Vor allem Lungenkranke, die in der Innenstadt an stark befahrenen Straßen wohnen, sind der Belastung durch Schadstoffe in der Luft ausgesetzt. © yocamon / iStock / Getty Images Plus

Deutscher Lungentag | Luftverschmutzung

FEINSTAUB UND STICKOXIDE BELASTEN LUNGENKRANKE ZUSÄTZLICH

Rauchen ist und bleibt der größte Risikofaktor für Atemwegserkrankungen – zudem vermeidbar, jeder trifft diese Entscheidung selbst. Luftverschmutzung kann man allerdings nicht so leicht aus dem Weg gehen, schon gar nicht in der Innenstadt. Lungenärzte fordern eine politische Lösung.

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Mehr Elektro-Autos, weniger Dieselmotoren sollen nach Ansicht der Ärzte durch die Innenstädte rollen. Der 21. Deutsche Lungentag steht daher unter dem Motto „Dicke Luft – Gefahr für die Lunge“. Zahlreiche Aktionen sind geplant, so sollen am heutigen Deutschen Lungentag zum Beispiel in Berlin die besten Arbeiten eines Schülermalwettbewerbs zum Thema „Dicke Luft in der Stadt“ ausgestellt werden. Seit 1996 wird der Aktionstag von wissenschaftlichen Gesellschaften der Lungenheilkunde und Patientenorganisationen organisiert.

Neben einer zunehmenden Verkehrsdichte und damit verbundener steigender Luftverschmutzung sehen Fachärzte auch Probleme im Klimawandel: Die Feinstaub- und Stickoxidkonzentrationen steigen bei großer Hitze und anhaltender Trockenheit an. „Darunter leiden Patienten mit chronischer Bronchitis, Asthma oder COPD“, erklärte Professor Dr. Christian Witt von der Berliner Charité der Deutschen Presseagentur. Dadurch würde die Anzahl stationärer Aufnahmen aufgrund von Lungenerkrankungen ansteigen. Die Schadstoffe schädigen die Atemwege, führen zu Reizungen und Entzündungen. „Treffen die Schadstoffe auf eine bereits geschädigte Schleimhaut, wirken sie wie ein Brandbeschleuniger – Entzündungen werden angefeuert“, sagte Witt.

Als Schadstoffquelle mit dem größten Risiko gilt das Rauchen. Etwa 80 Prozent aller Lungenkrebstodesfälle sind durch das Rauchen bedingt, auch Passivrauchen steigert das Erkrankungsrisiko. Man geht zudem davon aus, dass neun von zehn Fällen einer COPD durch den Tabakkonsum ausgelöst werden. Welchen Anteil die Luftverschmutzung daran hat, ist schwerer festzustellen. „Unstrittig ist das erhöhte Risiko, an einer Lungenentzündung zu erkranken, wenn man dauerhaft mit Feinstaub belastete Luft einatmet“, sagte der Epidemiologe Professor Dr. Joachim Heinrich von der Universität München. Nach der europäischen ESCAPE-Studie besteht ein nachgewiesener Zusammenhang zwischen dem Risiko für Lungenkrebs und einer Feinstaub-Partikelgröße PM 10. Zwar nahm laut Bundesumweltamt die Schadstoffbelastung in den letzten 25 Jahren deutlich ab, die angegebenen Grenzwerte der WHO werden dennoch überschritten. Besonders sind Menschen an stark befahrenen Straßen betroffen, Witt meint dazu: „Viele Lungenfachärzte fragen ihre Patienten inzwischen, wo sie wohnen und raten gegebenenfalls zu einem Umzug in eine weniger belastete Umgebung“.

Farina Haase,
Apothekerin, Volontärin

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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