Forscher fragen sich, ob die Immunabwehr bei einer bestimmten Finkenart das Entstehen noch schärferer Varianten eines krankmachenden Bakteriums begünstigt. © MIKALAY VARABEY / 123rf.com

Immunsystem | Reinfektionen

IMMER SCHLIMMER: BAKTERIEN WERDEN VIRULENTER

Begünstigt unser Immunsystem das Entstehen immer schädlicherer Keime? Diesem Paradoxon sind amerikanische Forscher auf der Spur. Konkret geht es um das Bakterium Mycoplasma gallisepticum bei einer bestimmten Finkenart.

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Finken schnappen das Bakterium, das nach und nach zu ihrer Erblindung und damit zu ihrem Tod führt, beim Besuch von Vogelhäuschen auf. Einmal infiziert, tritt ihr Immunsystem in Aktion und produziert Antikörper gegen den Eindringling.

Es existieren aber unterschiedliche Stämme dieses Erregers, die jeweils unterschiedlich virulent sind. Experimentelle Infektionen von Finken mit den unterschiedlichen Stämmen verursachen eine relativ starke Immunität bei den Vögeln und schwache Erregerstämme konnten die Finken daraufhin auch nicht mehr infizieren. Starke Stämme aber dennoch: Die Vermutung liegt nahe, dass die unvollständige Immunisierung zu einem Selektionsvorteil für besonders virulente Stämme führt.

Somit begünstigt die erworbene unvollständige Immunität die Entwicklung neuer, noch gefährlicherer Keime. Da nur die schärfsten Erreger erneut zuschlagen können, verbreiten sie sich in einer Population besonders gut – sie sind nun doppelt gefährlich. Dies zeigte auch ein Modellversuch mit künstlich herbeigeführten Infektionen innerhalb der Population.

„Unsere Ergebnisse haben aber nicht nur eine Bedeutung für Vogelbestände“, betont die Forscherin Dana Hawley vom Virginia Polytechnic Institute in Blacksburg. „Auch bei anderen Tieren und dem Menschen verursachen viele Pathogene ebenfalls nur einen unvollständigen Schutz gegen Reinfektionen. Daher scheint es möglich, dass die fehlende völlige Immunität bei vielen Arten die Entwicklung schädlicherer Stämme begünstigt. Die Wissenschaftler regen nun an, dass weitere Studien die Bedeutung dieses Effektes beleuchten.

Alexandra Regner,
PTA, Redaktion

Quelle: www.wissenschaft.de

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