Seit der Einführung der Rotaviren-Impfung ist in Australien ein leichter Rückgang der Diabetes Typ-1-Erkrankung zu verzeichnen. © scyther5 / iStock / Getty Images Plus

Diabetes | Rotaviren

DIABETES TYP-1: LEICHTER RÜCKGANG DURCH ROTAVIREN-IMPFUNG

Bei einer Diabetes Typ-1-Erkrankung ist bislang nicht bekannt, was genau das Immunsystem dazu veranlasst, die körpereigenen Zellen anzugreifen. Als möglicher Auslöser gelten Virusinfektionen. In Australien kam es nun seit der Einführung der Rotaviren-Impfung zu einem leichten Rückgang der Erkrankung.

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Bislang wird vermutet, dass das Immunsystem Antikörper gegen Bestandteile der Viren produziert, die später ähnliche Bestandteile des Körpers angreifen. Dieser Vorgang wird „molekulare Mimikry“ genannt und auch bei Rotaviren vermutet. Bestimmte Peptide des Virus haben eine gewisse Ähnlichkeit mit Antigenen der Betazellen.

Nimmt man die beschriebene Hypothese als Grundlage, dann könnte eine Impfung gegen Rotaviren dazu führen, dass Kinder seltener an Typ-1-Diabetes erkranken. Eine Studie, die bereits etwas zurückliegt, konnte für Finnland, dem Land indem weltweit die höchste Zahl an Typ-1-Erkrankungen festgestellt werden konnte, eine solche Erkenntnis nicht bestätigen. Tuija Leino vom Nationalen Institut für Gesundheit und Wohlfahrt und sein Team konnten für Finnland lediglich einen nicht signifikanten Rückgang um neun Prozent nach der Einführung der Rotaviren-Impfung feststellen. Eine solche Impfung wird bei über 90 Prozent der Säuglinge in Finnland durchgeführt. Allerdings war das 95-Prozent-Konfidenzintervall des relativen Risikos von 0,91 mit 0,69 bis 1,20 relativ weit, da die Analyse nur auf 345 Erkrankungen basierte.

Kirsten Perrett vom Murdoch Children’s Research Institute in Melbourne hat vor kurzem nun Daten für Australien erhoben. Hier wird die Impfung seit Mai 2007 angeboten. Die Impfquote liegt mit 84 Prozent unter der Quote von Finnland. 16 159 Neuerkrankungen wurden im Zeitraum zwischen 2000 und 2015 für die Analyse als Basis herangezogen. Betrachtet man sich die einzelnen Jahre, so ist festzustellen, dass für das Jahr 2007 ein Rückgang der Neuerkrankungen festzustellen ist. Bei den unter Vierjährigen betrug der Rückgang 14 Prozent. Die Inzidenzrate von 0,86 war mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 0,74 bis 0,99 signifikant.

Die neuen Ergebnisse aus Australien stützen die Hypothese, dass die Infektion mit Rotaviren die Autoimmunerkrankung angestoßen haben könnte, da eine solche Impfung meist zwischen zwei und vier Monaten erfolgt. Allerdings dürfte der Einfluss auf die Gesamtzahl der Erkrankungen gering bleiben, da die wenigsten Kinder bereits im Kleinkindesalter an Typ-1-Diabetes erkranken. Zudem besteht die Möglichkeit, dass der Effekt nach einigen Jahren wieder verloren geht, da Kinder, möglicherweise nach einer anderen Virusinfektion, doch noch erkranken.

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion


Quelle: Ärzteblatt

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