Sodbrennen, Reflux & Magenschutz
PTA-Fortbildung

Ungeliebter Dauerbrenner

Rezeptfreie Präparate gegen Sodbrennen und saures Aufstoßen werden bestimmt auch in Ihrer Apotheke täglich abgegeben. Es gilt aber auch immer die Grenzen der Selbstmedikation zu erkennen.

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Schwachstelle Ösophagussphinkter Die Speiseröhre ist ein 25 Zentimeter langer Muskelschlauch, durch den die Nahrung vom Mund in den Magen gelangt. Zum Magen hin wird die Speiseröhre durch einen Schließmuskel, den unteren Ösophagussphinkter, abgedichtet. Dieser öffnet sich, um den Speisebrei in den Magen zu lassen. Unmittelbar danach verschließt er sich wieder. Damit wird normalerweise verhindert, dass Mageninhalt wieder nach oben in die Speiseröhre gelangt. Allerdings kann es aus mehreren Gründen zu einer Schwächung des Speiseröhrenschließmuskels und damit zum Zurückfließen des sauren Mageninhaltes kommen.

Vor allem der Genuss großer Mahlzeiten oder blähender Speisen führt zu einer Überdehnung des Magens und übt damit Druck auf den Ösophagussphinkter aus. Bestimmte Nahrungs- und Genussmittel wie Alkohol, Kaffee, Nikotin oder fettreiche Speisen setzen ebenso wie einige Medikamente (z. B. Calcium-Antagonisten, Anticholinergika) zudem seine Muskelspannung herab. Da die Muskelkraft des Sphinkters physiologischerweise mit dem Alter abnimmt, leiden vor allem ältere Menschen unter dem Säureproblem. Aber auch Jüngere sind betroffen, beispielsweise Schwangere.

Bei ihnen lassen die in der Schwangerschaft erhöhten Progesteronspiegel den Muskeltonus des Schließmuskels hormonell erschlaffen. Zudem hält der Schließmuskel dem Druck des wachsenden Ungeborenen meist ab dem dritten Trimenon nicht mehr stand. Bei Übergewichtigen ist es die eigene Körpermasse, die den Schließmuskel schwächt. Darüber hinaus schlagen Stress, Hektik und seelische Belastungen buchstäblich auf den Magen, da nicht nur die Magensaftsekretion, sondern auch der Ösophagussphinkter vegetativ gesteuert wird.

SODBRENNEN UND ARZNEIMITTEL

Kommt es häufig zu Sodbrennen oder gar zu Schleimhautschäden im Verdauungstrakt, kann auch die Medikation eine Rolle spielen. Vor allem Arzneimittel, die zu einer Entspannung des unteren Speiseröhrenschließmuskels führen, begünstigen oder verstärken einen Rückfluss des sauren Speisebreis und lösen damit Sodbrennen aus. Zu den typischen Substanzen zählen beispielsweise Calcium-Antagonisten, Nitrate, Anticholinergika, Theophyllin, Benzodiazepine oder Estrogene. Andere Substanzen führen unabhängig vom Muskeltonus des Ösophagussphinkters zu Sodbrennen.

Hier sind vor allem nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Diclofenac, Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure zu nennen. Über eine Hemmung der Prostaglandinsynthese verstärken sie die Säureproduktion im Magen. Zudem schädigen sie die Magenschleimhaut (Mikroblutungen, Ulkus), da auch die protektive Wirkung der Prostaglandine auf die Schleimhäute im Verdauungstrakt unterbunden wird. Für Schleimhautschäden im Magen sind häufig auch Zytostatika verantwortlich. Das Risiko für eine Schädigung der Schleimhaut in der Speiseröhre wird wiederum durch Substanzen wie Doxycyclin oder Bisphosphonate erhöht, da sie mit einer lokalen Reizung und Entzündung der Speiseröhre einhergehen.

Zu viel Magensäure Ebenso kann eine gesteigerte Produktion von Magensäure für den Reflux verantwortlich sein. Typischerweise regen sehr fette, süße oder scharf gewürzte Nahrungsmittel sowie Kaffee, Fruchtsäfte oder kohlensäurehaltige Getränke die Säureproduktion an. Diese Lebensmittel werden volkstümlich auch als Säurelocker bezeichnet. Ähnlich wirken Alkohol, Tabak und einige Medikamente (z.B. nichtsteroidale Antirheumatika, Glucocorticoide). Zudem können Erkrankungen wie das Zollinger-Ellison-Syndrom oder eine Besiedlung mit dem Bakterium Helicobacter pylori eine krankhafte Anregung der Magensäureproduktion bewirken.

Eine Helicobacter-Besiedlung ist gar nicht so selten. Etwa jeder zweite trägt das Bakterium in sich. Der Keim setzt sich auf die Oberfläche der Magenschleimhaut fest und sezerniert eine Reihe schleimhautschädigender Enzymen. Die dadurch ausgelösten Entzündungen bewirken wiederum eine vermehrte Ausschüttung von Gastrin und infolgedessen eine Stimulation der Magensäureproduktion. Allerdings entwickeln nicht alle Betroffenen Beschwerden.

Peperoni auf Teller © Vaivirga / iStock / Getty Images
Nicht nur scharfes Speisen, auch sehr süße, saure oder fette Speisen locken die Magensäure und fördern Sodbrennen. © Vaivirga / iStock / Getty Images

Motilitätsstörungen Darüber hinaus können Refluxbeschwerden auf gestörte Bewegungsabläufe verschiedener Magenmuskeln (Motilität) zurückzuführen sein. Die unterschiedlichen Muskelgruppen des Magens, die mit ihren wellenförmigen Muskelkontraktionen (Peristaltik) für eine gute Durchmischung und den reibungslosen Weitertransport des Nahrungsbreis sorgen, geraten durch unterschiedliche Faktoren aus dem Takt. Auch hier spielen wieder Stress oder ungünstige Ernährungsgewohnheiten eine Rolle. Spannt sich die Magenmuskulatur im oberen Teil des Magens zu stark an (Hypermotilität), kann sich der Magenspeicher (Fundus) nicht mehr richtig dehnen und ist somit nicht mehr in der Lage, den Speisebrei komplett aufzunehmen und weiter zu befördern.

Es entsteht Druck nach oben, wodurch saurer Speisebrei in die Speiseröhre steigt. Aber auch eine erschlaffte, träge Muskulatur im unteren Magenbereich, im Transporter (Antrum), kann in ihrem Bewegungsablauf beeinträchtigt sein und den Nahrungsbrei unvollständig in den anschließenden Dünndarm entleeren (Hypomotilität). Mit der gestörten Muskelbewegung steigt nicht nur das Risiko für aufsteigende Säure. Zugleich stellen sich häufig noch weitere Symptome wie Völlegefühl, Übelkeit oder schmerzhafte Krämpfe ein. Dieser Symptomkomplex wird auch unter dem Begriff funktionelle Dyspepsie oder Reizmagen zusammengefasst.

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