Laufende Nase, verstopfte Nebenhöhlen, Gaumenjucken und Augentränen – je nach Schweregrad leiden Allergiker stark unter ihren Symptomen. © Eva-Foreman / iStock / Getty Images Plus

Genetik | Heuschnupfen

AUSLÖSENDE GENE BEI ALLERGIKERN IDENTIFIZIERT

Fast 900 000 Allergiker mit allergischem Schnupfen, egal ob Hausstaub-, Tierhaar- oder Pollenallergie, und Nicht-Allergiker stellten ihr Genom zur Verfügung. Bei dieser „Großfahndung“ fanden Forscher gleich mehrere verdächtige Stellen, deren Veränderung das Erkrankungsrisiko signifikant erhöhen könnten.

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Die allergische Rhinitis beginnt meist schon im Kindes- oder Jugendalter und kann, je nach Ausprägung, für Betroffene eine erhebliche Einschränkung und Belastung im Alltag darstellen. Es kommt nicht selten neben einer entzündlichen Erkrankung der Nasenschleimhaut (Rhinitis) zu Komorbiditäten wie Entzündungen der Nasennebenhöhlen (Sinusitis) und Asthma. Außerdem spielen auch zunehmend Kreuzallergien eine Rolle. Allergene in der Luft, seien dies nun Pollen, Tierhaare oder sonstiges, sind dabei die Übeltäter. Nur warum führen sie bei manchen zu laufender Nase, geschwollenen Schleimhauten, Gaumenjucken und Co. und für manche sind sie völlig harmlos?

Einen Hinweis liefert die familiäre Häufung von Allergien: Bis zu 65 Prozent könnten vererbbar sein. Zusammen mit ihrem Team schaute sich Marie Sandl vom Helmholtz Zentrum München das Genom der Probanden (Allergiker und Nicht-Allergiker) genauer an. Dabei konnten sie insgesamt 41 Gene identifizieren, die bei Betroffenen mit allergischer Rhinitis verändert waren, 21 dieser Gene waren bislang in diesem Zusammenhang unbekannt. Im Anschluss durchforstete das Team verschiedene Gendatenbanken nach früheren Erwähnungen dieser Genorte und wurden fündig.

Die Gene spielen zum Teil eine Rolle im Immunsystem und zeigen regulatorische Effekte auf beispielsweise B- und T-Zellen. So finden sich die Genorte auch auf dem sechsten Chromosom im sogenannten Haupthistokompatibilitätskomplex (MHC), welcher unter anderem für die Erkennung fremder beziehungsweise eigener Zellen verantwortlich ist – ein wichtiger Prozess bei der Erkennung von potenziellen Allergenen. Zudem fielen in anderen Untersuchungen einige der Gene bereits bei der Beteiligung von Autoimmunerkrankungen auf – ebenfalls einer Über- und Fehlreaktion des Immunsystems.

Die Gene könnten interessante Zielstrukturen für die Therapie und Vorsorge von Allergien darstellen. Dennoch sehen die Forscher einen wichtigen nächsten Schritt in der Untersuchung des Wechselspiels solcher Risikogene mit der Umwelt. Davon erhoffen sie sich ein besseres Verständnis, warum so viele Menschen eine allergische Rhinitis entwickeln, denn gerade in westlichen Ländern ist die Tendenz für die Ausprägung einer solchen Erkrankung steigend.

Farina Haase,
Apothekerin, Volontärin

Quelle: www.wissenschaft.de

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