Zwei Füße unter einer Bettdecke, nahe beieinander
Manchmal kommt das böse Erwachen: Wer sich selbst im Verdacht hat, mit einer sexuell übertragbaren Krankheit infiziert zu sein, sollte nicht auf die Anonymität des Internets vertrauen. Hier angebotene Tests bieten keine sicheren Ergebnisse. © dima_sidelnikov / iStock / Getty Images Plus

Welttag der sexuellen Gesundheit | Schnelltest

BLOSS KEIN TEST AUS DEM INTERNET

Nach der schönsten Sache der Welt kommt er plötzlich, der böse Verdacht. Hatte der One-Night-Stand Folgen wie Tripper, Syphilis oder HIV? Was liegt näher, als sich einen Schnelltest aus dem Internet zu besorgen.

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Doch Vorsicht, warnt Norbert Brockmeyer, Präsident der Gesellschaft zur Förderung der sexuellen Gesundheit (Deutsche STI-Gesellschaft), man könnte auf unseriöse Anbieter hereinfallen.

Er fordert deshalb am heutigen Welttag der sexuellen Gesundheit zusammen mit anderen Experten, dass die Hürden beim Zugang zu Tests schwinden müssen. Denn in Deutschland ist es immer noch so geregelt, dass der Testwillige sich zunächst jemandem offenbaren muss – dem Arzt, dem Gesundheitsamt oder der Aids-Hilfe. In Großbritannien ist das anders: Dort kann man sich ohne jeglichen Kontakt zum Arzt Tests nach Hause schicken lassen, selbst die Proben entnehmen und diese ins Labor schicken. Die Kosten werden zudem übernommen.

Weil Betroffene auch in Deutschland aber die unpersönliche Variante vorziehen, nutzen diese oftmals die anonyme Möglichkeit der Internet-Bestellung. Seiten, die STI-Schnelltests anbieten, sähen seriös aus, sind in deutscher Sprache gehalten und die Tests hätten oft sogar das CE-Zeichen, sagt Experte Klaus Jansen vom Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin. Auch Antibiotika würden häufig gleich mit angeboten. Käufer bekämen dabei jedoch Tests, die nicht auf bewährten Methoden beruhten und wenig aussagekräftige Ergebnisse lieferten. Aufgrund des Fernbehandlungsverbotes sei die Abgabe von medizinisch geprüften Tests ohne vorherigen Arztkontakt nicht möglich – bis jetzt. Der Gesetzgeber arbeitet jedoch bereits an einer Lockerung desselben, ab Herbst soll es beispielsweise HIV-Schnelltests für zuhause geben.

Die Deutsche Aids-Hilfe startet deshalb in Einklang mit hiesigem Recht ein Pilot-Projekt: mit einem Testpaket auf HIV, Syphilis, Tripper und Chlamydien. Interessenten müssen dabei nur einmal zur Beratung gehen und können zuhause selbst Blut, Urin sowie Abstriche nehmen. Das Paket sei insbesondere für Menschen gedacht, die sich regelmäßig testen wollen; Homo- oder Heterosexuelle mit wechselnden Partnern oder Sexarbeiterinnen.

Die deutschen Apotheker fordern hingegen eine Apothekenpflicht für HIV-Schnelltests. Wie aus einer Apokix-Umfrage des Instituts für Handelsforschung (IFH) in Köln hervorging, stehen die Pharmazeuten den Selbsttests zwar positiv gegenüber, meinen aber, dass ein solcher Tests in die Apotheke gehört. Eine deutliche Mehrheit sprach sich gegen den freien Verkauf im Einzelhandel aus. Ihr Argument: Bei einer Anwendung der Tests zuhause bliebe die Beratung auf der Strecke und die Patienten würden mit Anwendung und Diagnose allein gelassen.

Kostenlose STI-Tests bietet in Deutschland das Gesundheitsamt Bochum an. Von den 1225 Teilnehmern im Vorjahr gab es bei etwa jedem Zehnten einen Treffer. Das Problem seien aber die Leute, die meinen, sie seien nicht infiziert, betont Brockmeyer. Gerade weil Betroffene oft keine auffälligen Symptome hätten, werde die Diagnose in mehr als jedem zweiten Fall erst spät gestellt – möglicherweise nachdem der Erreger mehrfach weitergegeben wurde. Dabei kann eine Infektion böse Folgen haben: Gonokokken oder Chlamydien können unfruchtbar machen und das Risiko einer HIV-Infektion steigern.

Alexandra Regner,
PTA, Journalistin

Quellen: ntv
             Pharmazeutische Zeitung

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