Eine sternförmige Galenik macht die Besonderheit der zurzeit in der Testphase befindlichen Ein-Monats-Antibabypille aus. © marchmeena29 / iStock / Getty Images Plus

Neuartige Galenik | Levonorgestrel

FORSCHER TÜFTELN AN DER EINMAL-IM-MONAT-ANTIBABYPILLE

Auch wenn der Blister mit der Antibabypille im Zahnputzglas steht: Laut einer Umfrage vergessen 40 bis 50 Prozent der Frauen innerhalb von drei Monaten mindestens eine Einnahme. Doch das könnte bald der Vergangenheit angehören – zurzeit wird nämlich eine Pille entwickelt, die man nur noch einmal im Monat schlucken muss.

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„Diese Arbeit ist unserer Kenntnis nach das erste Beispiel für eine Einmonatspille“, erklärt Robert Langer, einer der Entwickler am Massachusetts Institute of Technology in Cambridge (MIT). Das liegt an der innovativen Galenik der Darreichungsform: Sie besteht aus einer Hartgelatinekapsel, einem zusammengefalteten Gebilde aus Kunststoffpolymeren, das sich nach Auflösen der Kapsel im Magen zu einem sechsarmigen Stern entfaltet. Die Strahlen des Sterns enthalten das Gestagen Levonorgestrel und geben nach und nach ihre Wirkstoff-Ladung frei. Da der Stern im auseinandergefalteten Zustand zu groß ist, um den Magen zu verlassen, verbleibt er dort, bis er nach ungefähr vier Wochen in seine Einzelteile zerfällt und über den Verdauungstrakt wieder ausgeschieden werden kann.

Am Menschen ist die neuartige Antibabypille allerdings noch nicht getestet worden – nur an Schweinen. Die waren damit über 29 Tage vor einer Ferkel-Empfängnis geschützt: So lange war der Zeitraum, über den ein gleichmäßiger Levonorgestrel-Spiegel im Blut der Tiere gemessen werden konnte. Bei Menschenfrauen könnte die Wirkung sogar noch länger anhalten, weil sie das Gestagen langsamer abbauen als Schweinedamen.

Langer hofft, dass sich aus der Innovation eines Tages neuartige Verhütungsoptionen für Frauen ergeben. Obwohl es bereits langfristig wirksame Verhütungsmittel wie die Spirale gibt, habe eine solche Antibabypille großes Potenzial: „Einige Frauen bevorzugen es, ein Medikament einzunehmen, anstatt sich etwas einsetzen oder implantieren zu lassen.“ Derzeit forschen die Wissenschaftler unter anderem an Wegen, die Ärmchen des Sterns zum richtigen Zeitpunkt vom System zu trennen und die Materialzusammensetzung zu verfeinern.

Übrigens wird das am MIT entwickelte Trägersystem nicht nur an Levonorgestrel getestet, sondern auch mit Wirkstoffen zur Malaria-, Tuberkulose und HIV-Therapie beladen. Leider ist es noch nicht marktreif. Von der Bill & Melinda Gates-Stiftung erhielt die ausführende Firma jedoch 13 Millionen Dollar, um die Monatspille so weiter zu entwickeln, dass sie auch an Menschen getestet werden kann.

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quelle: www.wissenschaft.de

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