Forschung Medizin
ATEMWEGSINFEKTE
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Antibiotikaresistenzen – Viele Bakterienstämme werden gegen immer mehr antibiotische Substanzen unempfindlich. Vor allem Kinder bekommen besonders viele Antibiotika zur Behandlung von Atemwegsinfektionen verordnet. Aber bei ihnen sind wie in den übrigen Altersgruppen auch Atemwegsinfekte in neun von zehn Fällen viral bedingt. Von der Behandlung der Komplikationen abgesehen, ist somit eine Antibiotikatherapie in der Regel sinnlos.
In einer Übersichtsarbeit der Cochrane Collaboration wird der Einsatz von Antibiotika bei Bronchitis als marginal bewertet. Der geringen Wirksamkeit stehen vielmehr die Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Beschwerden, Durchfälle und Pilzinfektionen gegenüber. Zudem deuten Studien darauf hin, dass auf lange Sicht mit der Antibiotikagabe das Allergierisiko steigt. Kinder, die bereits sehr früh ein Antibiotikum verabreicht bekommen haben, leiden demnach im Alter von 7 Jahren 2,5 Mal häufiger an Asthma und haben doppelt so oft eine Allergie.
Um hier gegenzusteuern, haben Hygieneexperten kürzlich die „TOP-10-Ratschläge zur Antibiotikatherapie“ erarbeitet. Eine wichtige Empfehlung in diesem Papier lautet, bei leichten und mittelschweren Infektionen der Atemwege vor allem Phytotherapeutika mit dafür belegter Wirksamkeit einzusetzen. Pflanzenextrakte haben den großen Vorteil, Viren und Bakterien zu bekämpfen, ohne in den Erregerstoffwechsel einzugreifen. Eine Resistenzbildung ist somit bei pflanzlichen Arzneimitteln nicht zu erwarten.
Eine wirksame und verträgliche pflanzliche Option ist der Wurzelextrakt aus Pelargonium sidoides, der Kaplandpelargonie. Bei dem Spezialextrakt aus der Wurzel der südafrikanischen Geranienart handelt es sich um ein komplexes Vielstoffgemisch mit einem breiten Wirkspektrum, das sich bei der Behandlung einer akuten Bronchitis dreifach wirksam zeigt: antiviral, sekretomotorisch und antibakteriell.
Wirksamkeit und Verträglichkeit sind umfassend untersucht worden. Allein in klinischen Studien an circa 10 000 Erwachsenen und Kindern ab einem Jahr konnte die Überlegenheit des Pflanzenextraktes gegenüber Placebo bei akuter Bronchitis und akuter Sinusitis gezeigt werden. Darüber hinaus ist die Verträglichkeit in präklinischen, klinischen und Post-Marketing-Studien belegt. Der Wirkstoff zeigt in toxikologischen und sicherheitspharmakologischen Untersuchungsprogrammen ein unauffälliges Sicherheitsprofil. In klinischen Studien war die Nebenwirkungsrate nicht höher als die von Placebo.
Aktuell hat das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte aufgrund des Anstiegs von Verdachtsmeldungen zu Leberschäden bei pelargoniumhaltigen Arzneimitteln ein Stufenplanverfahren eingeleitet, um das hepatotoxische Risiko bei deren Anwendung zu überprüfen.
Quelle: „Antibiotika bei Atemwegserkrankungen – häufig eingesetzt, selten sinnvoll gerade bei Kindern und Jugendlichen“, 19. Oktober 2011, Hamburg. Veranstalter: Spitzner Arzneimittel.
Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 01/12 auf Seite 10.