frische Minze gemeinsam  mit Gurkenscheiben in einem Wasserglas
Minze kann einen frischen Geschmack in Kaltgetränke zaubern. Oder den Acker von Unkraut befreien. © Lilechka75 / iStock / Getty Images Plus

Umweltschutz | Landwirtschaft

MINZE, DAS NEUE SUPERHERBIZID?

Unkrautvernichtungsmittel sind heiß umstritten: Zwar sichert eine ertragreiche Ernte die Ernährung der Weltbevölkerung, allerdings geschieht dies häufig mit Chemikalien zweifelhaften Rufs. Bio-Herbizide und ökologische Schädlingsbekämpfung sind daher immer mehr auf dem Vormarsch.

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Glyphosat ist so ein klassischer Vertreter, der die Meinungen auseinandergehen lässt. Nicht nur, dass es als chemisches Herbizid stark ins Ökosystem eingreift und sowohl Tier- als auch Pflanzenwelt beeinträchtigt, es steht auch weiterhin im Verdacht Krebs auszulösen. Doch Landwirte stehen ohne Herbizide weltweit vor einem großen Problem: Wie soll die Ernährung einer ständig wachsenden Bevölkerung gesichert werden, wenn Unkräuter 30 bis 50 Prozent Ertragseinbuße bescheren?

Es müssen Alternativen her, die einen Kompromiss zulassen. Oft lohnt sich ein Blick in die Natur, denn auch hier findet chemische Kriegsführung jeden Tag statt – aber vollkommen biologisch. Wer Minze im Garten oder auf dem Balkon hat, wird es schon bemerkt haben: Sie breitet sich unheimlich schnell aus und erstaunlicherweise wächst auch nicht so viel in ihrer direkten Umgebung. Ähnliches gilt für Bärlauch oder Walnussbäume: Sie alle bremsen das Wachstum anderer Pflanzen in ihrer Umgebung, treiben Unkräuter regelrecht in den Selbstmord.

„Dabei handelt es sich zumeist nicht um Gifte, sondern um chemische Signale, die bei der Zielpflanze die Wirkung hervorrufen“, erläutert Peter Nick vom Botanischen Institut des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Könnte es am aromatischen Duft der Minze liegen? Dieser Frage sind Nick und sein Kollege Mohammed Sarheed nachgegangen: Sie extrahierten die Inhaltsstoffe verschiedener Minz-Sorten – denn alle riechen schließlich ein bisschen anders – und versahen einzelne Bestandteile mit Markern. Im Anschluss wurden Keimungstests mit verschiedenen Pflanzen wie Kresse, Winterweizen, Tomaten, Windengewächsen und dem stumpfblättrigen Ampfer (Rumex obtusifolius), einem häufigen Weideunkraut, durchgeführt.

Vor allem zwei Inhaltsstoffe erwiesen sich als tödlich: Beta-Pinen und Menthon. Die Bestandteile des ätherischen Öls führten in den benachbarten Pflanzen zum Zelltod. „Es zeigte sich, dass Menthon dadurch besonders gegen das auf Bergweiden vorkommende Unkraut Ampfer wirksam ist“, sagt Sarheed. Interessanterweise förderten die Minzöl-Komponenten das Wachstum beispielsweise von Apfel oder Wein. Eine weitere Eigenschaft, die ein gutes Herbizid ausmacht: gegen Unerwünschtes vorgehen, aber Gewünschtes in Ruhe lassen. „Die Ergebnisse ebnen den Weg für den Einsatz neuartiger Bioherbizide, deren Wirkung spezifisch für eine bestimmte Art ist“, erklärt Sarheed. „Beispielsweise würden Unkräuter bei entsprechenden Signalen Selbstmord begehen während Nutzpflanzen das Signal ignorieren.“

Farina Haase,
Apothekerin/Online-Redaktion

Quelle: wissenschaft.de

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