Zwischen zwei Schwangerschaften soll am besten eine Pause von mindestens einem Jahr liegen. Manchmal jedoch schlägt die Natur einem ein Schnippchen. © Nadezhda1906 / iStock / Getty Images Plus

Späte Mütter | Schwangerschaftsintervalle

GANZ SCHNELL WIEDER SCHWANGER

Sila Sahin, Gattin des Hannover 96-Torwarts Samuel Radlinger und GZSZ-Schauspielersternchen, ist erneut schwanger. Es „passierte“ nur einen Monat nach der Geburt ihres ersten Kindes. Doch ist das überhaupt gesund – so eine schnelle erneute Schwangerschaft?

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Um es vorweg zu sagen: Begeistert sind Fachärzte von einem so geringen Intervall nicht, denn der Körper muss erst wieder auf „nicht schwanger“ umschwenken: Die Hormone müssen heruntergefahren werden, die Gebärmutter braucht Zeit, um sich wieder zu verkleinern. Und nicht zuletzt ist eine Schwangerschaft und die erste Zeit mit dem Säugling ja auch ein kräftezehrender Akt für den Organismus der Frau.

Wer sich allerdings darauf verlässt, dass die Natur einen „vernünftigen“ Abstand zwischen Geburten einhält, der sollte sich nicht zu sicher sein. Generell tendieren viele Menschen zum Glauben, dass ausschließliches Stillen nach der Geburt eines Kindes vor einer zu schnellen weiteren Schwangerschaft schützt – doch das ist nur bedingt der Fall. Durch das Saugen des Babys an der Brust wird im Gehirn der Frau Prolaktin freigesetzt, ein Milchbildungshormon. Je mehr davon im Blut zirkuliert, desto eher wird der Eisprung unterdrückt. Meistens. Schon bei mehr als vier Stunden Pause zwischen den Stillintervallen kann dieser „natürliche“ Schutz jedoch nachlassen. Und bei manchen funktioniert er gar nicht – wie im Falle von Sila Sahin, die sich auf Instagram noch wunderte, dass ihr Babybauch nach der Entbindung so gar nicht verschwand. Das war natürlich, bevor ihr der Arzt die frohe Botschaft überbrachte, die mehr durch Zufall entdeckt wurde.

Mindestens ein Jahr Pause – das ist die Faustregel für die Pause zwischen Schwangerschaften. Dazu gibt es auch eine Studie der Universität von British Columbia, die ergab, dass das Risiko für Komplikation wie Fehlgeburten bis hin zum Tod der Mutter steigt, wenn die Frauen weniger als sechs Monate nach der Geburt des letzten Kindes wieder schwanger wurden: Es besteht bei 1,2 Prozent der Frauen über 35 Jahren. Bei einer Pause von mindestens 18 Monaten sank das Risiko auf etwa 0,5 Prozent. Ein kleiner Lichtblick: Bei jüngeren Frauen zwischen 20 und 34 war dieses erhöhte Risiko nicht gegeben, dafür jedoch das Risiko einer Frühgeburt.

Doch die gesellschaftliche Realität sieht nun einmal anders aus: Nach Ausbildung, Studium und Berufseinstieg ist eine Frau bereits um die 30, bis sie an ein Kind denken kann. So stieg denn das Durchschnittsalter für eine erste Schwangerschaft statistisch in den letzten Jahren von 27,9 (1991) auf 31,2 Jahre im Kalenderjahr 2017. In einem Kommentar zur Studie schreiben dann die Forscherinnen Stephanie Teal und Jeanelle Sheeder auch, dass das Alter von Müttern aufgrund ihrer Karrieremöglichkeiten gestiegen sei und warben um Verständnis: „Klinikärzte sollten verstehen, dass sich Frauen über 35 Jahren vielleicht mehr Kinder wünschen als empfohlen oder auch früher wieder gebären wollen.“

Die Studie ergab außerdem, dass Frauen, die nach weniger als sechs Monaten erneut schwanger wurden, am ehesten aus Wohngebieten mit geringem Einkommen stammen, sich am wenigsten um Vorsorge kümmerten und am ehesten während der Schwangerschaft rauchten. Besonders bei jungen Frauen könnten eng aufeinanderfolgende Schwangerschaften daher darauf hinweisen, dass sie ungeplant seien, sagte die Mitautorin Sonia Hernandez-Diaz. „Ob die gestiegenen Risiken auf unsere Körper zurückzuführen sind, die sich bei einer zeitnahen Schwangerschaft nicht erholen können, oder auf Faktoren wie eine unzureichende Schwangerschaftsvorsorge, verändert die Empfehlung nicht. Der Zugang zu Verhütungsmitteln solle nach einer Geburt erleichtert werden, fordert die Wissenschaftlerin, und: Frauen sollten ungeschützten Sex in der Zeit unmittelbar nach der Geburt vermeiden.

Jedoch, die Idee, die bei „Spätgebärenden“ – wie Frauen ab ungefähr 35 Jahren medizinisch bezeichnet werden – dahintersteckt, ist: Erstens Rücksicht auf die biologische Uhr nehmen (denn die tickt schnell) und zweitens schnell wieder den Kopf freibekommen für den Beruf. Das bedeutet zwar ein paar Jahre Chaos zuhause, doch danach ist die Rückkehr in den Job schneller wieder möglich.

Wer zwischen zwei Schwangerschaften lieber etwas warten möchte, der sollte sich mit seinem Frauenarzt über geeignete Verhütungsmethoden unterhalten. Der erste Eisprung nach der Geburt ist ziemlich unberechenbar: Er kann vier Wochen oder ein halbes Jahr danach erfolgen. Die Temperaturmessmethode funktioniert nicht zuverlässig, der Zyklus ist noch unregelmäßig und Medikamente wie Schilddrüsenhormone können ihn zusätzlich verschieben.

Die 33-jährige Sila Sahin freut sich mit ihrem Mann über das neue Baby. Da die Schwangerschaft erst im fünften Monat bemerkt wurde, geht es jetzt ziemlich schnell.

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quelle: dpa
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