Ein Sprühstoß und schon geht der Blutzucker wieder rauf. © Andrew Hanlon / iStock / Getty Images Plus

Diabetes mellitus | Hypoglykämie

GLUCAGON-NASENSPRAY GEGEN UNTERZUCKERUNG

Eine Hypoglykämie kann ein lebensbedrohlicher Zustand werden, schnell verfügbare Kohlenhydrate und notfalls Glucagon-Spritzen helfen aus der Krise. In den USA wurde nun ein Nasenspray mit dem gleichen Wirkstoff zugelassen – das hat gegenüber der Fertigspritze einige Vorteile zu bieten.

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Je nach Schwere der Unterzuckerung kann Eile geboten sein: Sinkt der Blutzuckerspiegel zu stark ab, kann der Betroffene ohnmächtig werden und muss unbedingt medizinisch versorgt werden. Doof, wenn die rettende Glucagon-Injektion erst vorbereitet werden muss, denn das Pulver muss zunächst in Lösung gebracht werden. Prinzipiell nicht schwer, aber zeitaufwendig. Zudem kennt sich ein Ersthelfer unter Umständen nicht mit der Handhabe aus oder ist verunsichert. Ein Nasenspray wäre sofort einsatzbereit und könnte auch von Laien verwendet werden. Ein weiterer Vorteil: Das Nasenspray muss nicht gekühlt werden, es kann bei bis zu 30 Grad Celsius gelagert werden – nicht nur praktisch während heißer Sommermonate. Das bekannte Glucagon-Notfallset, das jeder Diabetiker im Haus haben sollte, muss bei zwei bis acht Grad im Kühlschrank gelagert werden – und den hat man ja nun nicht immer dabei. Zwar darf die Spritze auch außerhalb des Kühlschranks aufbewahrt werden (bei maximal 25 Grad Celsius), doch nur für maximal 18 Monate. Falls sie bis dahin nicht gebraucht wurde, sollte die Injektion verworfen und eine neue verschrieben lassen werden.

Hypoglykämie: erkennen und handeln
- Von einer Hypoglykämie spricht man bei Blutzuckerspiegeln unter 50 mg/dl.
- Betroffene zittern, sind blass, haben Kopfschmerzen, Herzrasen, Übelkeit oder
  Konzentrationsstörungen.
- Die Symptome von Hypo- und Hyperglykämie sind sehr ähnlich, im Zweifelsfall
  immer wie Hypoglykämie behandeln, da diese lebensbedrohlich sein kann.
- Schnell verfügbare Kohlenhydrate verabreichen, dann erst den Blutzucker
  messen (z.B. vier Plättchen Traubenzucker, 200 ml Saft/Limo/Cola, 12
  Gummibärchen, ein Glucose-Gel in der Tube).
  → „Erst essen, dann messen“
- Falls Betroffener bewusstlos, Glucagon spritzen.
  → Die Handhabung sollte von Angehörigen vorher geübt werden.
  → Wirkt die Spritze nach 10 Minuten nicht, Notarzt verständigen.


Das nun in den USA zugelassene Spray enthält eine einmalige Fixdosis von drei Milligramm Glucagon, das über die Nasenschleimhaut aufgenommen wird. Die Anwendung ist für Betroffene ab vier Jahren mit Insulin-induzierter Hypoglykämie zugelassen. Im Vorfeld konnten Studien zeigen, dass die einmalige Anwendung des Nasensprays der applizierten Glucagon-Spritze nicht unterlegen ist. Glucagon fördert als natürlicher Gegenspieler von Insulin die Umwandlung von Glycogen in Glucose, welche ins Blut abgegeben wird und den Blutzuckerspiegel rasch wieder anhebt.

Farina Haase,
Apothekerin/Redaktion

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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