Apothekendrohne | Forschungsprojekt
MEDIS KOMMEN MIT FLIEGENDEM BOTENDIENST
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Dr. Reiner Haseloff (CDU) war des Lobes voll: „Das, was mit der Apotheken-Drohnen-App und der vollständig kontaktlosen Lieferung von Medikamenten heute noch neu und exotisch klingt, könnte für die Menschen, insbesondere in ländlichen Regionen, schon sehr bald alltägliche Realität sein“, sagte der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt Anfang des Monats bei der Projekteröffnung. Ein Apotheker aus Dessau, Martin Grünthal, hat die Sache bereits im vergangenen Frühjahr initiiert und zog das ganz professionell auf: Er und sein Projektpartner Sirko Scheffler, Geschäftsführer des IT- und Mediendienstleisters Brain-SCC hatten sich im Vorfeld an das Bündnis „Translationsregion für digitalisierte Gesundheitsversorgung“ (TDG) unter Leitung der Universitätsmedizin Halle gewendet und dann gemeinsam eine Förderung beantragt – erfolgreich.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung gibt 676 000 Euro hinzu. Die Drohne wurde sogar schon von der Krankenhausapotheke der Charité in Berlin erprobt.
Nun soll die Versorgung per Drohne unter realen Bedingungen getestet werden. Neben Pflegeeinrichtungen und Hausarztpraxen sollen vor allem mobilitätseingeschränkte Menschen oder solche, die ländlich wohnen, beliefert werden. Eine weitere Möglichkeit: die Versorgung von Menschen in Quarantäne. Die Uni Halle erforscht nun auch die Akzeptanz der Technologie auf Seiten der Nutzer sowie die Effekte auf die Gesundheitsversorgung allgemein.
Ziel sei es, die Lebensqualität von älteren, pflegebedürftigen Menschen zu sichern.
Ein „Paradebeispiel für die Verknüpfung von Wirtschaft und Wissenschaft zum Wohle der Gesellschaft“ nennt es Dr. Patrick Jahn, Leiter der AG Versorgungsforschung und Pflege im Krankenhaus an der Uni Halle. Ihr komme dabei eine Doppelrolle zu:
Einerseits sind wir Koordinator und Leitung des Bündnisses, andererseits aber auch als Projektpartner involviert, als die wir im Rahmen unserer Versorgungsforschung die Mensch-Drohnen-Interaktion und die Akzeptanz des Vorhabens wissenschaftlich begleiten und evaluieren werden.
Für den Apotheker mit der Anfangsidee, Martin Grünthal, hat das Projekt auch noch einen ganz anderen Wert. Denn die Entwicklung gehe zum E-Rezept. „Für mich als Apotheker einer Apotheke vor Ort heißt das, meine Arbeitswelt daran anzupassen.“ Das E-Rezept sei dabei nur der Anfang eines digitalen Prozesses, mit dem durch Ergänzung der Zustellmöglichkeit per Drohne kontaktlose Versorgung der Menschen möglich sein wird. Darüber hinaus sollen neue, sichere und übertragungsfreie Logistik-Wege erschlossen werden, mit denen eine Entlastung von Pflegefachpersonen und vor allem pflegenden Angehörigen erreicht werden kann.
Ganz konkret sollen die Medikamente übrigens von der Drohne über eine Seilwinde zum Empfänger hinabgelassen werden. Eine Landung des Fluggerätes sei unter Umständen zu umständlich, sagte einer der Initiatoren. Als Sicherheitselement erhält die Drohne daher ein ganz besonderes Helferlein – einen kleinen Fallschirm.
Alexandra Regner,
PTA und Medizinjournalistin
Quelle: apotheke adhoc