Stigmatisierung durch Hautkrankheiten
BÖSEWICHTE HABEN HAUTPROBLEME
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Das Gesicht der vom Teufel besessenen Regan Teresa MacNeil (Linda Blair) aus dem Horrorfilm-Klassiker „Der Exorzist“ (1973) brachte viele sensationshungrige Zuschauer buchstäblich zum Kotzen. Das kleine Mädchen wurde von den Maskenbildnern in ein aufgedunsenes, narbenentstelltes Monster verwandelt. Hautkrankheiten rufen häufig Ekel hervor und werden unbewusst mit schlechten Charaktereigenschaften assoziiert. Die Filmindustrie nutzt das Vorurteil und stellt Helden meist als schön dar, während sie Schurken mit einem hässlichen Äußeren ausstattet. Bis heute haben böse Charaktere in Hollywood oftmals ein schlechtes Hautbild. Dies mag damit zusammenhängen, dass der Film in früheren Zeiten stumm war und die Möglichkeiten, einen Schurken zu charakterisieren, sich auf sein äußeres Erscheinungsbild beschränkten.
Zusammenhang wissenschaftlich belegt In einer Studie stellten amerikanische Dermatologen fest, dass Bösewichte in Filmen überdurchschnittlich häufig Hautkrankheiten aufweisen. Dabei waren Narben, Falten, Warzen sowie periorbitale Hyperpigmentationen besonders verbreitet, eben- so wie Haarausfall. Die Wissenschaftler befürchten, dass es dadurch zu einer generellen Stigmatisierung von Personen mit dermatologischen Problemen kommen könnte.
Stigmatisierung im Alltag Menschen mit Hauterkrankungen wie Urtikaria oder Psoriasis haben es im Alltag nicht leicht. Symptome wie gerötete Haut, Quaddeln, silberweiße Schuppen sowie leicht erhabene Flecken werden als unansehnlich empfunden und lösen bei Betroffenen Gefühle von Angst und Scham aus. Häufig leiden sie außerdem unter Vorurteilen und Ablehnung von Seiten ihres Umfelds. Wie zahlreiche Beispiele (etwa aus der Arbeitswelt) zeigen, erleben Personen mit äußerlich sichtbaren Hauterkrankungen Benachteiligungen. Manchmal werden sie sogar aus Schwimmbädern verwiesen, weil fälschlicherweise angenommen wird, der Ausschlag sei auf mangelnde Hygiene zurückzuführen.
Laut Angaben des Deutschen Psoriasis Bundes (DPB) glauben Gesunde oft, dass Schuppenflechte ansteckend sei, sodass nahezu jeder Erkrankte bereits mit Diskriminierung und Erniedrigungen konfrontiert wurde. Folglich entwickeln Betroffene nicht selten depressive Störungen oder andere psychische Erkrankungen. Seit Januar 2018 läuft ein vom Bundesgesundheitsministerium gefördertes Projekt unter dem Titel „ECHT – Entstigmatisierung von chronischen sichtbaren Hautkrankheiten“. Drei Jahre lang arbeitet ein Konsortium aus 25 Versorgungsforschern, Patientenvertretern, Dermatologen, Hausärzten, Erziehungswissenschaftlern und Psychologen zusammen, um Konzepte gegen die Stigmatisierung von Personen mit chronisch sichtbaren Hauterkrankungen zu entwickeln und Unwissen sowie Vorurteile gegenüber Betroffenen auszuräumen.
Den Artikel finden Sie auch in der Sonderausgabe Apothekenkosmetik der PTA IN DER APOTHEKE ab Seite 74.
Martina Görz, PTA, M.Sc. Psychologie und Fachjournalistin