Bevor sich der erste Affe aufrichtete und zum Homo sapiens wurde, hat die Menschheit einen langen Weg zurückgelegt. © Aidon / Photodisc / Thinkstock

Anthropologie | Forschungsergebnisse

DER AUFRECHTE GANG IST URALT

Den Homo sapiens gibt es erst seit 300 000 Jahren – aber wann lief der erste Affe so aufrecht wie wir? Fußspuren aus Tansania legen nahe, dass dies schon sehr früh geschah.

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Es ist ein Lieblingsforschungsthema der Anthropologen, wann sich der typisch menschliche Gang entwickelt hat. Das geschah keinesfalls erst zu dem Zeitpunkt, als sich der Homo sapiens von der Spezies der Hominiden abnabelte, sondern viel, viel früher. Wann aber richtete sich die frühe Form des Menschen komplett auf und bewegte sich nicht mehr so fort, wie wir es von den Menschenaffen im Zoo kennen – etwas breitbeinig und gebeugt, die Arme bis knapp über dem Boden pendelnd.

Die ältesten bekannten Fußspuren, die einen zweibeinigen Gang dokumentieren, wurden in Tansania entdeckt. Datierungen der Spuren zufolge sind vor etwa 3,6 Millionen Jahren Wesen auf zwei Beinen in Laetoli unterwegs gewesen. Ihre Fußabdrücke im weichen Untergrund wurden durch die Asche eines Vulkanausbruchs konserviert. Wahrscheinlich stammen die Spuren vom Australopithecus afarensis – so wie die berühmte „Lucy“, deren Skelettreste Anthropologen 1974 in Äthiopien entdeckt haben. Anatomische Merkmale legen eine zumindest zweibeinige Gangart nahe.

Mittels ausgeklügelter Methoden in einer Kombination aus morphologischen Untersuchungen und experimenteller Daten konnten Forscher charakteristische Merkmale des aufrechten Laufens nachweisen. Dabei entstehen nämlich vergleichsweise starke Zehenabdrücke, während sich die Ferse eher wenig abzeichnet. Das liegt an der speziellen Verlagerung des Druckzentrums beim Abrollen von der Ferse auf den Vorderfuß. Bei der gebeugten Gehweise passiert das Druckzentrum den Mittelfuß schneller, was zu größerem Druck unter den Zehen führt und dadurch zu relativ tiefen Abdrücken.

Jedoch: Genau dieses Muster gibt es bei den Spuren von Laetoli nicht. Sie bestätigen, dass ihre experimentellen Abdrücke denen von Probanden ähneln, die sich normal fortbewegten. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass vor 3,6 Millionen Jahren Hominiden auf eine Weise liefen, die heutigen Menschen sehr ähnlich ist. Obwohl es vielleicht einige Detail-Unterschiede gegeben hat, sahen sie beim Gehen wahrscheinlich aus wie wir“, resümierte David Raichlen von der University of Arizona. Das wiederum lege nahe, dass die Hominiden bei ihrer täglichen Nahrungssuche längere Distanzen zurücklegen mussten. Der voll aufrechte Gang könnte ihnen dabei Energie gespart haben: Ein zweibeiniges Gehen mit gebeugter Haltung ist nämlich energetisch vergleichsweise aufwändig, sagte Raichlen. Mit der Untersuchung wurde also offenbar, dass sich der aufrechte Gang bereits vor 3,6 Millionen Jahren etabliert habe.

Alexandra Regner,
PTA/Redaktion

Quelle: www.wissenschaft.de

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