Milch in Glasflasche Kühe im Hintergrund© Andrei Kravtsov / iStock / Getty Images Plus
Bauernmolkereien können ihre Milch entweder in Verbundkartons, Kunststoffverpackungen oder Mehrweg-Glasflaschen abfüllen.

Mehrweg | Wirtschaft

STUDIE SORGT DAFÜR, DASS MOLKEREI KÜNFTIG GLASFLASCHEN VERWENDET

Was ist besser für die Umwelt – Glas, Tetrapack oder Kunststoff? Da die Upländer Bauernmolkerei, ein Anbieter regionaler Biomilch in Hessen, sowieso eine neue Abfüllanlage bauen wollte, beauftragte sie das Fraunhofer-Institut mit einer Ökobilanzstudie. Das Ergebnis enthält zwar einen Sieger, ist aber differenziert zu betrachten.

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Verbundkartons, Kunststoffverpackungen oder Mehrweg-Glasflaschen, das war hier die Frage. Dabei berücksichtigten die ForscherInnen die Produktion, den Transport und die Entsorgung der unterschiedlichen Verpackungsmöglichkeiten. Zur Produktion gehört beispielsweise der Einsatz der Rohmaterialien für Verpackung, Verschluss und Etikett. Beim Transport der Milchverpackung wird der Weg vom Hersteller bis zum Abfüller sowie der Transport bis zum Verkäufer berücksichtigt, inklusive der Leerfahren bis zur nächsten Warenaufnahme und Retourfahrten. Bei der Abfüllung fließt auch die vorherige Reinigung der Glasflaschen mit ein. Bei der Entsorgung zählen das Recycling von Papier und Kunststoffen oder die thermische Verwertung und Gutschriften für Energie und Material für die Rezyclate.

Und hier das Ergebnis: Mehrweg-Glasflaschen sind die nachhaltigste Verpackung für die Upländer Molkerei. Allerdings unter zwei Bedingungen: Die Transportwege müssen kurz sein oder die Flaschen müssen öfter als zwanzigmal befüllt werden. Der Grund: Die Glasflasche beeinflusst pro Umlauf im Vergleich zum Getränkeverbundkarton das Klima zunächst stärker. Das liegt am höheren Gewicht beim Transport, an den Retouren sowie der zusätzlichen Reinigung zur Wiederbefüllung. Die Nachteile der Glasflasche kehren sich jedoch um, wenn sie häufig verwendet wird oder innerhalb des Kreislaufs transportiert wird. „Je höher die Rückläufe und je kürzer die Distanzen sind, desto nachhaltiger ist Glas“, erklärt Karin Artzt-Steinbrink, Geschäftsführerin der Upländer Molkerei.

Das Fraunhofer-Institut erklärt in der Studie noch einmal im Einzelnen die verschiedenen Verpackungsträger:

  • Kunststoffverpackungen haben zwar den geringsten CO2-Fußabdruck (durch die hohen Gutschriften für die energetische Verwertung). Langfristig ist aber zu erwarten, dass diese Gutschriften zum Beispiel durch die Vermeidung von Brennstoffen als Energieträger kleiner werden, da auch der Energiesektor nachhaltiger wird.
  • Kunststoff-Standbeutel haben einen geringen Kreideanteil, wodurch diese in einer Sortieranlage vor dem Recycling aussortiert und energetisch verwendet werden.
  • Die Mehrweg-Glas-Variante ist recyclingfähig und hat den Vorteil, dass weniger Abfälle produziert werden und durch das Wiederverwenden regionale Wirtschaftskreisläufe gefördert werden. Durch das Recycling werden Materialkreisläufe geschlossen.

 

Neue Verpackungslinie

Der Kunststoff-Verschluss von Verbundkartons (Tetrapacks) könnte durch einen Knick-Verschluss ersetzt werden, sodass auch das Recycling vereinfacht würde. Somit könnte sowohl der Einsatz von Glasflaschen als auch von Getränkeverbundkartons sinnvoll sein.

Nach Auswertung der Studie hat die Bauernmolkerei nun beschlossen, neben der Linie für Verbundkarton zusätzlich in eine neue Verpackungslinie für Mehrweg-Glas zu investieren. Die braunen Glasflaschen sollen zukünftig schwerpunktmäßig in der Region angeboten werden. In der neuen Produktionsstätte soll dann auch Joghurt hergestellt und im 500-Gramm Mehrweg-Glas angeboten werden. Los geht’s ab Herbst, dann wird die neue Abfüllanlage in Betrieb genommen. Die Bauarbeiten in Usseln, dem Stammsitz der Molkerei, sind in vollem Gange.

Quellen:

https://idw-online.de/de/news77000
https://www.bauernmolkerei.de/presse/bauernmolkerei-investiert-in-mehrweg-glas.html

 

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