Ein älterer Mann übt mit einer Physiotherapeutin zu gehen.
Die Wiederherstellung der Beweglichkeit nach einem Schlaganfall erfordert viel Geduld. © kzenon / iStock / Getty Images Plus

Apoplexie | Reha

FLUOXETIN NACH SCHLAGANFÄLLEN: DOCH KEINE WIRKUNG

Man vermutete bislang, Fluoxetin könne nach einem Hirnschlag die Wiederherstellung der Motorik während der Reha unterstützen. Zwei großangelegte Studien widerlegen dies nun.

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Fluoxetin, ein selektiver Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), hemmt die Wiederaufnahme des Neurotransmitters aus dem synaptischen Spalt, beeinflusst den Serotonin-Rezeptor und hemmt in hohen Dosen auch die Noradrenalin-Wiederaufnahme. So kommt es vor allem als Antidepressivum, bei Angststörungen und Bulimie zum Einsatz. Auch eine Anwendung gegen SARS-CoV-2 wird untersucht. Die französische FLAME-Studie kam 2011 zu dem Schluss, dass Fluoxetin die Beweglichkeit von Schlaganfallpatienten schneller verbessern würde, möglicherweise da die Heilung der Neuronen angeregt würde. Dies sei nun widerlegt, verkünden die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) und die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG). Lediglich Nebenwirkungen seien aufgetreten.

Zwei großangelegte, randomisierte, placebokontrollierte Studien untersuchten die Thematik unabhängig voneinander, eine in Schweden, eine in Australien, Neuseeland und Vietnam. Ihre Ergebnisse erschienen kürzlich in „The Lancet Neurology“, einer Peer-Review-Fachzeitschrift für Neurologie. „Beide kamen zu dem gleichen Ergebnis und zeigten, dass Fluoxetin nicht zur Verbesserung funktioneller Fähigkeiten nach einem Schlaganfall beiträgt“, fassen DGN und DSG zusammen. Die schwedische Studie habe zwar gezeigt, dass die Verum-Probanden im Vergleich zur Placebogruppe seltener an Depressionen litten, sie waren jedoch nicht wesentlich beweglicher. In beiden Gruppen sei es unter der Einnahme von Fluoxetin jedoch vermehrt zu Stürzen, Hyponatriämie, Knochenbrüchen und epileptischen Anfällen gekommen.

Unterm Strich schadet die Gabe von Fluoxetin bei Schlaganfallpatienten mehr als sie nützt.

„Die Ergebnisse beider Studien sind sehr konsistent. Beide zeigten keine Wirkung, aber ein ähnliches Nebenwirkungsprofil“, meint der Pressesprecher der DGN, Professor Dr. Hans-Christoph Diener. Da an Schlaganfällen vor allem Ältere leiden, sei die zweieinhalb bis dreimal höhere Frakturrate bedenklich., „unterm Strich schadet die Gabe von Fluoxetin bei Schlaganfallpatienten also mehr als sie nützt.“

Professor Dr. Wolf-Rüdiger Schäbitz, Pressesprecher der DSG, ist ebenso enttäuscht: „Die Verbesserung der Regeneration nach einem Schlaganfall stellt eines der aktuell wichtigsten therapeutischen Ziele in der Schlaganfallbehandlung dar.“ Man müsse weiterforschen, um die Rehabilitation von Schlaganfallpatienten zu verbessern.

Gesa Van Hecke,
PTA und Redaktionsvolontärin

Quellen:

www.pharmazeutische-zeitung.de/fluoxetin-nach-schlaganfall-bringt-nur-nebenwirkungen-119223/seite/alle/


www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2011/02/03/fluoxetin-beschleunigt-regeneration

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