Hängt die Partnerwahl vom Geruch ab?
DER DUFT DER LIEBE
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Kennen Sie das auch? Sie lernen jemanden kennen, den Sie zunächst sehr attraktiv finden, doch bei näherem Kennenlernen empfinden Sie ihn doch zunehmend als abstoßend. Oder umgekehrt fühlen Sie sich plötzlich sehr zu einer Person hingezogen, die eigentlich so gar nicht in Ihr „Beuteschema” passt?
Entgegen der landläufigen Meinung, dass wir unsere Partner zunächst nach optischen Kriterien und später dann nach „inneren Werten”, also Charaktereigenschaften auswählen, hat der Geruchssinn nämlich bei der Partnerwahl ein ganz entscheidendes Wörtchen mitzureden. Dies liegt an einer Gruppe von Genen, dem Haupthistokompatibilitätskomplex , welcher unser Immunsystem charakterisiert. Je vielfältiger das individuelle MHC ausfällt, desto vielfältiger und damit widerstandsfähiger sind die Abwehrmöglichkeiten des Immunsystems.
Daher macht es Sinn, sich einen Partner zu suchen, der ein im Vergleich zu einem selbst möglichst unterschiedlichen MHC besitzt, da mit einem solchen Partner widerstandsfähigere Nachkommen mit größeren Überlebenschancen gezeugt werden können. Aus evolutionsbiologischer Sicht also ein absolut sinnvolles Vorgehen – aber wie erkennt man einen Partner mit unterschiedlichem MHC? Die Antwort lautet: Man erschnüffelt ihn!
Der MHC bestimmt nämlich nicht nur die Eigenschaften des Immunsystems, sondern auch den individuellen Körpergeruch. Dabei empfinden insbesondere Frauen den Körpergeruch von Männern als anziehend, wenn diese ein zu ihrem eigenen besonders unterschiedlichen MHC besitzen – und zwar hauptsächlich während der fruchtbaren Tage des Zyklus. Dieses System funktioniert seit Millionen von Jahren, birgt heutzutage aber auch potenzielle Gefahren. Wie sich herausstellte, ändert sich die Präferenz für unterschiedliche MHC bei Frauen, die mit der Pille (oder entsprechenden Hormonpräparaten) verhüten: Diese bevorzugen eher Männer mit zu ihrem eigenen sehr ähnlichen MHC.
Das liegt möglicherweise daran, dass dem weiblichen Körper durch die Pille eine Schwangerschaft vorgetäuscht wird. In dieser Situation, in der es – wiederum evolutiv betrachtet – wohl eher darauf ankam, sich dem Schutz der Familie anzuvertrauen, wird denn auch der Geruch der Verwandten (mit ähnlichen MHC) bevorzugt.
Daraus ergeben sich gleich zwei Probleme: Zum einen besteht die Gefahr, dass Frauen unter dem Einfluß der Pille einen Partner wählen, mit dem sie Kinder mit potenziell weniger widerstandsfähigen Immunsystem zeugen. Zum anderen ist es möglich, dass diese Frauen nach Absetzen der Pille ihren Partner „nicht mehr riechen” können, da sich dann die Geruchspräferenzen erneut ändern. Tatsächlich wird das Problem, den Geruch des Partners nicht mehr ertragen zu können, von Frauen bei Scheidungen am häufigsten als einer der Trennungsgründe angegeben. Also am besten, Frau nimmt die Pille erst nach der Partnerwahl, das geht ja auch …
ZUR PERSON
Prof. Dr. Holger Schulze
Hirnforscher
Holger.Schulze@uk-erlangen.de
Prof. Dr. Schulze ist Leiter des Forschungslabors der HNO-Klinik der Universität Erlangen-Nürnberg
sowie auswärtiges wissenschaftliches Mitglied des Leibniz-Instituts für Neurobiologie in Magdeburg.
Seine Untersuchungen zielen auf ein Verständnis der Neurobiologie des Lernens und Hörens.
www.schulze-holger.de
Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 06/12 auf Seite 12.
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