Evolution | Medizingeschichten
12. FEBRUAR 1809: CHARLES DARWIN WIRD GEBOREN
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Die Mutter stirbt, als der Kleine acht ist; von da an übernehmen die drei älteren Schwestern seine Erziehung. Wie selbstverständlich tritt Charles in die Fußstapfen seines Vaters – doch der merkt bald, dass der Junge keine rechte Leidenschaft für das Fach Medizin aufbringt. Und so schlägt er ihm (in völliger Verkennung der Tatsachen) vor, dass er ein Theologie-Studium begänne. Dieser Entschluss sollte Darwin sein Leben lang in Gewissenskonflikte bringen.
Forschungsfahrt
Denn Darwin ist ein begeisterter Naturforscher, ohne jedoch eine Ausbildung genossen zu haben. Zu gern sammelt er Gesteinsproben, Tiere und Pflanzen und katalogisiert sie. So nimmt er denn mit Freuden ein Angebot an, auf einem Forschungsschiff – der legendären HMS Beagle – als Begleiter des Kapitäns mitzusegeln. Der sucht einen gebildeten Mitfahrer. Dafür bietet er dem jungen Wissenschaftler eine interessante Route mit zahlreichen Aufenthalten an exotischen Orten: kleinen Inseln entlang Feuerland, Patagonien, Chile, entlang der Südsee.
Gefiederte Souvenirs
Charles Darwin sammelt wie ein Besessener Fundstücke aus der Natur. Er entdeckt dabei nicht nur zufällig das versteinerte Skelett eines ausgestorbenen Faultieres, sondern bemerkt auch, dass jede Insel ihre Eigenarten hat. Manche Tiere und Pflanzen kommen nur dort vor. Darwin misst dem weiter keine Bedeutung bei, notiert aber alles gewissenhaft in seinem Notizbuch. Und packt ein paar Vögel ein, um sie zuhause einem befreundeten Biologen zu zeigen: Das seien doch Zaunkönige, Kernbeißer oder Spottdrosseln? Sie hätten doch so unterschiedliche Schnäbel? Der Wissenschaftler winkt ab: Alle Vögel, die Darwin mitgebracht hat, seien Finken – jeweils mit Schnäbeln, die dem Nahrungsangebot angepasst seien.
Vom Kleriker zum Agnostiker
Darwin begreift, was das bedeutet: Dass Gott am Anfang Himmel und Erde mit einer Komplettausstattung geschaffen hat, kann nicht stimmen. Es stürzt ihn – den konservativen Pfarrer mit eigener Gemeinde - in eine derartige Sinnkrise, dass er seine Erkenntnisse knapp zwanzig Jahre lang für sich behält. Doch schließlich rüttelt ihn der Tod seiner geliebten Tochter wach. Darwin glaubt nicht mehr an eine göttliche Ordnung der Dinge, die schlösse ja Gerechtigkeit mit ein. Er wird zum Agnostiker, glaubt also daran, dass die Gottesexistenz nicht bewiesen werden kann, aber auch nicht auszuschließen ist. Für die damalige Zeit ist das beinahe schon Atheismus.
Über die Entstehung der Arten
Darwin setzt sich hin und schreibt sein berühmtestes Werk: „Über die Entstehung der Arten“ (The Origin of Species). Darin beschreibt er die Evolution und die gemeinsame Abstammung aller Lebewesen. Er beschreibt die Selektion als natürlichen Mechanismus der Evolution; vermeidet aber, seine Evolutionstheorie auch auf den Menschen anzuwenden.
Auch so ist der Sturm der Entrüstung groß. Noch größer wird er, als Darwin zwölf Jahre später endlich damit herausrückt, dass Mensch und Affe wohl gemeinsame Vorfahren haben. Das möchte keiner glauben; nur der Psychoanalytiker Sigmund Freud bemerkt trocken, Darwins Evolutionstheorie sei „eine der drei Kränkungen der Eigenliebe der Menschheit“. Und doch setzt sich diese Wissenschaftsschule durch. Als 1882 der große Naturforscher stirbt, wird er in der Westminster Abbey zu Füßen von Isaac Newton beigesetzt. Und die Finken, die er von den Galapagos-Inseln mitgebracht hat, werden ihm zu Ehren „Darwin-Finken“ genannt.
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Alexandra Regner,
PTA und Medizinjournalistin