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Ernährung als Medizin

DIE 'AKKUS' AUFLADEN

Eine energiegeladene Ernährung gibt Patienten mit Burnout oder gefährdeten Menschen eine Art Anschubfinanzierung, um dem Hamsterrad zu entkommen.

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Viele Menschen lässt der gesellschaftliche Druck und die damit verbundene tägliche Mehrfachbelastung immer häufiger an Ihre Grenzen stoßen. Die Folge: Sie fühlen sich ausgebrannt und depressiv.

Die erschreckenden Zahlen der Bundepsychotherapeutenkammer belegen diesen Negativtrend: Die Anzahl der Krankschreibungen ist seit 2004 aufgrund eines Burnout um 700 Prozent, die der damit verbundenen Fehltage um 1400 Prozent gestiegen. Neben regelmäßiger Bewegung und einem individuell angepassten Entspannungsprogramm können Betroffene auch mit einer speziellen Ernährung ihre Batterien wieder aufladen und so positiv auf die Symptome des Dauerstresses Einfluss nehmen.

Zu den typisch seelischen Symptomen zählen chronische Müdigkeit, Antriebs- und Lustlosigkeit sowie Depressionen. Durch den dauerhaft erhöhten Stresspegel schütten Betroffene permanent zu viel Stresshormone wie Kortisol und Adrenalin aus, was den Körper ebenfalls in einen dauerhaften Alarmzustand versetzt. Dies kann auch negative Folgen für Organe wie die Herz, Immunsystem, Muskeln, Magen-Darm-Trakt, Gehirn etc. haben.

Was sollte die Power-Ernährung leisten? Besonders in stressigen Lebenssituationen fällt die Ernährung häufig qualitativ minderwertig aus. Fast Food, Soft Drinks, Schokoriegel & Co. prägen den Speiseplan. Der dauerhafte „Alarmzustand“ im Gehirn verstärkt zudem das unkontrollierte, emotionale Essverhalten. Die Folgen: zu viel Zucker, zu viel Salz und zu viele tierische Fette.

Daneben mangelt es stark an Mikronährstoffen, wie zum Beispiel bioaktiven Pflanzenstoffen aus Obst und Gemüse. Dies setzt dem ohnehin schon geschwächten Körper noch weiter zu. Wer seine Nahrung clever zusammenstellt, kann damit nicht nur seine Abwehrkräfte stärken, sondern auch den erhöhten Bedarf der Mikronährstoffe decken, die für den Energiestoffwechsel und zur Entspannung wichtig sind und erhöhte Blutzucker- und Blutfettspiegel senken, denn: Durch Burnout steigt auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Diesen Anforderungen wird eine Ernährung gerecht, die abwechslungsreich und vitalstoffreich ist, das heißt mit Vollkorngetreide sowie Obst und Gemüse. Die enthaltenen Ballaststoffe bringen den Darm in Bewegung und schaffen eine gesunde Darmflora. Tierische Fette sollten nur begrenzt eingesetzt werden. Pflanzenöle wie Oliven-, Raps- oder Leinöl enthalten hingegen einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Sie wirken sich positiv auf Gefäße und zum Teil sogar entzündungshemmend auf den Organismus aus.

Die besten Power-Lebensmittel Wasser: Brain-Food Nr.1 Eine regelmäßige Flüssigkeitszufuhr ist unerlässlich für die Konzentration und das geistige wie seelische Wohlbefinden. Pures Mineralwasser liefert keine Kalorien, aber dafür Mineralstoffe. Eine Sorte mit hohem Anteil des Anti-Stress-Mineralstoffs Magnesium (z. B. 100 Milligramm pro Liter) ist besonders geeignet. Für Abwechslung sorgen zudem Fruchtschorlen, ein Glas Gemüsesaft oder ungezuckerter Tee. Auch ein paar Tassen Kaffee dürfen als „Muntermacher“ den Trinkplan abrunden. Alkohol stresst hingegen den Körper, sodass sein Konsum auf ein Glas Wein oder Bier pro Tag limitiert werden sollte.

Orientalische Gewürze: natürliches Psychodoping Die Inhaltsstoffe von Ingwer, Kurkuma, Zimt Muskatnuss und Kardamom wirken psychoaktiv und dadurch motivierend und erfrischend wie ein natürlicher Stimmungsaufheller.  Sprossen & Hülsenfrüchte: kleine Kraftpakete Die Keimlinge vieler Gemüsesorten wie Soja, Rettich, Linsen, Rote Bete & Co. enthalten bis zu 40-mal mehr Vitamine, Mineralstoffe, Pflanzenstoffe und Aminosäure als deren ausgewachsenen Pendants.

Beispielsweise stärken Sojasprossen mit ihrem hohen Anteil an B-Vitaminen und Lecithin die Nerven und Denkleistung und sorgen so für bessere Laune. Durch die Zugabe von Keimen und Sprossen können Speisen sowohl geschmacklich als auch gesundheitlich aufgewertet werden. Auch Hülsenfrüchte liefern diese „Naturwirkstoffe“, die den Energiestoffwechsel und das Immunsystem stärken.

Nüsse: gesunder Power-Snack Neben essenziellen Fettsäuren, hochwertigem Eiweiß und Ballaststoffen verfügt jede Nusssorte über eine typische Kombination an Mikronährstoffen. Studien ergaben, dass sie die Nerven stärken, dadurch die Konzentration fördern und sogar einen wertvollen Beitrag zum Schutz vor Herzinfarkt und Schlaganfall leisten sollen.

Die Inhaltsstoffe vieler orientalischer Gewürze wirken psychoaktiv.«

Fisch macht glücklich Besonders die fetten Seefische wie Makrele, Lachs und Hering enthalten Omega-3-Fettsäuren, die beispielsweise Blutdruck und Gerinnung verbessern, aber auch entzündungshemmend wirken. Forscher bestätigten zudem, dass ein regelmäßiger Fischverzehr von zwei bis drei Mahlzeiten pro Woche einen positiven Einfluss auf die Psyche hat.

Eine Extraportion Vitalstoffe als Basis Wenn der Akku schon komplett leer gefahren ist, macht zu Beginn eine Nahrungsergänzung mit den wichtigsten nervenstärkenden Vitalstoffen Sinn. Bei Burnout und Erschöpfung haben sich Kombinationen bewährt, die neben einem Vitamin-B-Komplex zur Nervenstärkung, auch Omega-3-Fettsäuren, antioxidative Vitamine, Spurenelemente und Pflanzenstoffe sowie das Anti-Stress-Mineral Magnesium enthalten. Auch Vitamin D sollte in einem solchen Produkt nicht fehlen, denn: Ein Mangel des „Sonnenvitamins“ kann zu depressiven Verstimmungen führen.

ZUSATZINFORMATIONEN
Oberste Devise: Achtsame Ernährung
Nicht nur, WAS auf dem Teller liegt, ist von Bedeutung, sondern auch das WIE. Gerade Burn-out-Patienten sollten nicht auf einzelne Mahlzeiten verzichten, denn sie benötigen hochwertige Makro- und Mikronährstoffe, um wieder zu Kräften zu kommen. Dafür sollte man sich mindestens 30 Minuten Zeit für die Mahlzeiten gönnen und nicht nebenher noch verschiedene Sachen erledigen wie Spülmaschine ausräumen, E-Mails schreiben, Mobiltelefon checken oder Fernsehen.

„Achtsamkeit“ ist das Zauberwort. Wer sich voll auf das Essen konzentriert und eine ansprechend angerichtete Speise langsam und bewusst genießt, der trägt aktiv zur Stressreduktion bei. Dieses Essverhalten fördert auch die anschließende Verdauung. Positiver Nebeneffekt: Dabei verbessert sich das Körpergefühl und man erlernt auch mit der Zeit wieder, das natürliche Sättigungsgefühl zu spüren.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 04/13 ab Seite 114.

Andrea Pütz, Dipl. Oecotrophologin

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