Dr. Willmar Schwabe | Sägepalme

DIE FASZINIERENDE REISE DER SÄGEPALME

Beschwerden beim Wasserlassen bei gutartiger Prostatavergrößerung sind ein Tabuthema, über das „Mann“ nicht gerne öffentlich spricht - auch nicht in der Apotheke. Für eine pharmazeutisch fundierte Empfehlung ist die Kenntnis der Wirksamkeitsbelege dennoch wichtig. Der Marktführer Prostagutt® forte wird aufgrund seiner umfassenden Wirksamkeits-belege in der aktualisierten Leitlinie der Deutschen Urologen als Therapieoption genannt (1).

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Vom Ursprung der Sägepalme in Nordamerika bis zur Entwicklung der heute in Europa erfolgreich angewendeten Sabal-/Urtica-Kombination handelt eine faszinierende Geschichte, bei der auch pharmazeutischer Forschergeist eine bedeutende Rolle spielt.

Die in den Südstaatenregionen beheimateten Indianerstämmen Choctaw, Seminolen, Coushatta und Mikasuki nutzten die Sägepalme (Serenoa repens, Sabal serrulata) über Jahrhunderte vielseitig im Alltagsleben. Sie verzehrten die Früchte - trotz ihres üblen Geschmacks und Geruchs - als kräftigendes Nahrungsmittel. Die Blätter dienten zur Herstellung von Strohdächern, Körben und Matten, Teile der Pflanze für Tanzfächer und Rasseln bei Zeremonien sowie als Werkzeuge und Spielzeug, z. B. als Puppen (2). Bereits im 19. Jahrhundert wurden aus Sabal-Öl unterschiedliche Mixturen hergestellt und gegen Frauen- und Männerleiden, u. a. als Aphrodisiakum, eingesetzt. 1878 meldete der aus Savannah, Georgia stammende Abraham A. Solomons ein US-Patent für eine Zubereitung aus Sägepalmenfrüchten gegen verschiedene Krankheiten an: „a composition formed by mixing with the oil extracted from the saw palmetto (Sabal serulata) sugar-of-milk, in the proportions of one of oil to seven of sugar“ (3). Die erste Veröffentlichung zur medizinischen Anwendung erfolgte 1879 im American Journal of Pharmacy durch den in Savannah praktizierenden Arzt Dr. J. B. Read, (4). Der Apotheker John Uri Lloyd beschreibt im Jahr 1905 Wirkungen von Sabal-Zubereitungen sowohl bei „verkümmerten“ Eierstöcken und Hoden als auch bei vergrößerter Prostata (5). Die Behandlung von Prostataleiden mit Sabal-Zubereitungen wurde erstmals 1926 im amerikanischen Arzneibuch United States Dispensatory beschrieben (6).

In Europa begann der Siegeszug der Sabal-Beeren im 20. Jahrhundert. Gerhard Madaus nennt in seinem 1938 erschienenen Lehrbuch der Biologischen Heilmittel als Anwendungsgebiete für Sabal-Zubereitungen u. a. die Dekongestionierung der Prostata, die Prostatahyperplasie und begleitende Blasenleiden sowie Blasenhalsreizungen bei Mann und Frau (7). Zu dieser Zeit war in Deutschland ein Kombinationspräparat aus Sägepalme, Espe, Brennnesselkraut, Conium D4 und Cantharidin (Spanische Fliege) in Tropfenform erhältlich.

Heutzutage haben qualitativ hochwertige Sabal-Extrakt enthaltende Arzneimittel, z. B. in Kombination mit Urtica-Extrakt, einen festen Platz in der Therapie von Beschwerden beim Wasserlassen aufgrund einer gutartig vergrößerten Prostata. Da unterschiedliche Mechanismen, u. a. chronische Entzündungsprozesse, das Prostatawachstum stimulieren können, sind die durch die Forschung der letzten zwanzig Jahren aufgeklärten verschiedenen Wirkmechanismen dieser BPS-Phytokombination sinnvoll: Die öligen Sabalbeeren enthalten in großer Menge gesättigte und ungesättigte Fettsäuren, die in dieser Form in der Natur sonst kaum vorkommen. Diese hemmen die 5-α-Reduktase, damit den Stoffwechselweg über den das intraprostatische Testosteron das Prostatawachstum antreibt. Zusätzlich hemmen sie die Aromatase, welche die Umwandlung von Testosteron in 17ß-Östradiol in der Prostata fördert. Darüber hinaus wirken sie spasmolytisch auf die glatte Muskulatur von Blasenboden, Harnröhre und Prostata und reduzieren damit den der Druck auf die Harnröhre. Ebenfalls zu dem Wirkprofil der Sabal-/Urtica-Kombination WS® 1541 (Prostagutt® forte) zählen antiphlogistische Wirkungen. Diese wurden erneut in verschiedenen BPH-Modellen, in denen WS® 1541 das Prostatawachstum und die Begleitentzündung bei BPH hemmte, gezeigt (8,9).

Die Akzeptanz der medikamentösen BPS-Behandlung mit Phytopharmaka ist bei den betroffenen Männern – nicht zuletzt wegen der guten Verträglichkeit - hoch. Die Sabal-/Urtica-Kombination WS® 1541 beeinträchtigt die Sexualfunktion nicht. Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln gibt es keine. Dies ist von Vorteil, da in dieser Altersklasse häufig bereits regelmäßig Arzneimittel, z. B. Blutdrucksenker eingenommen werden müssen. Die gute Verträglichkeit bleibt auch in der Langzeitanwendung bestehen. Die Anwendungsdauer bis zur optimalen Wirkung liegt bei 4 bis 6 Wochen (10).


Quellen:

1) S2e-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) und des Berufsverbands deutscher Urologen (BDU): Therapie des Benignen Prostatasyndroms (BPS), Stand 19.11.2014, AWMF-Reg.Nr. 043-035 www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/043-035.html


2) Niedenthal, T., Die Sägepalme. Von Nutzpflanze und Nahrungsmittel zur anerkannten Arzneipflanze. Zeitschrift für Phytotherapie, November 2017, 38 (5), S. 235-239 www.thieme-connect.de/products/ejournals/abstract/10.1055/s-0043-115589


3) United States Patent Office, Abraham A. Solomons, Improvement of Medical Compound, Patent No. 204,629, dated June 4, 1878; application filed February :26, 1878.
4) J. B. Read, The Saw Palmetto. American Journal of Pharmacy, April 1879, 51, S. 169-171
5) John Uri Lloyd (Hrsg.), King's American Dispensatory. The Ohio Valley Company, Cincinnati 1905, S. 1750ff.
6) Wood, H.C. Jr., LaWall C. H.; The Dispensatory of America, 21th edition, 1926, S. 1069
7) Madaus, G., Lehrbuch der biologischen Heilmittel. 3 Bände, Olms Verlag, Leipzig 1938, S. 2384-2387
8) Pigat N, Koch E, Goffin V: Effects of WS®

1541 in a transgenic mouse model of benign prostatic hyperplasia (BPH). Poster-Presentation, 65th International Congress and Annual Meeting of the Society for Medicinal Plant and Natural Product Research (GA), Basel, 3-7. September 2017 coms.events/GA2017/data/abstracts/en/abstract_0009.html


9) Kraft S, Scheyhing U, Cabout S, Lluel P, Palea S, Koch E: WS®

1541 hemmt die Genexpression von Entzündungsmediatoren und Wachstumsfaktoren in der Prostata von Ratten mit Sulpirid-induzierter BPH. Z Phytother 2016; 37 - P14 DOI: 10.1055/s-0036-1584477 www.thieme-connect.de/products/ejournals/abstract/10.1055/s-0036-1584477


10) Fachinformation Prostagutt® forte 160/120 mg, Stand Dezember 2013
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