Mehr Menschen als gedacht bestellen Präparate zum Abnehmen im Internet. Sensibilisieren Sie Ihre Kunden über einen kritisch hinterfragten Erwerb oder stehen sie am besten empathisch bei der Beratung zur Seite. © Rancz Andrei/ 123rf.com

Nahrungsergänzungsmittel | Verbraucherschutz

DAS LANDESUNTERSUCHUNGSAMT WARNT: „FINGER WEG VON DENIM PLUS!“

Viele Kunden haben Hemmungen ihren Arzt oder ihre Apotheke um eine Beratung über Präparate zum Abnehmen zu bitten. Sogenannte Schlankheitspillen werden dann gerne anonym im Internet bestellt – häufig zu unkritisch und damit manchmal leider mit gesundheitsschädigenden Folgen.

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Eine unlängst durchgeführte Studie der britischen Arzneimittelbehörde (MHRA) brachte erschreckende Zahlen zutage: Demnach versucht jeder Dritte illegale Schlankheitspillen im Internet zu bestellen. Abgesehen davon, dass weder Beschaffung, Transport noch Produktion transparent oder nachvollziehbar sind, enthalten viele der Pillen nicht das, was sie versprechen oder gar im schlimmsten Fall den Körper schädigende Substanzen. Dies zeigt auch die gerade veröffentlichte Warnung des Landesuntersuchungsamtes (LUA) Rheinland Pfalz über den Schlankmacher Denim Plus. Die als Nahrungsergänzungsmittel getarnten Kapseln können im Internet ohne große Probleme bestellt werden. Der Zoll konnte eine entsprechende Sendung aus Thailand abfangen. Anschließende Untersuchungen haben ergeben, dass das vermeintliche Nahrungsergänzungsmittel den Wirkstoff Sibutramin enthält.

Der Arzneistoff wurde früher als Appetitzügler bei Adipositas eingesetzt. Das indirekte Sympathomimetikum hemmt die Wiederaufnahme von Noradrenalin und Serotonin. Die daraus erhöhte Konzentration der Neurotransmitter führt über die Stimulierung zentraler Adrenorezeptoren zu einer Appetitminderung. Zahlreiche zentral bedingte Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Mundtrockenheit, Übelkeit und Erbrechen bis hin zu Taubheitsgefühlen, Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen sind der Grund, warum Sibutramin in eigentlich allen Industrieländern mittlerweile vom Markt genommen wurde. Zudem sind viele Wechselwirkungen und Kontraindikationen bekannt. Vor allem Menschen mit einer Herz-Kreislauf-Erkrankung können erheblichen Schaden bei der Einnahme von Sibutramin davontragen, es sind sogar Todesfälle bekannt. Da der Wirkstoff keine Zulassung mehr trägt, ist der Handel in Deutschland untersagt und wird mit Freiheits- oder Geldstrafen geahndet.

Der Markt für Abnehmprodukte ist groß, auch namenhafte Bestell-Portale bieten entsprechende Präparate an. Das Landesgesundheitsamt warnt nachdrücklich vor Bestellungen angeblicher Schlankheitspillen im Internet. Eine Auflistung der Produkte, die nicht schlank sondern krank machen, finden Sie auf der Seite des LUA. (link: https://lua.rlp.de/de/unsere-themen/lexikon/lexikon-s/schlankheitsmittel/)

Farina Haase,
Apothekerin, Volontärin

Quelle: Landesuntersuchungsamt Rheinland-Pfalz

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