Seife und Syndets
DIE QUAL DER WAHL
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Erste Seifenrezepte stammen aus der Zeit um 2500 v. Chr. Auf Tontafeln festgehalten, wurden sie zwischen Euphrat und Tigris entdeckt. Das Rezept geht auf: auch heute noch wandern die Reinigungsstücke millionenfach über die Ladentheke. Doch Seife ist nicht gleich Seife. Im Angebot sind rein pflanzliche Produkte mit verschiedenen Ölen wie Kokosfett, Lein- oder Olivenöl.
Wichtige Aspekte für Vegetarier und Veganer, die auch bei Haut- und Körperpflege auf tierische Produkte verzichten. Verschiedene Stücke enthalten tierische Bestandteile, wie beispielsweise Rindertalg. Auskunft darüber gibt die INCI-Liste auf der Produktverpackung. Manche Hersteller loben den rein pflanzlichen Ursprung ihrer Seife auf der Packung besonders aus.
Beliebte sind beispielsweise Fein- und Toilettenseifen. Basis ist meist klassische Kernseife, der Duft oder desodorierende Stoffe beigemengt werden. Sie dient hauptsächlich zum Hände waschen. Im Trend liegen nostalgisch verpackte Luxusseifen, die in Apotheken gerne als Geschenkartikel im Angebot sind. Sie haben meist einen besonders hohen Gehalt an Parfümstoffen oder sind mit wertvollen Ölen angereichert.
Mit klarer Reinheit assoziieren Verbraucher transparente Seifen. Diese luxuriös aussehenden Produkte erleben ein spezielles Herstellungsverfahren: durch Zusatz von Alkohol oder einer Zuckerlösung, wird ihre Kristallisation gehemmt, was zur Transparenz führt.
Interessant für die Apotheke sind Baby- und Arztseifen. In den Produkten für Babys und Kunden mit empfindlicher Haut sind rückfettende Substanzen wie Glyzerin und milde Wirkstoffe, beispielsweise Kamille. Arztseifen sind nicht automatisch desinfizierend. Manche Produkte enthalten Farnesol oder Triclosan, welche bakterienhemmend wirken sollen. Fraglich ist, ob deren Wirkung mit der Zeit nachlässt.
Angriff auf den pH-Wert Bei Anwendung von Seife ändert sich der natürliche pH-Wert der Haut von 5,5 nach oben. Ein gesunder pH-Wert hindert Bakterien und Pilze daran, sich anzusiedeln und zu vermehren. Seifen sind alkalisch mit einem Wert von über 7 und verändern den Säureschutzmantel. Je stärker eingeseift, desto mehr schiebt er sich nach oben. Die Hautoberfläche quillt auf, kann trocken reagieren und ist über mehrere Stunden anfälliger für Reizungen und Infektionen. Wenn dazu die Wassertemperatur beim Waschen, Duschen oder Baden entsprechend hoch ist, eine wahre Tortur für die Körperhülle.
Wer mit Seife wäscht, sollte sich im Anschluss unbedingt eincremen. Nachteilig für empfindliche Haut ist beispielsweise ihre Kalkseifenbildung bei Anwendung mit hartem Wasser. Damit verbunden ist eine Inaktivierung der Tensideigenschaften (waschaktive Substanzen). Auf der Haut abgelagerte Kalksalze beeinflussen ihre Nachfettung, sie wird rau. Sie können bei bestehenden Hauterkrankungen zu Irritationen und der Entstehung eines Alkaliekzems führen.
Wer zu empfindlicher Haut tendiert, sollte am besten rückfettende Produkte verwenden und diese möglichst sparsam. Eine sinnvolle Alternative bieten Syndets. Seit Ende der 1950er-Jahre sind synthetisch hergestellte Waschsubstanzen (synthetic detergents), auf dem Markt. Sie bieten gegenüber Seifen einige Vorteile: ihr pH-Wert lässt sich im Labor einstellen, wird häufig mit 5,5 angeboten – identisch mit dem menschlichen pH-Wert der Haut. Weder unlösliche Kalkseifen bilden sich, noch quillt die Haut nach Anwendung unnötig auf. Es gibt sie in fester und flüssiger Form.
Sieht aus wie Seife, ist aber ein Syndet Flüssig sind sie sofort erkennbar. Die hautfreundlichen Syndets werden auch in Seifenform gepresst angeboten. Ob es sich um ein künstliches Waschmittel handelt, ist auf der Produktverpackung deklariert. Darin enthaltene Tenside setzen die Oberflächenspannung des Wassers herab. Es perlt nicht mehr von der Haut ab, sondern kann bis in kleinste Areale eindringen. Hier lösen sie Schmutzpartikel besonders effektiv, wirkungsvoll und spülen sich aus.
Ganz gleich ob normale Verschmutzung oder Hartnäckiges, wie Fett und Farbe, es verschwindet. Dank ihrer hydro- und lipophilen Wirkung machen Tenside dies möglich. Die Krux an der Sache: Sie können auch einen Teil des eigenen Fettgehaltes der Haut mit wegspülen, der ursprünglich als Hautschutz fungiert. Gut eignen sich Syndests deshalb beispielsweise bei sehr fettiger oder Aknehaut. Den Forschern sei Dank, denn die meisten Syndets werden heute mit rückfettenden Ölen und feuchtigkeitsbindenden Substanzen wie Urea oder Glyzerin angereichert, um trockene Haut zu vermeiden.
Ob Seife oder Syndet bleibt meist eine Frage der persönlichen Vorlieben. Wohl dosiert verwendet und regelmäßiges Eincremen der damit gewaschenen Körperareale, schützen vor Trockenheit. Empfehlen Sie Kunden mit empfindlicher Haut dabei am besten ein Produkt ohne Parfum-, Farb- und Duftstoffe.
Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 12/13 ab Seite 134.
Kirsten Metternich, Freie Journalistin