Zähne zeigen
17 Minuten
01. Oktober 2021
Fluoridiertes Speisesalz Die verschiedenen Fachgesellschaften der Zahnheilkunde (z.B. DGZMK, Bundeszahnärztekammer etc.) befürworten fluoridiertes Speisesalz. Der Nutzen und die Unbedenklichkeit sind wissenschaftlich erwiesen. Schon beim Essen soll das zugesetzte Fluorid einen Schutz für den Zahnschmelz vor den zu erwartenden Säureattacken bieten. In Deutschland wird fluoridiertes Speisesalz in Kombination mit Jod angeboten. Der Fluoridgehalt beträgt 0,25 Milligramm pro Gramm (mg/g) Salz und schließt bei normalem Salzgebrauch eine Überdosierung aus.
Zahngesunde Ernährung Kohlenhydrate und säurehaltige Lebensmittel sind der ideale Nährboden für die Kariesentstehung. Lactobazillen und Streptococcus mutans gedeihen besonders gut unter einer reichlichen Zuckerzufuhr. Zuckerhaltige Speisen dürfen trotzdem in Maßen gegessen werden, wenn ein paar Regeln beachtet werden. Es ist schädlicher, mehrmals am Tag Süßes zu essen als dreimal pro Tag, denn jede einzelne Süßigkeitenmahlzeit bedeutet einen Säureangriff auf den Zahnschmelz. Wer zwischendurch immer wieder nascht, dessen pH-Wert ist dann konstant im sauren Bereich.
Der Speichel kann seine Aufgabe, die Säure in der Mundhöhle zu neutralisieren, und Calcium und Phosphat zur Remineralisation des Zahnschmelzes zu liefern, nicht erfüllen. Zu bedenken sind bei der Nahrungsaufnahme auch die versteckten Zucker in Limonaden, Säften oder Jogurt. Auch stärkehaltige Lebensmittel wie Kartoffelchips oder Kekse wirken kariogen. Säurehaltige Nahrungsmittel, wie Obst, Zitrussäfte und saure Bonbons schädigen ebenfalls den Zahnschmelz. Mit dem Putzen der Zähne sollte jedoch mindestens eine halbe Stunde gewartet werden. Der durch den Säureangriff geschwächte Zahnschmelz würde durch den mechanischen Druck durch die Zahnbürste noch mehr geschädigt.
Besser ist, den pH-Wert des Mundraums entweder mit Zahnpflegekaugummis oder Ausspülen mit Wasser ins Lot zu bringen. Viele Zahnpflegekaugummis enthalten Fluorid und den Zuckeraustauschstoff Xylit. Beide Substanzen wirken schützend auf den Zahnschmelz. Xylit kann von Streptococcus mutans nicht als Nährstoff genutzt werden, im Gegensatz zu gewöhnlichem Zucker. Andere Austauschstoffe sind keine Alternative, da sie die Bakterienvermehrung nicht hemmen. Eine Orientierung bei der Auswahl von Speisen bietet die Deklaration „zahnfreundlich gesüßte Produkte“ und das Zahnmännchen mit dem weißen Schutzschirm auf rotem Grund.
Profilierung der Apotheke
Als PTA oder Apotheker können Sie gute Lotsen im Dschungel der Zahnpflegeprodukte sein. Am besten halten Sie eine kleine, aber hochwertige Auswahl vorrätig, die die Bedürfnisse der verschiedenen Zielgruppen (Kleinkinder, Kinder, Erwachsene, Senioren) erfüllt. Gleiches gilt für Zahnbürsten, Interdentalsysteme, Mundspülungen und Zahnpflegeprodukte für unterwegs. Dazu ist es wichtig, sich einen guten Überblick zu verschaffen, welche Produkte welche Vor- und Nachteile haben. Über die individuelle Beratung können Sie dem Kunden Qualität und Nutzen vermitteln, die der Kunde nachhaltig bei der Anwendung spürt. Gerade verunsicherte Menschen mit Zahnproblemen werden das zu schätzen wissen. Unterstützend können Informationsmaterialien mitgegeben werden, die die Fakten zur Zahngesundheit zusammenfassen.
Zahnarztbesuch Neben der eigenen Zahnhygiene und der zahngesunden Ernährung ist die Kontrolle durch einen Zahnarzt ein weiterer Baustein der Zahngesundheit. Mindestens zweimal im Jahr ist der Gang zum Zahnarzt anzeigt, Risikopatienten sollten auch häufiger gehen. Regelmäßige Kontrollen gewährleisten die frühzeitige Diagnose und Behandlung von Zahnerkrankungen. Viele Zahnärzte bieten eine professionelle Zahnreinigung an. Diese geht weit über die häusliche Zahnpflege hinaus. Hartnäckige Beläge besonders an Stellen, an die die Zahnbürste nur schwer herankommt, werden mit Handinstrumenten entfernt. Die Zähne werden poliert und zum Abschluss erfolgt eine Versiegelung mit Fluoridlack.
Zahnfleischerkrankungen Zahnbelag und Bakterien sind nicht nur Auslöser von Karies. Sie führen auch zu Zahnfleischentzündungen bis hin zur Entzündung des gesamten Zahnhalteapparates – der Parodontitis. Die Gingivitis (Zahnfleischentzündung) ist die leichte Form der Zahnfleischerkrankung. Typisch ist ein teilweise geschwollenes Zahnfleisch, das leicht blutet, aber nicht schmerzhaft ist. Ursache sind in der Regel lang anhaftende Beläge. Eine Gingivitis wird durch die Entfernung der Plaque und eine Intensivierung der Mundpflege mit Spülungen behandelt. Typisches Symptom der Parodontitis ist häufiges Zahnfleischbluten, geschwollenes Zahnfleisch, Schmerzen schon bei leichten Berührungen und Mundgeruch.
Die Parodontitis wird in vier klinische Kategorien eingeteilt. Dazu werden Röntgenbefunde und klinischer Status, Zahndefekte und Beweglichkeit der Zähne einbezogen. Bei einer fortgeschrittenen Parodontitis bilden sich tiefe Zahnfleischtaschen und das den Zahn umgebende Zahnfleisch löst sich ab, sodass die Zahnhälse freiliegen. Zuckerhaltige oder sehr kalte Speisen führen dann zu kurzzeitigen starken Schmerzen. Dabei ist nicht nur das Zahnfleisch, sondern auch der umliegende Knochen von der Entzündung betroffen. In der Folge lösen sich die Zähne und fallen im schlimmsten Fall aus. Doch die Parodontitis ist nicht nur gefährlich für den Mundraum. Die Bakterien können über den Blutkreislauf in den gesamten Körper gelangen und dort zu Infektionen führen.
Besonders gefährdet, an einer Parodontitis zu erkranken, sind Raucher, Schwangere, Diabetiker und Senioren, die Anticholinergika einnehmen. Weisen Sie diese Personengruppen auf regelmäßige Zahnarztbesuche und eine umfassende Mundhygiene hin. Die Behandlung der Parodontitis zielt in erster Linie auf die Entfernung der Beläge und gründliche Reinigung der Zahnfleischtaschen. Die regelmäßige Verwendung von antibakteriellen chlorhexidinhaltigen Mundspülungen ist den Patienten zu empfehlen. Eine Parodontitis kann immer wieder erneut auftreten, sie erfordert eine lebenslange optimale Mund- und Zahnpflege.
Parodontose ist nicht Parodontitis Nicht zu verwechseln mit der Parodontitis ist die Parodontose. Die Parodontose ist eine seltene Erkrankung des Zahnhalteapparates, die ohne Entzündung abläuft. Auch hier kommt es zum Rückgang des Zahnfleisches. Da die Parodontose nicht schmerzhaft ist, wird sie häufig erst spät erkannt. Im weiteren Verlauf kommt es zu Zahnlockerungen oder Zahnverlust. Bis heute ist die Parodontose nicht vollständig heilbar. Optimale Zahnputztechnik und regelmäßige Prophylaxemaßnahmen beim Zahnarzt können die Krankheit nicht stoppen, nur verlangsamen.
Zahngesundheit bei alten Menschen Richtig kauen und essen zu können, ist ein wichtiger Beitrag zur Lebensqualität im Alter. Problematisch ist, dass Medikamente und Erkrankungen des Alters auch negative Auswirkungen auf die Zähne haben. So gehört auch im Alter das zweimal tägliche Putzen zur Routine. Die Zahnpasta sollte auf jedem Fall Fluorid enthalten, denn durch die Mundtrockenheit kann schneller Karies entstehen. Bei älteren Menschen ist die Reinigung der Zahnzwischenräume mit Zahnseide oder Interdentalbürsten noch wichtiger als bei jüngeren, weil die Lücken zwischen den Zähnen durch den Rückgang des Zahnfleisches größer werden. Wer Anticholinergika einnimmt, die den Speichelfluss reduzieren, sollte regelmäßig Wasser trinken und xylithaltige Bonbons lutschen.
Milchprodukte liefern Calcium für die Zähne. Kauen ist wichtig für die Bildung des Speichels, und so sollten Speisen erst püriert werden, wenn es nicht mehr anders geht. Viele Senioren haben keine eigenen Zähne mehr, sondern einen Zahnersatz. Diese Prothesen erfordern genauso intensive Reinigung wie die der eigenen Zähne. Hier können in der Apotheke Empfehlungen zu Spüllösungen für Mundschleimhaut und Zunge sowie spezielle Reinigungsbürsten und Zungenschaber angeboten werden. Es gibt besondere Prothesen-Zahnbürsten mit härteren und längeren Borsten sowie spezielle Reinigungstabs oder Pasten für die Prothesen. Prothesen werden ebenfalls zweimal pro Tag geputzt. Normale Zahnpasten sollten nicht verwendet werden, da sie Kratzspuren hinterlassen können.
Über Nacht sollte der Zahnersatz trocken aufbewahrt und am nächsten Morgen vor dem Einsetzen noch einmal mit Wasser abgespült werden. Prothesenträger sollten auf das regelmäßige Tragen der Prothese hingewiesen werden. Der Zahnknochen unterliegt ständigen Umbauprozessen und so kann es passieren, dass der Zahnersatz nicht mehr genau passt oder Druckstellen verursacht. Träger von Implantaten und teilweisem Zahnersatz sollten auf die Pflege an den Übergängen zum Implantat hingewiesen werden. Auch hier helfen chlorhexidinhaltige Mundspülungen. Schwierig ist es, die Mundhygiene bei Demenzpatienten sicherzustellen. Ablehnung, Vergessen und Verlust der Selbstständigkeit machen eine routinierte Pflege teilweise unmöglich. Es gibt spezialisierte Zahnärzte, die helfen, diese Situationen mit Tipps zu meistern. Die Bundeszahnärztekammer hat zur Zahnpflege bei Pflegebedürftigen und Menschen mit Behinderung Videos auf der Homepage zur Verfügung gestellt.
Dr. Katja Renner, Apothekerin
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