Eine Apothekerin lehnt sich gegen einen Schrank mit Medikamenten.
Durch die Darstellung von Apothekenpersonal in Film und Fernsehen bekommen Zuschauer oft ein falsches Bild von der Apotheke und den Pharmazeuten. © nortonrsx / iStock / Getty Images Plus

Kino | Fernsehen

APOTHEKER UND PTA IM FILM

Christian Redmann aus Ebermannstadt schrieb eine Doktorarbeit über ein lange vernachlässigtes Thema. Seine Promotion nannte er: „Apotheker in Film und Fernsehen“. 18 Filme und 5 Serien wertete er dafür aus.

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Dr. Jens-Andreas Münch nahm die Arbeit unter die Lupe. Es ist seit langem das Steckenpferd des Präsidenten der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt, die filmische Präsenz seines Berufsstandes auszuwerten. „Leider unrealistisch“ findet er die Darstellungen in Film und Fernsehen, „aber trotz pharmazeutischer Fauxpas sind sie meist sympathisch.“

Warum nur haben Pharmazeuten so gar kein eigenes Genre auf dem Bildschirm? „Dramaturgisch kann ich das verstehen“, sagt Dr. Redmann, der mittlerweile fertig promoviert ist. „Der Arzt ist qua Beruf Entscheider und Hauptfigur. Unsere Arbeit ist eher passiv.“ Es fehlt halt das nötige Drama. Und für Dinge, die den Beruf ausmachen - wie die Beratung von Nebenwirkungen der ausgegebenen Arzneien - gibt es nicht das nötige Interesse der Zuschauer: „Selbst ich kann mir keine abendfüllende Serie über die Wechselwirkungen eines Cholesterinsenkers und eines Blutdruckmedikamentes vorstellen.“

Am nötigen Realismus fehlt es in den „Rosenheim-Cops“, der Krimi-Serie „Friesland“ oder im „Tatort“ meistens. Da mischt der Apotheker (PTA tauchen leider kaum auf) schon mal während des Beratungsgesprächs eine Salbe auf dem HV an. Wenn doch mal eine PTA erscheint, darf sie den Chef problemlos zwei Wochen vertreten, während der auf Verbrecherjagd ist.

Der wohl bekannteste Film über den Berufsstand des Pharmazeuten ist „Die Apothekerin“ nach einer Romanvorlage von Ingrid Noll. Hier spielt eine Frau die Hauptrolle. Jedoch sind es meist etwas verschrobene, sozial gehemmte, männliche Figuren, die das gesellschaftliche Rollenbild erfüllen und mit ihren Kenntnissen über Salben und Tinkturen, Tabletten und Drogen prunken.

Nach wie vor ist auch der Apotheker eher wohlhabend, zählt Münch auf. Optisch dominiere bei der Arbeit der weiße Kittel. Deutlich erkennbar sei auch die niedrige Personalausstattung:

Selten arbeiten in der Apotheke mehr als eine oder maximal zwei Personen. Dennoch sind sie meist problemlos abkömmlich.

Wie zum Beispiel in der Krimiserie „Friesland“. Dort arbeitet eine Apothekerin, die offenbar nach Belieben auf- und zusperren kann, um dem in sie verliebten Kommissar zur Seite zu stehen. Ohne ihre Ermittlungsarbeit ist hier kein Fall zu lösen. Seit neuestem wurde ihr eine Mitarbeiterin zur Seite gestellt, deren Funktion in der Offizin nicht ganz klar ist (Pharmazeutin? PTA? PKA?). Sie trägt einen weißen Kittel, lauscht fleißig im Backoffice den Gesprächen der Chefin und ist menschlich gesehen - man kann es nicht anders nennen - deutlich übergriffig. Wenn Münch sich die Serie so anschaut, kommt er zu dem Fazit:

Aus Sicht der Apothekenaufsicht wäre die Offizin umgehend zu schießen. Problemlos lassen sich dort eine ganze Reihe straf- und berufsrechtlich relevanter Verfehlungen der Kollegin auflisten. Dennoch scheint sie als Figur sympathisch. Die komödienartige Serie sehe ich, ungeachtet allen pharmazeutischen Humbugs, gerne.

Die schlimmste Außendarstellung einer Apotheke hat Münch in dem Streifen „Ausgerechnet Söderholm“ aus der Inga-Lindström-Reihe im ZDF gefunden. Ein „Holzhüttchen mit 16 Quadratmetern“ musste hier als Offizin herhalten. Als schönste Hommage wiederum erschien ihm die Apotheke in der Romanverfilmung von „Effi Briest“ (2009). Dabei handelte es sich um die als Museum erhaltene Apotheke im ehemaligen Diakonissenkrankenhaus Bethanien in Berlin: „Dort wirkte Theodor Fontane 1848/49 zuletzt als Apotheker, bevor er sich endgültig der Schriftstellerei widmete.“

Professor Christoph Friedrich, Leiter des Instituts für Geschichte der Pharmazie an der Philipps-Universität Marburg, sagt über die Film-Pharmazie: „Die primitivsten Normen werden nicht abgebildet. Dieses Fremdbild spiegelt auch Wahrnehmung und Ansehen unseres Berufs wider.“ Viele wüssten gar nicht, was die genauen Tätigkeiten eines Apothekers seien.

Über den Beruf der Pharmazeutisch-technischen Assistentin scheint es auch nicht viele Erkenntnisse zu geben; manche Menschen wissen nicht einmal, dass er existiert. Wäre doch einen Film wert, oder?

Alexandra Regner,
PTA und Medizinjournalistin

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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