Jemand steht auf einem Steg, der ins Wasser führt.
Aufgepasst beim Baden: Das Verschlucken von Wasser mit Cyanobakterien kann zu Magenproblemen führen oder sogar krebsauslösend sein. © pxel66 / iStock / Getty Images

Cyanobakterien | Badeverbot

BLAUES WUNDER FÜR BADEGÄSTE: BLAUALGENBLÜTE

Der Sommer lockt uns mit seinen heißen Temperaturen an die Badeseen. Regional machen jedoch Blaualgen den Schwimmwilligen einen Strich durch die Rechnung. Wer dabei an wogende Wassergewächse denkt, liegt daneben: Es handelt sich um gesundheitsschädliche Keime.

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Der Name trügt: Blaualgen sind streng genommen keine Algen, denn sie besitzen keinen Zellkern. Es handelt sich stattdessen um Cyanobakterien, eine Bakterienklasse, die zur Photosynthese fähig ist. Viele Arten enthalten Phycocyanin, einen blaugrünen Farbstoff – ihm verdanken die Kleinstlebewesen ihren Namen. Nodularia spumigena, Anabena und Aphanizomenon, drei Blaualgenarten, bilden zudem Toxine. Ulf Karsten, Experte für Ökologie, Physiologie und Molekularbiologie von Algen, warnt: „Der Hautkontakt kann bei empfindlichen Menschen Allergien auslösen. Wenn man das mit Toxinen angereicherte Wasser trinkt, kann es zu Magenproblemen kommen. Wenn es sich im Körper anreichert, kann es sogar krebsauslösend sein.“ Rinder und Hunde seien bereits gestorben.

Wie kommen die Blaualgen in den See?
In geringen Mengen leben Cyanobakterien in allen Binnengewässern. Bei hohen Temperaturen und viel Sonnenschein kann es dann zur sogenannten Blaualgenblüte kommen, bei der die Keime sich schlagartig vervielfältigen – dann wird ein Badeverbot ausgesprochen. Auch die menschengemachte Nährstoffzufuhr in die Gewässer ist ein wichtiger Faktor: Durch Abwässer aus Kläranlagen oder durch landwirtschaftliche Einträge gelangen Phosphor und Stickstoff in die Seen – Nahrung für die Cyanobakterien.

Doch auch, wenn die Tage wieder kürzer und kälter werden, ist die Gefahr noch nicht gebannt: Sterben die Bakterien ab, sinken sie in die Tiefe und werden dort abgebaut. Dabei entstehen Faulgase wie Schwefelwasserstoff. Im Herbst kühlt die Wasseroberfläche eines Sees ab und die Wasserschichten durchmischen sich – die Faulgase verteilen sich im gesamten See, Fische können nicht in andere Schichten ausweichen und sterben.

Um unsere Badeseen weiterhin nutzen zu können, sind wir Menschen also gefragt. Indem wir die Erderwärmung durch den Klimawandel verlangsamen und den Nährstoffeintrag in Gewässer reduzieren, erhalten wir uns unsere Freizeitangebote.

Intoxikation behandeln
Als Erste-Hilfe-Maßnahme innerhalb einer Stunde nach dem Verschlucken von Blaualgen-bevölkertem Wasser nutzt man medizinische Kohle, um die Toxine zu binden. Die weitere Behandlung gehört in ärztliche Hände. Voraussichtlich kommt Colestyramin zum Einsatz, um die Resorption der hepatotoxischen Gifte zu verhindern. Silymarin schützt die Leberzellen zusätzlich. Kommt es nach Hautkontakt mit dem kontaminierten Wasser zu einer Badedermatitis, heilt diese in der Regel innerhalb von 20 Tagen ab. Unterstützen kann man dies durch antiallergische Gele oder cortisonhaltige Cremes sowie Antihistaminika zum Einnehmen.

Gesa Van Hecke,
PTA und Redaktionsvolontärin

Quellen:
https://www.haz.de/Nachrichten/Wissen/Uebersicht/Blaualgen-Warum-sind-sie-gefaehrlich-und-wie-entstehen-sie
Landesregierung Schleswig Holstein

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