Nur jeder zehnte TK-Versicherte ist laut neuester Zahlen gegen Grippe geimpft. © Pornpak Khunatorn / iStock / Getty Images Plus

Influenza | Impfung

IMPFQUOTE AUSBAUFÄHIG

Laut den neuesten Zahlen der Techniker Krankenkasse ließ sich in der Saison 2018/2019 nur jeder zehnte TK-Versicherte impfen. Bereits jetzt stehen ausreichend Impfdosen zur Verfügung. Die Zusammensetzung des Impfstoffs ist allerdings eine andere als in der vergangenen Grippesaison.

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Impfen oder nicht impfen – ein schier endloses Thema. So ist es auch bei der Grippeimpfung. Schaut man sich beispielsweise die Grippe-Risikogruppe der Personen über 60 Jahre an, so ist die Impfquote deutlich unter dem zu wünschenden Wert. Lediglich jeder dritte Senior ließ sich piksen. „Das EU-Ziel, 75 Prozent der älteren Menschen gegen Grippe zu impfen, wird weit verfehlt“, sagt Tim Steimle, Apotheker und Leiter der TK-Arzneimittelversorgung. „Die Zahlen zeigen eine klare Impfmüdigkeit, die gefährlich sein kann.“

Aber woher kommen die Zahlen eigentlich? Wirft man einen Blick in den Innovationsreport der Techniker Krankenkasse, so wird deutlich, dass die Impfquoten im Osten deutlich höher sind als im Westen. Sachsen-Anhalt hat mit rund 27 Prozent die höchste Impfrate, gefolgt von Sachsen mit 22 Prozent. Schlusslicht bilden Bayern und Baden-Württemberg mit jeweils sieben Prozent.

In der vorletzten Grippesaison 2017/2018 erkrankten mehr als 330 000 Menschen in Deutschland an der Grippe, mehr als 25 000 von ihnen starben. Aufgrund dieser Zahlen gilt diese Grippesaison laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) als die tödlichste Welle seit 30 Jahren. Im vergangenen Jahr verlief die Grippe eher mild, obwohl die Zusammensetzung des Impfstoffs eher einen mäßigen Schutz bot.

So richtig in Fahrt kommt die Grippesaison meist um den Jahreswechsel. Aktuell ist keine erhöhte Influenza-Aktivität zu verzeichnen und genau der richtige Zeitpunkt, um sich impfen zu lassen. Neben der TK verweisen weitere Krankenkassen, wie beispielsweise die Barmer, auf die kommende Grippesaison und die Impfung. „Im Vorfeld lässt sich nie genau sagen, wie schwer eine Grippesaison verläuft“, erklärt Heidi Günther, Apothekerin bei der Barmer. „Wer besonders gefährdet ist und auf Nummer sicher gehen will, sollte sich jetzt gegen die Grippe impfen lassen.“ Bis der nötige Schutz vorhanden ist, vergehen in der Regel rund zwei Wochen.

„Allen voran Menschen über 60 Jahre, chronisch Kranke sowie Schwangere haben ein erhöhtes Risiko für einen besonders schweren Grippeverlauf“, gibt Günther zu bedenken. Ein erhöhtes Ansteckungspotenzial haben auch Personen, die täglich mit vielen Menschen in Kontakt kommen. Eine Impfung könnte einen entsprechenden Schutz gewährleisten. In diese potenzielle Risikogruppe fallen unter anderem Klinikmitarbeiter oder Arbeitnehmer im Einzelhandel. Für diese Risikogruppen bezahlen die Krankenkassen die Vierfachimpfung.

Derzeit hat das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) bereits 17 Millionen Impfdosen freigegeben. Es handelt sich hierbei ausnahmslos um tetravalente Vakzine, wie von der STIKO empfohlen. Mit dieser Menge liegt man laut dem Paul-Ehrlich-Institut bereits zu diesem Zeitpunkt 1,3 Millionen Dosen über denen der gesamten letzten Grippesaison. „Wir haben im Paul-Ehrlich-Institut die diesjährige Anpassung der Impfstoffe an die Influenza-Virusstämme, die wahrscheinlich kursieren werden, unmittelbar nach deren Einreichung bearbeitet und genehmigt“, so PEI-Präsident Professor Dr. Klaus Cichutek.

Aufgrund der WHO-Empfehlung hatte die Europäische Arzneimittelagentur EMA im April 2019 noch einmal ihre Vorgaben geändert. Aus diesem Grund konnte die Produktion auch erst einen Monat später als gewöhnlich beginnen. Allerdings haben die Hersteller im Anschluss direkt mit der Impfherstellung begonnen. „Daher konnten wir auch zu einem frühen Zeitpunkt mit der Chargenfreigabe beginnen, sodass dem Markt jetzt schon große Mengen an Impfstoffen zur Verfügung stehen“, erklärt Cichutek.

Trivalente Impfstoffe enthalten immer zwei Influena-A- (momentan einen H1N1- und einen H3N2-Stamm) und einen Influenza-B-Stamm. Im Vergleich zum Vorjahr wurde der Stamm A/Singapore/INFIMH-16-0019/2016 (H3N2)-like virus durch A/Kansas/14/2017 (H3N2)-like virus ersetzt. Auch der H1N1-Stamm wurde getauscht: Statt „Michigan“ ist nun „Brisbane“ enthalten (A/Brisbane/02/2018 (H1N1)pdm09-like virus).

Bei den enthaltenden B-Komponenten hingegen ändert sich nichts. Es bleibt bei der sogenannten Victoria-Linie B/Colorado/06/2017-like virus (B/Victoria/2/87 lineage) für alle Influenza-Vakzinen. Tetravalente Impfstoffe enthalten zusätzlich die sogenannte Yamagata-Linie B/Phuket/3073/2013-like virus (B/Yamagata/16/88 lineage).

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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