Pudding, Quark- oder Joghurtdessert – fette Milchspeisen können aufgrund ihres Gehalts an IGF-1 die Entstehung oder Verschlechterung einer Akne bewirken. © ElenaSeychelles / iStock / Getty Images Plus

Hauterkrankungen | Ernährung

BEI AKNE AUF DIE ERNÄHRUNG ACHTEN

Früher hat man von seinen Eltern immer gehört: „Von Schokolade bekommst du Pickel!“, dann ein paar Jahre später vom Arzt: „Es ist egal was du isst, das spielt keine Rolle“. Manchmal hat Mutti doch Recht, denn eine Schweizer Studie hat nun herausgefunden, dass die Ernährung sehr wohl eine Rolle bei der Entstehung einer Akne spielt.

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Um es direkt klarzustellen, hier ist nicht die Rede von ein paar Pickeln, wie sie gerne im Gesicht oder am Rücken während der Pubertät auftreten. Nur in 15 bis 30 Prozent der Fälle wird eine klinisch relevante Akne diagnostiziert, die medizinisch behandelt werden sollte. Obwohl schwerere Verlaufsformen häufiger bei Jungen auftreten, sind beide Geschlechter ungefähr gleichhäufig von der entzündlichen Hauterkrankung betroffen, die mitunter über das 25. Lebensjahr hinaus andauern kann. Immer häufiger treten auch schubartige Verläufe bis zum Ende des zweiten oder dritten Lebensjahrzehnts auf – eine starke Belastung für die meisten Patienten.

Als Hauptschuldige galten sehr lange Sexualhormone beziehungsweise deren Spiegelschwankungen während der Pubertät. Vor allem Androgene, also die Hormone, die für die Ausprägung der männlichen sekundären Geschlechtsmerkmale verantwortlich sind, sollen Hauptverursacher sein. Zwar bewirken sie die Proliferation follikulärer Keratinozyten und führen zu einer Vergrößerung der Talgdrüsen mit verstärkter Aktivität (aus verhornten, vergrößerten Talgdrüsen entstehen letztlich Komedonen, also Mitesser; das Hauptsymptom der Acne vulgaris), aber sie sind nicht alleinig Schuld. Als weitere Faktoren werden seit neustem Insulin und Insulin-like Growth Factor 1 (IGF-1) diskutiert. So sollen Hyperinsulinämie und Insulinresistenz bei der Entstehung der entzündlichen Hauterkrankung ebenfalls eine Rolle spielen, Acne vulgaris wird sozusagen als metabolisches Syndrom der Haut interpretiert. Insofern trägt auch die Ernährung, wie bei fast allen Stoffwechselerkrankungen, ihren Teil zu der Ausprägung der Akne bei.

Auch wenn es lange Zeit hieß, Ernährungsfaktoren seien irrelevant, so stützt die Studie von Dr. Mirjam Nägeli und ihrem Team vom Universitätsspital Zürich diese These nicht mehr. Gerade insulinotrope Nahrungs- und Genussmittel gelten als ungünstig. Dazu gehören vor allem Milch und Milchprodukte mit hohem IGF-1-Gehalt (Kakao, Quark, Joghurt usw.) und eine kohlenhydratreiche Ernährung mit hohem glykämischen Index. Auf ungefähr 50 bis 80 Prozent der westlichen Nahrungsmittel trifft diese Beschreibung zu. Daher wird vor allem bei starken Verlaufsformen der Acne vulgaris eine niedrigglykämische Diät empfohlen.

Das bedeutet, es sollten Nahrungsmittel mit hohem glykämischen Index wie beispielsweise Weißbrot, geschälter Reis, Nudeln, aber auch Frischmilchprodukte wie Vollmilch, Frischkäse, Molke und so weiter gemieden werden und stattdessen Rohkost, Obst, Vollkorn- und Sojaprodukte bevorzugt werden. Ebenso gelten Fertiggerichte, Snacks und Fastfood als ungünstig und sollten durch frisches Kochen, mehrmalige Essenspausen, ausreichend Bewegung und kalorienarme Flüssigkeit (Wasser und ungesüßte Tees statt Softdrinks oder Eistee) ersetzt werden. Reichlich Ballaststoffe und mehrmals die Woche Seefisch ergänzen den ausgewogenen Ernährungsplan.

Da Rauchen ebenfalls im Verdacht steht, den Verlauf der Hauterkrankung durch möglicherweise hormonell bedingte Aknestimuli negativ zu beeinflussen, sollte darauf verzichtet werden. Vielleicht für den ein oder anderen Jugendlichen ein Grund, gar nicht erst damit anzufangen und seine Essgewohnheiten generell zu beleuchten.

Farina Haase,
Apothekerin, Volontärin

Quelle: Nägeli M et al. Schweiz Med-Forum 2017;17:833-837 (aus: Medical Tribune Nr. 43, 27. Oktober 2017; S.25)

www.muenchner-medizinjournalisten.de/ralf_schlenger/texte/Hautgesund.php

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