Ein Kind schreit in ein Megaphone
Auch Kinder haben in Deutschland das Recht, sich auf Plätzen und Straßen zu versammeln und ihre Meinung zu äußern. © GOLFX / iStock / Getty Images Plus

Demonstration | Hamburg

KINDERPROTEST GEGEN HANDY-ELTERN

Eltern, werft das Smartphone weg! Der siebenjährige Emil und seine Mitstreiter gingen in Hamburg auf die Straße, damit Eltern in Zukunft wieder ihren Kindern und nicht ihren Handys die volle Aufmerksamkeit schenken.

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Auf Facebook wurde eingeladen, erst ein Protestzug von der Feldstraße bis zum Lindenpark und im Anschluss ein Picknick mit Spielen im Park, das Motto: "Spielt mit MIR! Nicht mit Euren Handys!". Die Idee stieß auf großen Anklang, dutzende Kinder beteiligten sich an der Demo, liefen durch St. Pauli und riefen: „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr auf eure Handys schaut!".

Vor ein paar Monaten nahm Emil aus Hamburg-Eppendorf an einer Demonstration gegen Rechtspopulismus und Fremdenhass teil, seine Tante hielt dort eine Rede. Der Siebenjährige bemerkte daraufhin, was eine Gruppe im Gegensatz zum Einzelnen bewirken kann und die Idee war geboren. Denn eine Sache beschäftigt den Jungen: Eltern und ihre Handys beziehungsweise sein Papa und dessen Handy. "Auf dem Spielplatz wollte ich mit meinen Freunden spielen. Die haben mich aber nicht mitspielen lassen. Da wollte ich mit Papa spielen, der hat aber nur auf sein Handy geguckt", berichtet Emil gegenüber Spiegel-online. Und die Eltern machen mit, melden die Demo bei Polizei und Bezirksamt an, helfen beim Design der Protestschilder, begleiten ihn während des Zuges. "Ich bin ja der, der bei der Demo ganz hinten gehen wird - mit gebeugtem Haupt. Weil ich ja der bin, über den er sich beschwert", erklärt Emils Vater, Martin Rustige, dazu.

Der Medien-Rummel um die Hamburger Familie ist jetzt natürlich groß, NDR, KiKa – alle wollen einen Termin beim siebenjährigen Emil. Sein Vater hofft, dass der Hype bald etwas nachlässt und gesteht gegenüber Spiegel-online: „Ich bin froh, wenn wir mal wieder ein paar coole Kindersachen machen können.“ Fußball spielen oder Brettspiele zum Beispiel. Denn eines ist durch die Aktion ihres Sohnes auf jeden Fall angekommen: Bevor zwischendurch das Handy gecheckt wird, erst einmal überlegen, selten sind die Nachrichten wirklich wichtig, es ist einfach eine Gewohnheit. Emils Mutter legt ihr Smartphone neuerdings sogar im Flur ab, wenn sie nach Hause kommt und benutzt es dann auch nur noch dort und nicht mehr in anderen Räumen.

Farina Haase,
Apothekerin, Volontärin

Quelle: Spiegel online

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