr direkt anspringt, sich die VLP aber nicht in den Zielzellen vermehren. Durch ein spezielles Aufreinigungsverfahren lassen sich stabile polyklonale Antikörper gewinnen. Diese sind von Vorteil, weil sie sich gegen unterschiedliche Antigene des Erregers richten.

Auch gegen Nipah ließ sich so eine starke Antikörperbildung induzieren. VLP lassen sich innerhalb von ein bis zwei Wochen in ausreichender Menge für die Immunisierung von Tieren herstellen und Antigene leicht austauschen, sodass sie möglicherweise als bequemes Plug-and-Play-System für die Antikörpergewinnung genutzt werden können. Das sei ein erfolgversprechender Ansatz zur schnellen Bereitstellung schützender Immunseren bei Ausbrüchen mit neuen gefährlichen Viren, bekräftigte Prof. Veronika von Messling.

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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