Nikotin | Forschung
BEEINFLUSST NIKOTIN DIE GEHIRNAKTIVITÄT?
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In einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt am Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo) untersuchen die Neurowissenschaftlerin Dr. Min-Fang Kuo und ihr Team in den kommenden drei Jahren den Einfluss von Nikotin auf die Gehirnaktivität. Im Detail soll es darum gehen, wie Neuroplastizität und kognitive Funktionen bei den Probanden unterschiedlichen Alters mit und ohne Nikotinabhängigkeit beeinflusst werden, wenn die Nikotinrezeptoren aktiviert werden. Unter Neuroplastizität versteht man die Fähigkeit des Gehirns sich zu verändern und dadurch etwas Neues zu lernen. Dafür sollen insgesamt 90 Probanden untersucht werden. Zur Zigarette muss bei dieser Untersuchung aber niemand greifen, denn die Teilnehmer bekommen den Wirkstoff Varenicline verabreicht, der die nikotinischen Rezeptoren aktiviert und auch therapeutisch zur Raucherentwöhnung eingesetzt wird. Natürlich besteht immer die Möglichkeit, dass Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen oder Übelkeit auftreten. Sollte dies der Fall sein, gibt es medizinische Betreuer, die den Probanden unterstützend zur Seite stehen. Als Kontrollmittel werden auch Placebos zum Einsatz kommen.
Um einen möglichen Einfluss von Nikotin auf die Gehirnaktivität feststellen zu können, werden zwei Untersuchungsmethoden angewandt: die nicht-invasive Hirnstimulation und die Elektroenzephalographie (EEG). Die Neuroplastizität wird dabei sowohl durch eine Lernaufgabe, als auch durch die elektrischen Impulse der nicht-invasiven Hirnstimulation angeregt. Neben der Lernaufgabe werden parallel mittels EEG die Bereiche erfasst, die im Gehirn gleichzeitig aktiv sind und wie schnell diese letztlich arbeiten. Für das abschließende Ergebnis wird der Zusammenhang zwischen Gehirnaktivität und den Reaktionen auf die Lernaufgabe näher unter die Lupe genommen. Wichtig wird hierbei sein, inwiefern sich Raucher und Nichtraucher beziehungsweise jüngere und ältere Teilnehmer voneinander unterscheiden.
Mit den erlangten Erkenntnissen könnte man in einem nächsten Schritt überlegen, wie sich Alterungsprozesse des Gehirns kompensieren lassen und inwiefern nikotinhaltige oder ähnlich wirkende Medikamente bei der Behandlung von Demenz sinnvoll sein können. „Das heißt nicht, dass Rauchen gesund ist. Das Nikotin einer Zigarette regt das Gehirn nur kurzfristig an, hat aber in Kombination mit den anderen Inhaltsstoffen des Tabaks langfristig immense negative Folgen“, so Kuo. Als bewiesen gilt jedoch, dass die Leistung des Gehirns, zumindest kurzfristig, geringer ist, wenn man den Glimmstängel bei Seite legt. Wie lange sich dieser Zustand hält, muss in folgenden Studien untersucht werden.
Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft