Zahngesundheit
PTA-Fortbildung

Zähne zeigen

Gesunde Zähne sind nicht nur ein optisches Aushängeschild, sie sind täglich im Einsatz und sichern Funktion und Genuss beim Essen. Zahngesundheit sollte deshalb Beratungsthema der Apotheke sein.

17 Minuten

Veröffentlichung der Teilnahmebescheinigung:
01. Oktober 2021

Putzen – gewusst wie Die regelmäßige Entfernung der Plaques ist eine wichtige Maßnahme zur Kariesprophylaxe. Eine gute Strategie der Zahnärzte ist, Patienten auf die Beläge aufmerksam zu machen. Diese können durch Plaquetests angefärbt und sichtbar gemacht werden. Verwendete Farbstoffe sind zum Beispiel Erythrosin, Brillantblau und Phloxin B. Die Kombination von Brillantblau und Phloxin B ermöglicht die visuelle Differenzierung in frische und ältere Plaque. Für Eltern und Kinder ist es dann meist ein Schockerlebnis die lila- bläulichen Verfärbungen auf den eigentlich geputzten Zähnen zu sehen. Diese Maßnahme ist eine ideale Motivation noch gründlicher und besser zu reinigen.

Optimal ist das zweimal tägliche Zähneputzen. Die Zahnbürste ist dazu immer noch das wichtigste Instrument. Entscheidend ist, dass ausreichend gründlich nicht nur die Kauflächen, sondern auch die Zahnzwischenräume und die Zähne im hinteren Bereich der Mundhöhle gereinigt werden. Die Borsten sollten grundsätzlich aus Kunststoff bestehen und abgerundet sein, um eine Verletzung des Zahnfleisches zu vermeiden. Naturborsten bieten idealen Nährboden für Bakterien und sind deshalb nicht zu empfehlen.

Die Anordnung der Borsten ist heutzutage wissenschaftlich so ausgereift, dass teilweise Zahnzwischenräume erreicht werden. Eine Zahnbürste sollte regelmäßig ausgewechselt werden – mindestens alle acht Wochen. Beim Putzen sollte man sich jedem Zahn einzeln widmen und nicht mit zu viel Kraft schrubben, um den Zahnschmelz nicht zu sehr abzureiben. Die beste Reinigung wird erzielt, wenn die Bürste im Winkel von 45 Grad auf Zahn und Zahnfleisch angesetzt wird und mit Rüttelbewegungen geputzt wird. Abschließend werden die Beläge mit einer Wischbewegung vom Zahnfleisch zur Zahnoberfläche hin weggewischt Das ist die sogenannte modifizierte Bass-Technik und gilt als Standard für Erwachsene.

Trotz sorgfältigen Zähneputzens sind die Zahnzwischenräume, die besonders kariesgefährdet sind, meist nicht vollständig mit der Zahnbürste zu erreichen. PTA sollten deshalb empfehlen, diese Bereiche des Mundraumes vor dem Putzen mit der Zahnbürste einmal täglich mit Interdentalbürsten oder Zahnseide zu reinigen. Ungewachste Zahnseide reinigt zwar gründlicher, aber Ungeübte kommen besser mit gewachster Zahnseide zurecht, weil diese zwischen den Zähnen gleitet und einfacher zu handhaben ist. Auch Bänder werden zur Reinigung der Zahnzwischenräume eingesetzt. Interdentalbürsten eignen sich für mittlere bis größere Zwischenräume. Sie sollten im Idealfall individuell größenmäßig ausgemessen werden.

Besser elektrisch? Noch vor einigen Jahren galten elektrisch betriebene Zahnbürsten als Luxusspielerei. Heute ist die Bewertung eine andere. Sie erleichtern das Putzen, und sie reinigen zum Beispiel die Kauflächen durch die kleinen rasch rotierenden Bürstenköpfe sehr gründlich. Das elektrische Putzen soll beim Reinigen weniger Druck auf die Zähne ausüben und so Putzdefekte und Zahnfleischreizungen vermindern. Noch optimierter sind die elektronischen Schallzahnbürsten. Sie werden elektrisch betrieben, sind aber nicht mit einer üblichen elektrischen Zahnbürste gleichzusetzen. Sie arbeiten mit Schallenergie im Hochfrequenzbereich und sind mit etwa 30 000 Vibrationen pro Minute zehnmal schneller als eine elektrische und hundertmal schneller als eine Handzahnbürste.

Mit diesen Zahnbürsten lassen sich zum Beispiel Verfärbungen durch Tee, Kaffee, Rotwein oder Nikotin effektiver und ohne abrasive Effekte entfernen. Die wechselnden Druckveränderungen schäumen die Zahnpasta in einen aktiven Schaum auf, der besser auch schwer zugängliche Stellen erreicht. So lassen sich Plaque-Bildung und Zahnfleischentzündungen reduzieren. Die Schallzahnbürsten vereinen verschiedene Reinigungsmodi. Neben dem Standardmodus für die tägliche Mundhygiene gibt es Einstellungen für besonders empfindliche Zähne und Zahnhälse.

Außerdem lassen sich mit einem Aufhell-Modus Oberflächenverfärbungen leichter entfernen. Im Unterschied zur elektrischen Bürste, müssen beim Putzen mit der Schallzahnbürste zusätzliche Seitenbewegungen gemacht werden. Dies verbessert die Effektivität und ermöglicht den Fasern den Kontakt mit der gesamten Zahnoberfläche. Die elektrischen Zahnbürsten werden mit ihrem runden Kopf nicht bewegt, sondern für zwei bis drei Sekunden auf die Zahnoberfläche aufgesetzt und dort gehalten, bis man sie zum nächsten Zahn weiterführt.

PRAXISTIPPS
+ Zweimal tägliches Zähne putzen mit Augenmerk auf die Zahnzwischenräume
+ Alle acht Wochen die Zahnbürste wechseln
+ Auf häufige kohlenhydrathaltige Zwischenmahlzeiten verzichten
+ Nach einer Mahlzeit wenigstens mit Wasser die Zähne ausspülen
+ Verwendung von fluoridiertem Speisesalz
+ Bei Risiko für Zahnfleischentzündungen chlorhexidinhaltige Mundspülungen einsetzen
+ Xylithaltige Zahnpflegekaugummis oder Bonbons regelmäßig verwenden
+ Zahnpflege ab dem ersten Zahn schon bei den Kleinen
+ Ständiges Nuckeln an der mit süßen Säften gefüllten Flasche ist tabu

Welche Zahnpasta? Die Vielfalt der Zahncremes ist riesig, sie unterscheiden sich in Farbe, Geschmack und Inhaltstoffen. Die einzig richtige Zahnpasta gibt es nicht. Sie hängt von den Bedürfnissen der Zähne ab. Neben den Standardcremes, die vor Kariesentstehung schützen, gibt es Pasten für empfindliche Zähne und Produkte mit mehr abrasiven Zusätzen zum Weißen der Zähne. Eine gute Zahncreme sollte Fluorid zur Vorbeugung von Karies und Tenside zum Schäumen enthalten, damit sich die Zahnpasta auch in den Zwischenräumen der Zähne gut verteilt. Kleine Schleifpartikel aus Siliziumdioxid entfernen Beläge. Sie sollten nicht zu groß sein, um den Zahnschmelz nicht zu schädigen.

Aufschluss über die Schmirgelstärke gibt der RDA-Wert, der zwischen 30 und 50 liegen sollte. Wer sehr empfindliche Zähne hat, sollte Produkte mit niedrigem Wert bevorzugen. Gegen Risse im Zahnschmelz werden Zahncremes mit Hydroxylapatit empfohlen. Kritisch betrachten Experten den mangelnden Zusatz an kariespräventivem Fluorid. Menschen, die unter Mundgeruch oder Zahnfleischentzündungen leiden, können antibakterielle Mundspüllösungen mit Chlorhexidin zusätzlich zur Zahnpasta mit Zinnfluorid oder Zink benutzen. Kinder sollten diese Zahncremes jedoch nicht anwenden. Der beste Schutz gegen Mundgeruch ist das gründliche tägliche Zähneputzen und die Verwendung von Zahnseide, um die Zwischenräume intensiv von Speiseresten zu befreien.

Fluoridierung zur Kariesprophylaxe Seit der Einführung von flächendeckenden Fluoridierungsmaßnahmen hat man einen erheblichen Rückgang des Kariesbefalls bei Kindern und Jugendlichen festgestellt. Fluoride hemmen die Demineralisierung des Zahnschmelzes und fördern außerdem die Remineralisierung, also die Einlagerung von Mineralien. Fluorid reagiert mit dem säureempfindlichen Hydroxylapatit, der Hauptsubstanz des Zahnschmelzes, zu einer säurestabileren Form, dem Fluorapatit, und führt so zu einer Verbesserung der Zahnschmelzhärte. Früher wurde die Meinung vertreten, dass das vor dem Zahndurchbruch eingebaute Fluorid kariesprophylaktisch wirkt.

Heute ist wissenschaftlich belegt, dass Fluoride am besten wirken, wenn sie lokal mit dem Zahnschmelz reagieren können. Optimal ist, wenn sie eine Zeitlang auf die Zahnoberfläche einwirken können. A und O für die Kariesprophylaxe ist die kontinuierliche Anwendung von Fluoriden. Unter den unterschiedlichen Fluoridverbindungen scheinen die Aminfluoride eine etwas bessere Wirkung zu besitzen als die Monofluorphosphate. Fluoride werden in unterschiedlichen Darreichungsformen entweder selbst vom Patienten oder in der Zahnarztpraxis angewendet. Für die tägliche Fluoridzufuhr eignen sich am besten fluoridhaltige Zahnpasten, Mundspülungen oder Gele.

Die Einführung von Fluoridierungsmaßnahmen führte zu einem deutlichen Rückgang des Kariesbefalls bei Kindern und Jugendlichen.

Und für Kinder? Strittig war lange Zeit unter den Fachgesellschaften der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde, der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde und den Fachgesellschaften der Pädiater die Empfehlung zur Kariesprävention bei Kleinkindern. Im April 2021 einigten sich die Gesellschaften in einem Konsensuspapier auf einheitliche Empfehlungen für Kinder zwischen null und sechs Jahren, die Eltern und Kindern mehr Sicherheit bei der Kariesprophylaxe geben werden. Mittelpunkt ist die Verwendung einer Kinderzahnpasta mit 1000 ppm Fluorid.

Bis zum Alter von zwei Jahren soll hiervon eine Menge auf die Zahnbürste aufgetragen werden, die der Größe eines Reiskorns entspricht. So sollen Überdosierungen vermieden werden, die zu Dentalfluorosen der bleibenden Zähne führen können. Zu bedenken war, dass Kleinkinder nach dem Zähneputzen noch nicht gut ausspucken können und die Zahncreme verschlucken. Während bis zum Alter von einem Jahr alternativ noch die Fluoridtablette eingesetzt werden kann, sind die Empfehlungen ab dem Alter von zwölf Monaten eindeutig pro Verwendung der 1000-ppm-Zahnpaste in Reiskorngröße. Ab dem Alter von 24 Monaten soll das Zahncremevolumen so gesteigert werden, dass es der Größe einer Erbse entspricht.

Diese Vorgaben sind ein Kompromiss zwischen dem zu erwartenden kariespräventiven Nutzen gegenüber dem Fluoroserisiko. Die Empfehlungen berücksichtigen und erlauben, dass die Zähne auch in der Kindertagesstätte ein drittes Mal mit einer fluoridhaltigen Kinderzahnpasta geputzt werden. Die neuen Empfehlungen entsprechen mit Bezug auf die 1000-ppm-Pasten der Europäischen Leitlinie zur Kariesprävention mit Fluorid. Für ältere Kinder ab dem sechsten Lebensjahr sind Junior- Zahnpasten auf dem Markt, die einen Gehalt von 0,1 Prozent aufweisen.

Ergänzend können täglich Fluoridspüllösungen oder wöchentlich Fluoridgele eingesetzt werden. Neben der häuslichen Anwendung gibt es auch Prophylaxemaßnahmen in der Zahnarztpraxis. Dort werden im Rahmen der zahnärztlichen Kontrolle Fluoridlacke oder -gele auf die Zähne aufgetragen. Sie enthalten hohe Konzentrationen an Fluorid und härten den Zahnschmelz nachhaltig. Langandauernde Überdosierungen von Fluorid können zu Verfärbungen des Zahnschmelzes führen. Weitere Informationen sind auf der Webseite dgkiz.de veröffentlicht. Die einheitlichen Handlungsempfehlungen zur Kariesprävention im Säuglings- und frühen Kindesalter gibt es außerdem kostenlos zum Bestellen oder Herunterladen unter www.ble-medienservice.de.

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