Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Werner Schwarz, forderte den Abschuss von 70 Prozent der heimischen Wildschweine, um einem Ausbruch der Krankheit vorzubeugen.© Jan Skoda / 123rf.com

Tierseuche | Bekämpfung

DIE SCHWEINEPEST STEHT VOR DER TÜR

Die Angst vor der Einschleppung der Afrikanischen Schweinepest geht um. Für Menschen ist sie ungefährlich, doch Wild- und Hausschweine sterben daran. Mittlerweile ist die Krankheit bis nach Polen und Tschechien vorgedrungen.

Seite 1/1 2 Minuten

Seite 1/1 2 Minuten

Das hochansteckende Virus ist ein Überlebenskünstler: Es kann bis zu sechs Monate selbst in totem und verarbeitetem Fleisch – wie etwa einem Salamibrot – überdauern. Und so warnen mittlerweile mancherorts Hinweisschilder davor, auf Rastplätzen im Wald Essenreste wegzuwerfen; Wildschweine könnten sich darüber hermachen. Warum nun werden überall die Alarmglocken geläutet? Schließlich haben doch Wild- und Hausschweine in unseren Breiten keinen Kontakt miteinander. Und dem Menschen gefährlich wird das Virus auch nicht.

Infiziert sich in Deutschland auch nur ein einziges Schwein, egal ob wild oder nicht, würde höchstwahrscheinlich eine Handelssperre für Schweinefleisch in allen Ländern außerhalb der Europäischen Union verhängt. Das würde beträchtliche wirtschaftliche Schäden verursachen – zumal bei Ausbruch in einem zum menschlichen Verzehr bestimmten Betrieb unverzüglich der gesamte Bestand getötet werden müsste, das schreibt das Seuchenschutzgesetz vor. Ein vergleichbarer Ausbruch einer Tierseuche, der klassischen Schweinepest, verursachte in den 1990erJahren einen Schaden, der allein in Niedersachsen über eine Milliarde Euro betrug. Auch das Image von Schweinefleisch würde erheblich leiden; die Verbraucher zögen sich vom Kauf zurück.

Ganz davon abgesehen: Das Leid der Tiere, die sich infiziert haben, ist beträchtlich. Hohes Fieber, innere Blutungen, Husten und eine Zyanose führen bei 90 Prozent der erkrankten Schweine zum Tod innerhalb von 48 Stunden.

Um ein Einschleppen der Infektionskrankheit zu verhindern, werden Forderungen laut, einen Großteil der heimischen Wildschweine zum Abschuss freizugeben. Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Werner Schwarz, forderte den Abschuss von 70 Prozent der Tiere, um vorzubeugen. Bei einem geschätzten Bestand von einer Million Tiere sind das 700 000. Agrarminister Christian Schmidt (CSU) nennt dieses Vorgehen eine „zentrale Rolle bei der Prävention“. Schmidt forderte die Bundesländer auf, die Schonzeiten für Wildschweine aufzuheben und kündigte außerdem einen Schweinepest-Krisengipfel für Februar an. Auch das Bundesministerium weiß, dass ein Exportstopp den wirtschaftlichen Ruin für viele Mastbetriebe bedeuten würde. Brandenburg hat bereits reagiert: Jäger erhalten eine Abschussprämie von 50 Euro pro Wildschwein; bundesweit werden vermehrt Drückjagden auf das Schwarzwild veranstaltet.

Alexandra Regner,
PTA/Redaktion

Quelle: Der Spiegel
    Der Spiegel

×