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Säuglinge und Kleinkinder

KLEIN, ABER NICHT FEIN

Schätzungsweise leidet jedes dritte Kind im Alter zwischen vier und zwölf Jahren unter Warzen. Die kleinen Hautwucherungen sind zwar gutartig, aber unansehnlich. Was können Sie dagegen empfehlen?

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Warzen (Verrucae) werden durch Viren ausgelöst, meist durch Infektionen mit humanen Papillomaviren (HPV). Kinder sind besonders anfällig für Warzen, da ihre Immunabwehr noch nicht vollständig ausgebildet ist und sie sich schneller Verletzungen zuziehen, die den Viren als Eintrittspforten dienen. Vor allem in feuchten Zonen, wie sie im Schwimmbad oder in Sporthallen vorkommen, ist die Ansteckungsgefahr groß.

Die Viruswarzen lieben das feucht-warme Klima und gelangen beim Barfußlaufen oder Herumtollen durch kleinste Hautkratzer und Schnittwunden in die obere Hautschicht. Zudem erleichtert die gemeinsame Benutzung von Handtüchern oder das Tragen fremder Badeschuhe eine Erregerübertragung. Dabei vereinfacht die feuchte aufgequollene Hornhaut das Eindringen der Viren. Über das Wasser selber erfolgt hingegen keine Infektion.

Verschiedene Warzentypen Am häufigsten treten bei Kindern gewöhnliche Warzen (Verrucae vulgares) auf, auch Stachelwarzen genannt. Die grau-gelblichen Gebilde sind stecknadelkopf- bis erbsengroß und finden sich als stark verhornte, erhabene Wucherung vor allem an Händen und Fingern. Plantarwarzen (Verrucae plantares) zeigen sich hingegen an den Füßen. Sie haben eine ähnliche Größe, treten aber häufig in Gruppen auf und können oberflächlich miteinander verwachsen.

Die verdickte Hornhaut ist oft mit dunklen Punkten versehen, die durch kleinste Einblutungen entstehen. Da auf diesen Warzen durch das Körpergewicht ein großer Druck lastet, wachsen sie dornartig nach innen, was beim Laufen zu Schmerzen führen kann. Geläufiges Synonym für diese Warzenart ist auch Dorn- oder Fußwarze. Kleine Warzen an Händen und Füßen lassen sich meist im Rahmen der Selbstmedikation gut behandeln. Daneben kommen bei Kindern noch hautfarbene bis rötlich braune, weiche Flachwarzen (Verrucae planae) vor, die vor allem im Gesicht lokalisiert sind.

Sie gehören ebenso wie schnell wachsende Wucherungen, größere Areale oder Warzen auf empfindlicher Haut in ärztliche Behandlung. Ebenso sollten Warzen bei Säuglingen und Kleinkindern immer zunächst dem Arzt vorgestellt werden. Geduld ist gefragt Warzen zeigen sich nach der Ansteckung nicht sofort. Es können Wochen bis Monate vergehen, bis die scharf umschriebenen Hautwucherungen knotenartig hervortreten. Obwohl sie gutartig und damit harmlos sind, gelten Warzen als lästig, die meisten wollen sie schnellstmöglich wieder loswerden.

Allerdings ist die Therapie langwierig und die Spontanheilungsrate hoch. Die meisten Warzen verschwinden nach einer gewissen Zeit von alleine, wobei das Immunsystem bis zu vier Jahre braucht, um sich des Virus zu entledigen. Nicht immer kann zum Abwarten geraten werden. Es empfiehlt sich, den Warzen zu Leibe zu rücken, wenn sie sich großflächig vermehren, an störend empfundenen Körperstellen auftreten oder schmerzen. Die Behandlung verhindert zudem, dass die hochinfektiösen Viren sich auf weiteren Körperregionen oder anderen Personen ausbreiten.

Trotz hoher Spontanheilungsrate ist eine Therapie ratsam, um die Ausbreitung der Viren zu verhindern.

Keratolyse Klassische Behandlung im Rahmen der Selbstmedikation ist ein Aufweichen der infektiösen Hautschichten mit ätzender Salicyl- oder Milchsäure als Lotion oder Pflaster. Alternativ stehen Stifte mit Ameisen-, Trichloressig- oder Monochloressigsäure zur Verfügung. Während die Pflaster in der Regel zwei Tage auf der aufzulösenden Stelle verbleiben können, müssen die Lotionen mehrmals täglich appliziert werden (mindestens zweimal). Die Anwendung der Stifte erfolgt, je nach Präparat, meist wöchentlich. Bei Verwendung der Lotionen sollte vor jedem erneuten Einpinseln der dünne Film, der sich bei der vorherigen Applikation gebildet hat, vorsichtig abgezogen werden, damit der Wirkstoff gut in die Haut eindringen kann. Die gesunde Haut um die Warze herum lässt sich vor der aggressiven Lösung schützen, indem sie vorab mit einer fetthaltigen Creme oder Vaseline versehen wird. Die Therapie dauert in der Regel mehrere Wochen. Damit sich ein Behandlungserfolg einstellt, müssen die entsprechenden Präparate konsequent zur Anwendung kommen. Seifenbäder etwa alle vier Tage unterstützen die Therapie: Die behandelte Stelle weicht 15 Minuten lang ein. Anschließend wird die oberste Hautschicht vorsichtig mit einem Bimsstein oder einer Hornhautfeile abgetragen.

Kryotherapeutika Vereisungssprays versprechen eine schnellere Warzenentfernung. Sie eignen sich für die klassischen Warzen an Händen und Füßen. Sie dürfen aber nicht im Gesicht, am Hals, in den Achselhöhlen, auf Schleimhäuten, Muttermalen oder empfindlichen Hautstellen zur Anwendung kommen – also den Arealen, die grundsätzlich in ärztliche Behandlung gehören. Zudem sind Kryotherapeutika nicht für Kinder unter vier Jahren geeignet. Während die Vereisungssprays in Arztpraxen mit flüssigem Stickstoff arbeiten, lassen Präparate für die Eigenanwendung die infizierten Hornzellen mithilfe eines Flüssiggasgemisches aus Dimethylether und Propan absterben. Einige Tage später fällt die Warze dann ab. Während des Vereisungsvorganges kann es vorübergehend zu stechenden Schmerzen und Brennen kommen.

Weitere Therapieoptionen Bei hartnäckigen Fällen entfernt der Arzt die Warze chirurgisch mit einem scharfen Löffel (Kürettage) oder zunehmend auch mit einem CO2-Laser. Eine Eigenbehandlung mit scharfen Gegenständen zur mechanischen Entfernung sollte ebenso wie das Aufkratzen mit den Fingernägeln unterbleiben. Es besteht nicht nur die Gefahr einer Infektion, sondern auch ein erhöhtes Risiko, dass die Viren streuen. Die konventionelle Warzenbehandlung lässt sich zudem homöopathisch unterstützen.

Ein bewährter Tipp ist es, Tinkturen mit Thuja oder Chelidonium aufzutragen. Ergänzend können Thuja Globuli eingenommen werden. Zudem sind Acidum nitricum, Antimonium crudum, Stibium sulfuratum, Causticum und Ferrum picrinicum homöopathische Alternativen. In der Volksmedizin dient die schälende Wirkung des gelben Milchsafts von Schöllkraut (Chelidonium majus) zur Warzenentfernung.

Hygiene beachten Damit Warzen gar nicht erst zum Problem werden, sollte ein sorgfältiges Abtrocknen der Füße mit einem eigenen Handtuch und das Tragen von Badeschuhen in öffentlichen Nassräumen selbstverständlich sein. Zudem beugt Desinfizieren der Füße und Hände nach einem Schwimmbadbesuch einer Ansteckung mit HPV-Viren vor. Ist es bereits zu einer Infektion gekommen, gilt es, eine Übertragung der Viren auf weitere Körperteile sowie ein Ausbreiten des infektiösen Materials auf andere Personen zu verhindern. Daher sollten die Hände nach einer Warzenbehandlung immer gründlich gewaschen und desinfiziert werden. Ebenso ist eine Desinfektion der verwendeten Hilfsmittel (z. B. der Hornhautfeile) erforderlich.

Den Artikel finden Sie auch in DIE PTA IN DER APOTHEKE 07/2021 ab Seite 66.

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