Viele Kunden bestellen mittlerweile ihre Medikamente im Internet – wenn sie genau wissen, was sie brachen. © Aliseenko / iStock / Getty Images Plus

Umfrage | Beratungsklau

IN DER APOTHEKE BERATEN, IM INTERNET GEKAUFT

Worunter Buch- und Elektrohandel schon länger leiden, nimmt nun auch in der Apotheke zu. Die Rede ist vom Beratungsklau: Vor Ort beraten lassen und dann günstiger im Internet bestellen. Das besagt zumindest die neue APOkix-Umfrage des Instituts für Handelsforschung (IFH) Köln.

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Die Teilnehmer der APOkix-Umfrage gaben an, dass jeder fünfte Kunde, der sich zu OTC-Arzneimitteln beraten lässt, die Apotheke ohne die Produkte wieder verlässt. Wahrscheinlich um anschließend online die Preise zu vergleichen und dann beim günstigsten Anbieter zuzuschlagen – davon gehen 76 Prozent der Teilnehmer aus. Die Hälfte der Befragten gab dabei an, dass dieses Verhalten in den letzten ein bis zwei Jahren zugenommen habe. Der Großteil (87 Prozent) glaubt jedoch an seine Kunden: „Kunden, die sich wirklich beraten lassen, (kaufen) die empfohlenen Produkte auch in unserer Apotheke (…)“. Doch direkt danach schlägt die Skepsis wieder zu. So gehen 72 der Apothekenleiter davon aus, dass viele Kunden das Präparat nach der Beratung in der Apotheke kauften, den Nachkauf dann aber im Internet erledigten. Dennoch ist der Beratungsklau bei Arzneimitteln zur Selbstmedikation noch nicht so ausgeprägt wie beispielsweise bei Kosmetika, Vitaminen, Mineralstoffen und Nahrungsergänzungsmitteln. Bei „ernsteren“ Themen gehen Kunden anscheinend lieber auf Nummer Sicher.

Was tun gegen den Beratungsklau? Die eine Hälfte der Befragten sprach sich diesbezüglich für die Einführung einer Beratungsgebühr aus – die andere Hälfte hält dies nicht für die geeignete Lösung. Aber 60 Prozent der Befragten sind sich einig: Wenn man merkt, dass der Kunde gar nichts in der Apotheke kaufen möchte, dann darf die Beratung auch mal abgebrochen werden.

Ob Beratungsgebühr oder nicht, die Apothekenbelegschaft fühlt sich von der Politik alleingelassen und blicken negativ in die Zukunft:

  • 40 Prozent denken, dass sich ihre wirtschaftliche Situation im kommenden Jahr leicht verschlechtern wird,
  • 15 gehen von einer starken Verschlechterung aus,
  • 38 Prozent gehen von einem Gleichbleiben der wirtschaftlichen Lage aus,
  • nur 7 Prozent rechnen mit einer Verbesserung.

Die aktuelle Lage schätzen die Befragten zwar positiver ein als die zukünftige Entwicklung, doch lag selbst diese Einschätzung vergangenes Jahr noch um acht Index-Punkte höher. Das geplante Apotheken-Stärkungsgesetz von Jens Spahn (Bundesgesundheitsminister, CDU) scheint die Stimmung nicht anheben zu können. Die Apotheker fühlen sich nicht ausreichend durch die unfaire Konkurrenz der EU-Versender geschützt und fürchten anscheinend teilweise um ihre wirtschaftliche Existenz.

Farina Haase,
Apothekerin/Redaktion

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