Laut den Ergebnissen einer Studie besteht ein möglicher Zusammenhang zwischen Bluthochdruck und chronischen Entzündungen. © AndreyPopov / iStock / Getty Images Plus

Bluthochdruck | Therapie

BLUTHOCHDRUCK: WEG FÜR NEUE BEHANDLUNGSMETHODEN GEEBNET

Der weltweit größte Risikofaktor für Krankheiten ist mit 1,13 Milliarden Menschen Bluthochdruck oder Hypertonie. Nicht selten führt es zu Herzinfarkten oder Schlaganfällen. Welche Ursache sich dahinter verbergen, ist oft nicht bekannt. Ein Forscherteam hat sich auf die Suche gemacht und ist fündig geworden.

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Wissenschaftler der La Trobe University und das Baker Heart and Diabetes Institute in Australien haben sich in einer neu angelegten Studie mit den Ursachen von Bluthochdruck beschäftigt. Die Ergebnisse bringen neue Erkenntnisse ans Licht, nämlich einen möglichen Zusammenhang von Bluthochdruck und chronischen Entzündungen. Der Weg für neue Behandlungsmethoden scheint geebnet zu sein. Entzündungshemmende Medikamente, die Patienten mit Autoimmunerkrankungen wie beispielsweise rheumatischer Arthritis verschrieben bekommen, sollen zum Einsatz kommen.

Die Untersuchung, die in Zusammenarbeit mit der La Trobe University, dem Baker Institute, dem Hudson Institute und der Universität Bonn durchgeführt wird, wird von Prof. Grant Drummond, Co-Direktor des Research Center for Cardiovascular Biology and Desease geleitet. Für den Professor ist es zunächst von zentraler Bedeutung, die Grundursache von Bluthochdruck herauszufinden, bevor man sich man die Arbeit macht, effektive Therapien zu entwickeln.

„Bis zu 20 Prozent der Patienten können den Bluthochdruck nicht mit der aktuellen Therapie, also Diuretika, Mittel zur Erweiterung der Blutgefäße oder Medikamenten zur Verringerung der Herzfrequenz, unter Kontrolle bringen“, erklärt Drummond. „Für diese Patienten ist es wahrscheinlicher, dass sie irgendwann unter starken Herzanfällen oder Infarkten leiden“.

Gegenstand der Untersuchung ist laut Dr. Anthony Vinh, einem weiteren Wissenschaftler der La Trobe University, die Möglichkeit, dass Bluthochdruck von chronischen Entzündungen ausgelöst wird. Es wird überprüft, ob Faktoren wie salz- oder fettreiche Ernährung ein Enzym in den Nieren und den Blutgefäßen aktiviert. Hierbei handelt es sich um das sogenannte Inflammasom.

„Einmal aktiviert, produziert das Enzym chemische Signale. Diese ziehen Immunzellen an und lösen eine Entzündungsreaktion aus, die die blutdruckregulierenden Funktionen von Nieren und Blutgefäßen stört", erklärt Dr. Vinh. „Dieser Prozess schützt uns normalerweise vor Bakterien und Viren, aber manchmal sind die Immunzellen verwirrt und reagieren auf eigentlich harmlose Substanzen. Bei Hypertonie sind die "harmlosen" Substanzen, die anscheinend im Zentrum des Problems stehen, glasartige Stücke aus kristallinem Salz, Cholesterin und Harnsäure, die sich in Blutgefäßen und Nieren ansammeln".

Laut Prof. Drummond besteht die Möglichkeit, Schäden an Blutgefäßen und Nieren vorzubeugen und den Bluthochdruck zu verringern, indem man das Enzym aushebelt und seine Aktivität unterdrückt. Dadurch wird die Entzündung reduziert.

„Entzündungshemmende Medikamente werden bereits für die Behandlung von Autoimmunerkrankungen wie rheumatoider Arthritis oder Gicht verwendet. Wir haben gezeigt, dass ähnliche Medikamente genauso effektiv dafür genutzt werden können, Bluthochdruck bei Mäusen mit Hypertonie zu senken. Diese Ergebnisse könnten den Weg für neue Behandlungsansätze freimachen, in denen Medikamente gegen Autoimmunkrankheiten auch für Patienten mit Bluthochdruck verschrieben werden können", so Drummond. „Das könnte helfen, Millionen von Menschenleben zu retten."

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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