Eine Frau und ihr Kind sitzen am Strand und cremen sich gegenseitig das Gesicht mit Sonnencreme ein.© MelkiNimages / iStock / Getty Images Plus
Sonnenschutz ist wichtig - jede Haut hat aber andere Ansprüche an den Lichtschutzfaktor.

Lichtschutzfaktor

SOMMERZEIT – TIPPS FÜR DIE SONNENSCHUTZ-BERATUNG

Sonne ist toll, gar keine Frage. Sie lässt im Sommer die Temperaturen steigen, lässt Pflanzen blühen und macht uns glücklich. Die Kehrseite der Medaille ist jedoch Sonnenbrand - oder sogar Hautkrebs. Für Ihr Beratungsgespräch zu Sonnenkosmetik haben wir hier wichtige Fakten gesammelt.

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Jedes Jahr erkranken in Deutschland etwa 200 000 Menschen an Hautkrebs, Tendenz steigend. Zwar nimmt das Risiko für ein malignes Melanom mit dem Alter zu, auch bei den jüngeren Patient*innen steigen die Fallzahlen. Die Techniker Krankenkasse vermeldet dazu: „20-Jährige mit Melanom-Diagnose sind keine Seltenheit mehr.“

Drei erbliche Merkmale erhöhen die Chance, einen schwarzen Hautkrebs zu entwickeln:

  • ein heller Hauttyp
  • zahlreiche Leberflecke
  • Verwandte ersten Grades, die an Hautkrebs erkrankt sind

Der wichtigste exogene Risikofaktor ist ultraviolette (UV-) Strahlung, vor allem wiederholte intensive Sonnenbäder. Somit ist ein guter Sonnenschutz die Vorsorgemaßnahme, die Ihre Kund*innen selbst in der Hand haben.

Wir werfen nun zunächst einen Blick auf die verschiedenen Strahlungsarten und Hauttypen. Wenn Sie diese kennen, können Sie errechnen, welchen Lichtschutzfaktor Sie empfehlen. Im Anschluss erfahren Sie mehr über die verschiedenen Filter-Substanzen und, was Sie Ihren Kund*innen zusätzlich empfehlen können.

Wie wirkt UV-Strahlung auf die Haut?

Es gibt drei Arten ultravioletter Strahlung: UVA, UVB und UVC-Strahlung. Neben ultraviolettem Licht spielt auch ultrablaues Licht für die Haut eine Rolle.

UVA-Strahlung

UVA-Strahlung ist langwellig und dringt bis in die Lederhaut, wo sie das Kollagen schädigt. So verliert die Haut an Elastizität. Nur in seltenen Fällen verursacht UVA-Strahlung einen Sonnenbrand, sie kann aber zu Sonnenallergie und Hautkrebs führen. UVA-Strahlung macht etwa 90 bis 95 Prozent der UV-Strahlung aus, die auf die Erde trifft.

UVB-Strahlung

Die UVB-Strahlung ist kurzwelliger und damit energiereicher als UVA-Strahlung. Sie dringt weniger tief in die Haut ein, schädigt aber unsere Erbsubstanz in den Basalzellen der Epidermis. Das führt zum einen zu einer Entzündung, dem Sonnenbrand. Mutieren die geschädigten Zellen, kann Hautkrebs entstehen.

UVC-Strahlung

Die sehr kurzwellige UVC-Strahlung wird von der Ozonschicht abgefangen und gelangt nicht bis auf die Erdoberfläche.

HEV-Licht

UV-Licht nimmt das Auge nicht wahr, es ist kurzwelliger als das sichtbare Licht. Das sichtbare Licht hingegen, wie es der Name verrät, können wir sehen. Die meiste Energie innerhalb des sichtbaren Lichtspektrums hat blaues Licht, insbesondere das „High-Energy Visible Light“, kurz HEV-Licht. Lange gingen Wissenschaftler*innen davon aus, dass nur UV-Licht die Haut schädigt. Mittlerweile wissen wir, dass auch HEV-Licht freie Radikale in der Haut freisetzt. Zwar verursacht das blaue Licht keinen Sonnenbrand, es lässt die Haut aber vorzeitig altern. Möglicherweise korreliert es auch mit Sonnenallergien.

Auch Bildschirme wie Laptops und Smartphones senden HEV-Licht aus. Hier gibt es jedoch Entwarnung: Die Strahlenbelastung ist hier so klein, dass für die Haut keine Gefahr besteht.

UV-Index

Der UV-Index gibt an, wie sonnenbrandwirksam UV-Strahlung ist. Der Wert hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • Uhrzeit und Bewölkung
  • Geografische Breite, Tages- und Jahreszeit
  • Dicke der Ozonschicht
  • Höhe des Ortes über dem Meeresspiegel

Bei Werten zwischen 0 und 2 ist kein Schutz erforderlich.
Bei einem Index von 3 bis 5 sollte man Hut und Sonnenbrille tragen und Sonnencreme auftragen.
Zusätzlich empfiehlt die WHO bei Werten von 6 bis 7, mittags im Schatten zu bleiben.
Bei Werten zwischen 8 und 10 sollte man zwischen 11 und 15 Uhr nicht ins Freie gehen und selbst im Schatten sonnendichte Kleider tragen.
Bei einem UV-Index über 11 rät die WHO, auch vor 11 und nach 15 Uhr unbedingt Schatten aufzusuchen.

Der hiesige UV-Index wird manchmal bei der Wettervorhersage mit angegeben. Für die meisten Reiseziele findet man den Wert nach einer kurzen Online-Recherche. In Berlin liegt der Wert beispielsweise im Januar bei 1, im Juli bei 7. In Singapur hingegen bewegt er sich das ganze Jahr über zwischen 10 und 13.

Hauttypen

Thomas Fitzpatrick, ein US-amerikanischer Dermatologe, hat 1975 sechs verschiedene Hauttypen unterschieden, die wir noch heute nutzen. Die Typen unterscheiden sich darin, wie hell Haut, Haare und Augen sind, wie schnell jemand bräunt und ob er oder sie Sommersprossen hat. Je nach Hauttyp kann man sich eine gewisse Zeit in der Sonne aufhalten, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen. Standardisiert auf einen UV-Index von 8 wird dieser Wert als Eigenschutzzeit angegeben.

  • Typ I: sehr helle, extrem empfindliche Haut, helle Augen, rotblondes Haar, häufig Sommersprossen, bräunt nie, bekommt sehr schnell Sonnenbrand.
    Eigenschutzzeit: 3 Minuten
     
  • Typ II: helle, empfindliche Haut, blaue, graue, grüne oder braune Augen, blonde bis braune Haare, häufig Sommersprossen, bräunt kaum bis mäßig, bekommt oft Sonnenbrand.
    Eigenschutzzeit: 10 – 20 Minuten
     
  • Typ III: helle bis hellbraune Haut, graue oder braune Augen, dunkelblonde bis braune Haare, selten Sommersprossen, bräunt schneller als Hauttyp II.
    Eigenschutzzeit: 20 – 30 Minuten
     
  • Typ IV: hellbraune, olivfarbene Haut, braune bis dunkelbraune Augen, dunkelbraunes Haar, bräunt schnell.
    Eigenschutzzeit: über 45 Minuten
     
  • Typ V: dunkelbraune Haut, dunkelbraune Augen und dunkelbraunes bis schwarzes Haar.
    Eigenschutzzeit: über 60 Minuten
     
  • Typ VI: dunkelbraune bis schwarze Haut, dunkelbraune Augen und schwarze Haare.
    Eigenschutzzeit: über 90 Minuten

Was macht der Lichtschutzfaktor?

Der Lichtschutzfaktor (LSF) vervielfacht die Eigenschutzzeit der Haut. Um zu errechnen, wie lange man sich bis zum Auftreten eines Sonnenbrandes in der Sonne aufhalten kann, gilt die Formel:

Eigenschutzzeit der Haut x LSF = maximale Zeit, die man in der Sonne verbringen kann

Ein LSF von 6 bis 10 gilt als niedrig, von 5 bis 25 als mittel, von 30 bis 50 als hoch und über 50 als sehr hoch. Seit 2006 ist in der Europäischen Union ein Mindestschutz von LSF 6 vorgeschrieben. Außerdem muss der UVA-Schutz mindestens ein Drittel des Lichtschutzes gegen UVB-Strahlung ausmachen, ein Produkt mit LSF 30 muss also zusätzlich mindestens einen Faktor 10 gegen UVA-Strahlung aufweisen. Auf der Verpackung erkennen Sie das richtige Verhältnis an einem Siegel: „UVA“ in einem Kreis. Wichtig: Man sollte die errechnete Zeit nur zu maximal 60 Prozent ausnutzen, da ab dann bereits mit chronischen Hautschäden, also zum Beispiel vorzeitiger Hautalterung, zu rechnen ist.

Chemisch oder mineralisch?

Chemische Sonnenschutzfilter sind organische Verbindungen, in denen sich Doppelbindungen mit Einfachbindungen abwechseln. So können sie die Energie aus UV-Strahlung aufnehmen und in Licht und Wärme umwandeln. Ein solcher Filter ist immer nur in einem gewissen Lichtspektrum wirksam, deshalb kombinieren Sonnencreme-Hersteller mehrere Substanzen, um ein großes Spektrum abzudecken.

Tierversuche zeigen, dass chemische Sonnenschutzfilter hormonell wirken können oder sich in reaktive Spaltprodukte zersetzen. Am Menschen wurde dies bisher nicht nachgewiesen, dennoch sollten Schwangere und Kinder besser auf mineralische Filter zurückgreifen.

Mineralische Filter sind anorganische Verbindungen, die das einfallende Sonnenlicht reflektieren und streuen. Sie sind in einem großen Lichtspektrum wirksam, allerdings nicht für UVA-Strahlen. Diese Filter sind auf der Haut sichtbar weiß erkennbar. Moderne Produkte verwenden deshalb Nanopartikel, die nicht weißeln. Ob diese kleinsten Teilchen jedoch absolut sicher sind, wissen wir bislang nicht. Deshalb sollten Kinder Präparate mit normaler Teilchengröße verwenden. Erwachsene nutzen lieber Cremes als Sprays, um die Nanoteilchen nicht einzuatmen.

Chemische Filter (eine Auswahl)
Anisotriazin
Avobenzon (Butylmethoxydibenzoylmethan)
Benzophenon-3, Benzophenon-4, Benzophenon-5
3-Benzylidencampher
Bisimidazylat
Diethylaminohydroxybenzoylhexylbenzoat
Drometrizoltrisiloxan
Ethylhexylmethoxycinnamat
Ethylhexyltriazon
Octocrylen

Mineralische Filter
Titandioxid
Zinkoxid

Die Diskussion um Octocrylen

Sonnenschutzmittel verlieren mit der Zeit ihre Wirkung, das ist bekannt. Doch nicht nur deshalb sollte man sie regelmäßig ersetzen. Ökotest entdeckte kürzlich, dass der chemische Lichtschutzfilter Octocrylen (INCI: Octocrylene) zu Benzophenon zerfällt – einem möglicherweise krebserregenden Stoff. Das Verbrauchermagazin warnt deshalb seit Juni 2021 vor diesem Inhaltsstoff.
Octocrylen schädigt zudem Korallen; auf Hawaii ist die Verbindung deshalb in Kosmetika verboten. Sogenannte „Riff-freundliche Sonnencreme“ enthält deshalb kein Octocrylen.

Sonnenschutz für Kinder

Vorweg: Babys gehören nicht in die Sonne. Die Hautbarriere ist bei Kindern unter einem Jahr noch nicht ausgereift, chemische und mineralische Filter könnten unerwünschte Wirkungen hervorrufen. Allerdings ist auch der Eigenschutz der Babyhaut noch nicht ausgereift. Der wichtigste Sonnenschutz ist also Schatten – am besten in langer Kleidung und mit Sonnenhut. Familien mit Kindern im ersten Lebensjahr sollten das auch bedenken, wenn sie ihren Urlaubsort wählen.

Ab einem Jahr und über das gesamte Vorschulalter sollten Kinder dann zwei- bis dreimal in der Woche durchaus etwas Sonne tanken, auch um Vitamin D zu bilden. Nach wie vor sollten sie die pralle Sonne aber meiden und nur die Hälfte der errechneten maximalen Aufenthaltszeit (nach UV-Index und Hauttyp, Rechnung siehe oben) ausnutzen. Empfehlen Sie für Kinder nur spezielle Kinder-Sonnencremes.

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