Gesunde Lebensmittel wie Obst und Gemüse sollen komplett von der Steuer befreit werden. © ginasanders / 123rf.com

Lebensmittel-Besteuerung | Notbremse

FETT WIRD TEUER

Null Prozent Steuern auf Obst und Gemüse, dafür 29 Prozent auf Softdrinks? Wenn es nach dem Willen der Initiative „Aktion gesunde MwST“ geht, soll das in ganz Deutschland zur Pflicht werden. Mehrere Organisationen setzten sich dafür ein, durch ein geändertes Besteuerungssystem das Gesundheitsbewusstsein der Bevölkerung zu fördern.

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Jeder zweite Mensch in Deutschland ist übergewichtig, jeder vierte fettleibig (adipös). Hohe Fallzahlen bei Typ-2-Diabetes und Gefäßerkrankungen korrelieren mit einer steigenden Todesrate, die auf ungesunde Ernährung zurückzuführen ist. Die Deutsche Adipositas Gesellschaft (DAG), die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG), die Deutsche Diabetes Stiftung (DDS), diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe und der Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland e.V. (VDBD) gaben deshalb eine Studie an der Universität Hamburg in Auftrag. Sie ergab, dass die Anzahl der adipösen Männer nach Einführung der geänderten Besteuerung immerhin um 12,5 Prozent und die der Frauen um sieben Prozent sinken würde.

Der Ökonom Dr. Tobias Effertz fand dabei heraus, dass am erfolgversprechendsten und politisch realistischsten eine Art „Ampel plus“ funktionieren würde. Das bedeutet: null Prozent auf Obst und Gemüse (grün), sieben Prozent auf normale Lebensmittel wie Nudeln, Milch oder Fleisch und 19 Prozent auf Produkte mit viel zugesetztem Zucker, Salz oder Fett wie Fertiggerichte, Chips oder Süßigkeiten. Softdrinks würden wie oben erwähnt mit fast zwanzig Prozent besteuert.

In Berkeley/Kalifornien ist der Absatz von Softdrinks durch diese Maßnahmen bereits um 21 Prozent zurückgegangen. Außerdem änderten Hersteller von Fertigprodukten ihre Rezepturen und reduzierten Fett und Zucker. „Günstige Preise erleichtern es den Verbraucher seine Gesundheit zu fördern“, sagte der CDU-Gesundheitspolitiker Ulf Fink. Der Ernährungsmediziner Hans Hauner von der TU München ergänzte, die Bürger bekämen bessere Produkte zum gleichen Preis: „Vor allem einkommensschwächere Gruppen profitieren davon.“

Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt, die Rahmenbedingungen für gesundes Verhalten zu verbessern. Sie schlägt Steueranpassungen, ein Verbot von Lebensmittelwerbung, die sich an Kinder richtet sowie verbindliche Standards für die Verpflegung in Kitas und Schulen.

Alexandra Regner,
PTA/Redaktion

Quelle: Pharmazeutische Zeitung
           Informationsdienst Wissenschaft

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