Forschung Pharma
ERKÄLTUNG
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Expertenrunde – Ende 2016 lud die Bayer Vital GmbH zu einer Diskussionsrunde zum Thema Kombinationspräparate ein. Neben den beiden Bayer-Wissenschaftlern Dr. Uwe Gessner und Dr. Michael Völker trafen sich der als Berater im Bereich der Arzneimittelbewertung bekannte Pharmazeut Prof. Dr. Gerd Glaeske, der HNOMediziner Prof. Dr. Ludger Klimek sowie der Apotheker Dr. Sven Simons zum Expertendialog.
Dr. Simons berichtete, dass Kombinationspräparate bei den Kunden seiner Apotheke sehr beliebt seien, da Erkältungspatienten eine schnelle Linderung wünschen und so gleich mehrere Symptome mit nur einem Medikament behandelt werden können. Dies erhöhe auch die Therapietreue. Ein Vorteil ist seiner Meinung nach auch, dass Dosierungsfehler und Wechselwirkungen seltener vorkommen, wenn die Wirkstoffe bereits in den richtigen Mengen kombiniert und aufeinander abgestimmt sind. Natürlich sei es Aufgabe von Apotheker oder PTA individuell zu beraten und genau zu schauen, welche Wirkstoffe zu den Symptomen des Kunden passen.
Für Prof. Glaeske sind die Aspekte Einfachheit und Therapietreue hingegen keine ausreichenden Argumente für die Kombinationstherapie. Er räumte jedoch ein, dass die fixe Kombination zumindest in den ersten Tagen einer Erkältung sinnvoll sein kann. Allerdings sei nicht gewährleistet, dass der Patient das Medikament dann auch wieder absetzt und zum Beispiel zu einem reinen Analgetikum wechselt. Die unnötige Einnahme eines Wirkstoffes wie Pseudoephedrin sollte aber vermieden werden. Dr. Gessner wies darauf hin, dass das Patientenverhalten in nichtinterventionellen Studien untersucht wurde und die meisten Patienten Aspirin® Complex verantwortungsvoll und gemäß der Einnahme- und Anwendungshinweise der Packungsbeilage verwendeten.
Prof. Klimek, Leiter des Zentrums für Rhinologie und Allergologie in Wiesbaden, gab Prof. Glaeske Recht, dass Kombinationspräparate erst einmal kritisch und differenziert zu betrachten seien. Er fügt jedoch an: „Ich sehe aber auch sehr sinnvolle Kombinationen, die zudem keine höhere Nebenwirkungshäufigkeit als Monopräparate aufweisen.“ Aus seiner Sicht ist ein Kombinationspräparat dann sinnvoll, wenn es für mehr als 90 Prozent der Erkältungspatienten einsetzbar ist. Ein zusätzlicher Nutzen der systemisch eingesetzten Schnupfenmittel im Gegensatz zu Nasensprays sei, dass sie bis hoch in die Nasennebenhöhlen wirken und so eine gute Belüftung herstellen. Dies spiele nach seiner Erfahrung zusammen mit der erhöhten Therapietreue eine wichtige Rolle zur Vorbeugung einer Chronifizierung der Symptome. Einig waren sich zuletzt alle darüber, dass die qualifizierte Beratung in der Apotheke unerlässlich ist.
QUELLE:
Expertendialog „Kombinationspräparate bei Erkältung – Fluch oder Segen?“, 23. November 2016, Köln.
Veranstalter: Bayer Vital GmbH
Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 02/17 ab Seite 8.