Tiere In Der Apotheke
DER ZYKLUS DER HÜNDIN
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Die Zeitdauer zwischen zwei Zyklen umfasst circa 200 ± 45 Tage. Mit zunehmendem Alter können die Abstände länger und unregelmäßiger werden. Man unterscheidet vier Stadien: Proöstrus, Östrus, Metöstrus und Anöstrus. Insbesondere im Proöstrus und im Östrus sind auch die klinischen Symptome an den äußeren Geschlechtsorganen auffällig. Der Proöstrus dauert 6 bis 15 Tage und äußert sich durch eine deutliche Anschwellung der Schamlippen und blutigen Scheidenausfluss.
Die Hündin ist attraktiv für Rüden, diese werden jedoch (noch) abgewehrt. Die eigentliche Brunst, der Östrus, der sich über drei bis acht Tage hinzieht, ist vor allem dadurch gekennzeichnet, dass die Hündin nun Deckbereitschaft signalisiert. Der Scheidenausfluss nimmt ab und wird heller. Der anschließende Metöstrus mit einer Dauer von neun bis zwölf Wochen zeichnet sich durch das Stoppen des Scheidenausflusses aus.
Die Schamlippen schwellen ab; manchmal werden Anzeichen einer Scheinträchtigkeit beobachtet (Pseudogravidität).Die Phase der sexuellen Ruhe, das heißt der Anöstrus, ist in seiner Länge variabel. Je nach Rasse und anderen Einflüssen beträgt diese Zeitspanne zwei bis vier Monate. Die Hündin ist normalerweise in guter Kondition, zeigt ein normales Verhalten, und die äußeren Genitale sind unauffällig.
Die Brunst bleibt aus Das Ausbleiben der Brunstsymptome ist im Allgemeinen auf die Unterfunktion der Eierstöcke zurückzuführen. Das Ausfallen der ersten Läufigkeit beruht oft auf der unzureichenden Freisetzung von bestimmten Hormonen wie dem follikelstimulierenden Hormon (FSH). Als Therapie werden entsprechend Analoga dieses Hormons verabreicht. Bei Hündinnen, die nicht als Zuchttiere vorgesehen sind, ist keine Behandlung erforderlich.
Bei jungen Hündinnen, die sich normal entwickeln, bei denen jedoch die Läufigkeit ausbleibt, sollte – wenn keine gesundheitlichen Störungen festgestellt werden – zunächst abgewartet und nicht sofort eine Hormontherapie eingeleitet werden. Ist die Hündin auch mit zwei Jahren noch nicht läufig geworden, sollte generell aus zuchthygienischen Gründen von einer Therapie abgesehen werden. Vielfach wird dann die Entfernung der Gebärmutter empfohlen.
Zu lang – zu kurz Beträgt die Dauer des Läufigkeitsintervalls mehr als 12 Monate, kann man von einem verlängerten Zyklus ausgehen. Das individuelle Läufigkeitsintervall muss dabei allerdings berücksichtigt werden. Diese Zyklusblockade wird meist durch die erhöhte Ausschüttung eines Hormons (Prolaktin) verursacht. Die Therapie besteht in der Gabe eines entsprechenden Hormonhemmers. Tritt hingegen weniger als fünf Monate nach einer Läufigkeit bereits die nächste Läufigkeit ein, ist die Zyklusdauer unphysiologisch verkürzt. Mögliche Ursache ist unter anderem das Ausbleiben des Eisprungs.
Zyklusstörungen Die Ovulation erfolgt in der Regel am ersten oder zweiten Tag des Östrus. Die Ovulation kann aber auch zwei Tage vor bis vier Tage nach Östrusbeginn stattfinden. Bei der Hündin sind die Follikel bei der Ovulation noch unreif, sie müssen daher noch drei Tage im Eileiter heranreifen, um überhaupt befruchtungsfähig zu werden. Die Eizellen bleiben dann 24 Stunden befruchtungsfähig. Die Spermien gelangen nach dem Deckakt sehr schnell zum Eileiter und bleiben hier bis zu sieben Tage befruchtungsfähig.
Erfolgt nun die Ovulation bereits zwei Tage vor Beginn des Östrus und findet der Deckakt erst am dritten Tag oder später statt, sind die Eizellen bereits abgestorben, sodass eine Befruchtung nicht mehr möglich ist. Wird die Hündin am ersten oder zweiten Östrustag gedeckt, der Eissprung ereignet sich jedoch verzögert nach dem vierten Tag, erfolgt die Befruchtung erst sieben Tage nach dem Deckakt. Wird die Hündin trächtig, bedeutet das eine scheinbare Verlängerung der Trächtigkeit auf bis zu 70 Tage. Die durchschnittliche Tragezeit der Hündin beträgt 63 Tage.
Dauert die Deckbereitschaft länger als 12 Tage, spricht man von einem verlängerten Östrus. Die Ursache für eine verlängerte Läufigkeit mit einer Dauer von über vier Wochen kann das Ausbleiben der Ovulation sein. Diese Form wird häufiger bei älteren Hündinnen beobachtet. Aufgrund der über einen längeren Zeitraum erhöhten Estrogenkonzentration kann es zu einer zystischen Entartung der Gebärmutterschleimhaut kommen. Darüber hinaus besteht die Gefahr einer Knochenmarksschädigung, sodass eine Kastration angeraten wird.
Pseudogravidität Die Anschwellung des Gesäuges, leichter bis hochgradiger Milcheinschuss (Laktation) und Mutterverhalten sind die Hauptsymptome der Scheinträchtigkeit, für die es neben „Pseudogravidität“ auch die Bezeichnung „Lactatio falsa“ gibt. Diese psychischen und körperlichen Veränderungen treten meist vier bis neun Wochen nach einer Läufigkeit auf und dauern zwei bis drei Wochen an. Vorangegangene Trächtigkeit oder Alter und Rasse scheinen bei dieser Symptomatik nicht von Bedeutung zu sein.
Die Wesensveränderung äußert sich in Reizbarkeit, Unruhe, Nestbau, Umhertragen von Spielsachen, die als Welpen angesehen werden, und die Verteidigung der im Nest als Welpenersatz deponierten Gegenstände. Häufig saugen die Hündinnen auch die eigene Milch ab. Die Diagnose einer Scheinträchtigkeit ist anhand der typischen Symptomatik relativ einfach zu stellen. Eine Therapie ist in leichteren Fällen nicht notwendig. Oft ist es schon hilfreich, wenn die scheinträchtige Hündin erfolgreich abgelenkt werden kann, zum Beispiel durch Bewegung, Veränderung der Bedingungen, wie das Wechseln des Schlafplatzes oder veränderte Fütterungszeiten.
Zur Unterdrückung der Milchsekretion werden Mittel verabreicht, die den Milcheinschuss hemmen. Gleichzeitig kann dadurch auch das Verhalten wieder normalisiert werden. So hemmt zum Beispiel der Wirkstoff Cabergolin die Freisetzung des Hormons Prolaktin und führt zur Rückbildung der Milchdrüse und zum Rückgang der Milchausscheidung. Kühlende Salben und ein Verband können zusätzlich zur Linderung der Symptome beitragen. Ist eine Hündin wiederholt scheinträchtig oder zeigen sich schwerwiegende Verhaltensstörungen, sollte ebenfalls eine Kastration in Betracht gezogen werden.
Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 10/17 auf Seite 116.
Dr. Astrid Heinl-Zapf, Tierärztin