Lipokine | Braunes Körperfett
DIÄT OHNE DIÄT
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Gut für schlechte Zeiten, mies für die Figur: In den Fettdepots speichert unser Körper Energie für Hungerphasen. Während das sogenannte weiße Fett keinen guten Ruf hat, interessiert das braune Fett die Wissenschaft wegen seiner vielen segensreichen Eigenschaften. Es kann von selbst Wärme erzeugen und tritt in Aktion, wenn der Mensch friert. Deshalb haben auch junge Säuglinge besonders viel davon, da sie ihre Thermoregulation von allein noch nicht gut halten können.
Alles, was der Mensch im Moment nicht verwerten kann, wird in Fettzellen (Adipozyten) aufbewahrt. Die Evolution hat noch nicht auf das Überangebot von Speisen reagiert und „weiß“ nicht, dass wir überall und jederzeit auf Nahrung zurückgreifen können. Früher war das anders. Da war ein Mensch ohne körpereigene Nahrungsreserven dem Tode geweiht. Jetzt verursacht ein dicker Bauch so manches Problem, Diabetes zum Beispiel. Doch das gilt nur für das weiße Fett; die braunen Fettdepots, deren Färbung durch eine Vielzahl an Mitochondrien verursacht wird, schützen den Körper vor Unterkühlung. Doch nicht nur das: Diese Art der Adipozyten nimmt während sportlicher Betätigung weniger Zucker aus dem Blut auf. Das macht Sinn, denn dann wird der Kraftstoff in den Muskeln benötigt. Doch Forscher der Ohio State University in Columbus fanden heraus, dass braune Fettzellen darüber hinaus ein spezielles Molekül in den Blutkreislauf schicken: ein Lipid mit der Bezeichnung 12,13-diHOME, das ist ein Lipokin, das Stoffwechselprodukte beeinflussen kann. Im Tierversuch mit Mäusen zeigte sich, dass deren Muskeln verstärkt Fettsäuren aus dem Blut aufnahmen und verstoffwechselten. Das Molekül konnte dem braunen Fett zweifelsfrei zugeordnet werden.
Das Fazit: Braunes Fett signalisiert offenbar den Muskeln, mehr Fettsäuren aufzunehmen, um sie als Treibstoff zu verwenden – anstatt Kalorien während des Trainings zu verbrennen. „Während des Trainings kommunizieren offenbar alle metabolisch wichtigen Gewebe miteinander, um den Muskeln für ihre Arbeit Energie bereitzustellen“, sagte Co-Autorin Laurie Goodyear.
Ihre Entdeckungen wollen die Forscher nun ausbauen: Kann man durch die künstliche Zufügung von 12,13-di-HOME eine generelle Steigerung des Energieverbrauchs simulieren – sozusagen eine Diät ohne Diät? Man könnte dadurch Bewegung nachahmen, um Muskelfunktionen zu verbessern und Blutfettwerte zu senken. Damit könnte auch eine generelle Steigerung des Energieverbrauchs möglich sein, die wiederum Übergewicht und Typ-2-Diabetes entgegenwirken würde.
Alexandra Regner,
PTA/Redaktion
Quelle: www.wissenschaft.de