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Heilpflanzen

ALTBEKANNT UND HOCHGEACHTET

Der Kleine Odermennig zählte viele Jahrhunderte lang zu den bedeutendsten Heilpflanzen. Heute hat er zwar an Geltung verloren, ist aber immer noch eine bewährte Gerbstoffdroge.

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Der Kleine Odermennig (Agrimonia eupatoria L.) ist eine krautige Pflanze aus der Familie der Rosengewächse (Rosaceae), die in Europa und im nördlichen Asien mit Ausnahme der arktischen Zone weit verbreitet ist.

Blüten in Ährenform Die straff aufrecht wachsende Staude entwickelt sich aus einem stark verwurzelten Rhizom und erreicht eine Wuchshöhe von bis zu 100 Zentimetern. Ihre Laubblätter werden bis zu 20 Zentimeter lang und sind unpaarig gefiedert mit gesägtem Blattrand. Ihre Unterseite ist graufilzig, die Oberseite dunkelgrün und seidig behaart. Der nur wenig verzweigte Stängel ist ebenfalls mit abstehenden Haaren versehen. Am Stängelende entwickeln sich von Juni bis September kleine gelbe, kurz gestielte Blüten mit fünf Blütenblättern, die eine lange Ähre bilden. Da die Blüten von unten nach oben aufblühen, bilden sich im unteren Teil des Blütenstands schon Früchte, während im oberen Abschnitt noch Blüten ihren intensiven Geruch verströmen, der zahlreiche Honigbienen, Fliegen und Schwebfliegen anlockt.

Klettfrüchte Die reifen Früchte sind auf Dreiviertel ihrer Länge gefurcht und vorne mit hakig gebogenen Außenborsten versehen. Mit diesen bleiben sie im Fell vorbeistreifender Tiere oder an der Kleidung hängen, wodurch der Kleine Odermennig verbreitet wird und sich seine volkstümlichen Namen Klettenkraut oder Schafklette herleiten. Agrimonia eupatoria L. siedelt vor allem an sonnigen und trockenen Stellen und ist bevorzugt an Böschungen, auf mageren Wiesen, im Saum von Gebüschen und an Waldrändern anzutreffen.

Vielzahl an Namen Auf den Standort bezieht sich der botanische Name des Rosengewächses. Der Gattungsname leitet sich von griech. Agros = Feld und mone = Wohnort ab und bedeutet so viel wie Feldbewohner. Auch deutsche Synonyme wie Ackerblume oder Ackermännchen verweisen darauf. Der Kleine Odermennig ist noch unter vielen weiteren Namen bekannt, was als ein Hinweis auf den vielfältigen Einsatz der Pflanze in früheren Zeiten verstanden werden kann. Die Pflanze war einst eine der berühmtesten Heilpflanzen und der Göttin Pallas Athene geweiht. Bereits in der Antike lobten sie Dioskurides und Plinius gegen vielerlei Erkrankungen. Schon damals galt sie als ein Heilmittel bei Wunden, Schlangenbissen und gegen Ruhr. Noch bis ins Mittelalter gehörte sie zu den häufig verordneten Heilpflanzen, die in den damaligen Kräuterbüchern lobend erwähnt wurden.

Vor allem war der Kleine Odermennig ein geschätztes Mittel bei Wunden und Leberleiden, worauf auch die volkstümlichen Namen Wundkraut und Leberklee verweisen. Ebenso soll der Artname auf den Gebrauch der Pflanze als Lebermittel zurückzuführen sein. Eupatoria soll sich von hepatoria ableiten (griech. hepar = Leber), wobei griech. eu = gut bedeutet. Eine andere Deutung bezieht sich auf den König Mithridates Eupator, der über das antike Königreich Pontus am Schwarzen Meer herrschte und als begeisterter Kräutersammler schon früh den Kleinen Odermennig als Heilpflanze schätzte. Ein Hinweis darauf kann die volkstümlich häufig benutzte Bezeichnung Königskraut sein. Auf jeden Fall drücken die Synonyme Kaisertee, König der Kräuter oder Heil aller Welt die große Wertschätzung aus, die man der Pflanze lange Zeit entgegenbrachte.

Wirksame Gerbstoffdroge Noch heute werden die zur Blütezeit gesammelten, getrockneten Sprossspitzen bestehend aus Stängeln, Blättern, Blüten und Früchten (Agrimoinia herba – Odermennigkraut) arzneilich verwendet. Das Odermennigkraut wurde inzwischen vom HMPC als traditionelles Arzneimittel eingestuft und ist innerlich bei leichten, unspezifischen Durchfallerkrankungen und äußerlich gegen Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut sowie bei leichten, oberflächlichen Entzündungen der Haut als auch als Kompresse zur Unterstützung der Wundheilung indiziert (Indikationen nach den Monografien der Kommission E und der ESCOP).

Die Wirkungen lassen sich vor allem auf den hohen Gehalt an Catechingerbstoffen und auf enthaltene Flavonoide (vor allem Quercetin und Apigenin) zurückführen, mit denen sich leicht adstringierende Effekte erzielen lassen. Ebenso sind daraus antiphlogistische, sekretionshemmende und bakteriostatische Eigenschaften erklärbar. Die Flavonoide sind auch für den gelben Farbton verantwortlich, der sich mit der Pflanze beim Färben von Wolle ergibt. Volkstümlich wird der Kleine Odermennig zudem zur Behandlung von Bettnässen, Nieren- und Blasenentzündungen sowie bei Diabetes gebraucht, allerdings ohne wissenschaftlichen Nachweis. Die Homöopathie setzt ihn bei Bronchitis ein. 

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 07/17 ab Seite 32.

Gode Meyer-Chlond, Apothekerin

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