Über das Abnehmen und Fasten
23 Minuten
- 1Übergewicht und Adipositas
- 2Gesund abnehmen
- 3Methoden zum Abnehmen
- 4Fasten
- 5Basenfasten
- 6Abnehmpräparate
- 7Lernerfolgskontrolle
01. Juni 2024
Begleitende medikamentöse Therapie
In der Apotheke werden auch immer wieder Medikamente zum Abnehmen nachgefragt. Doch diese sind leitliniengemäß nur empfehlenswert, wenn eine Lebensstiländerung, die eine kombinierte Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie umfasst, nicht zur gewünschten Gewichtsabnahme führt.
Orlistat
In Betracht kommt eine medikamentöse Abnehmhilfe laut Adipositas-Leitlinie auch lediglich für Patienten mit einem BMI ≥ 30 sowie für Personen mit Begleiterkrankungen oder zusätzlichen Risikofaktoren ab einem BMI ≥ 28. Als Mittel der Wahl empfiehlt die Leitlinie den Lipasehemmer Orlistat.
Sogenannte Abnehmspritzen
Weitere Substanzen sind derzeit nicht vorgesehen, auch nicht die verschreibungspflichtigen GLP-1-Agonisten oder SGLT2-Inhibioren. Diese Substanzen richten sich leitliniengemäß aktuell nur an Typ-2-Diabetiker mit einem BMI ≥ 30 bei unzureichender glykämischer Kontrolle.
Das betrifft auch die in der letzten Zeit zum Abnehmen populär gewordene „Abnehmspritze“ mit dem GLP-1-Agonisten Semaglutid. Sie ist zwar bei Erwachsenen mit einem BMI ≥ 30 oder einem BMI ≥ 27 und mindestens einer gewichtsbedingten Komorbidität (z. B. Prädiabetes, Hypertonie, obstruktives Schlafapnoe-Syndrom) zugelassen.
Da sie aber mit verschiedenen Nebenwirkungen (z. B. gastrointestinale Beschwerden, Pankreatitis, Verschlechterung der Nierenfunktion bei bestehender Niereninsuffizienz) verbunden ist, wird sie in der Leitlinie nicht empfohlen. Zu bedenken ist zudem, dass es beim Absetzen zu einer erneuten Gewichtszunahme kommt. Daher erfordern sie eine langfristige Gabe, um den Therapieerfolg zu halten.
Basenpräparate
Eine Empfehlung für die Selbstmedikation können Basensupplemente sein. Eine Supplementierung mit basischen Mineralstoffen in Kombination mit einer Diät oder Fasten fördert den Gewichtsverlust, wie Studien bestätigen. Beispielsweise ließ sich in einer Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie über zwölf Wochen mit 68 Teilnehmern zeigen, dass die zusätzliche Einnahme eines Basenpräparates im Rahmen einer Ernährungsstrategie mit intermittierendem Fasten und Ausdauertraining zu einer signifikant höheren Abnahme an Körpergewicht, Körper- und Bauchfett führt.
Erklären lässt sich dieser positive Effekt durch eine verbesserte Pufferkapazität, die mit der Zufuhr basischer Mineralstoffe erzielt wird. Während einer Gewichtsreduktion werden durch den verstärkten Abbau von Fett Ketosäuren gebildet, die den Stoffwechsel und damit den weiteren Fettabbau verlangsamen. Die unterstützende Einnahme eines Basenpräparates kann das Säure-Basen-Gleichgewicht aufrechterhalten und die Stoffwechselleistung optimieren, wodurch erfolgreiches Abnehmen gefördert wird.
Formuladiäten
Unter Formuladiäten werden niedrigkalorische Kostformen mit einer Energiezufuhr von < 800 bis 1200 kcal pro Tag verstanden. Sie können als kompletter Mahlzeitenersatz zum Einsatz kommen. Alternative ist eine Mahlzeitenersatzstrategie, bei der bis zu zwei Hauptmahlzeiten pro Tag durch Formulaprodukte ersetzt werden.
- Formuladiäten versprechen schnelle Erfolge beim Abnehmen, denn sie können im Durchschnitt zu einer Gewichtsreduktion zwischen 0,5 und 2,0 kg pro Woche über einen Zeitraum von bis zu zwölf Wochen führen. Sie sind nur für den kurzfristigen Einsatz gedacht, beispielsweise um den Einstieg in eine Ernährungsumstellung zu erleichtern oder einem Gewichtsanstieg entgegenzusteuern. Als eine langfristige Ernährungsform oder als einzige Strategie zum Abnehmen sind sie nicht geeignet.
- Volkstümlich wird auch von Abnehm-Shakes gesprochen. Denn die industriell hergestellten Nährstoffgemische werden mit Wasser oder Milch unter Zusatz von Öl zu einem Shake angerührt. Daneben existieren salzige Varianten für die Herstellung von Suppen und gebrauchsfertige „To-go“-Drinks.
- Was in den Produkten enthalten sein muss, ist ebenso wie die Ober- und Untergrenzen für die einzelnen Nährstoffe in der Diätverordnung (DiätV) geregelt. Somit sind bei ihrer Verwendung keine Mangelerscheinungen zu befürchten.
Fazit
Theoretisch ist Abnehmen leicht. Man muss dem Körper weniger Energie zuführen, als er verbraucht. Praktisch ist es allerdings schwierig. Denn die meisten propagierten Diäten sind nicht so konzipiert, dass man sie auf Dauer durchhalten kann. Daher ist es wichtig, dass sich der Abnehmwillige für eine Diätform entscheidet, die ihn sättigt, ihm gut schmeckt und die er gut in seinen Alltag integrieren kann – nur so kann er sie konsequent verfolgen.
Wie die Diät konkret aussieht (Low Carb, Low Fat), ist weniger von Bedeutung. Prinzipiell sollte eine ausgewogene Nährstoffzufuhr gewährleistet sein und es sollten Lebensmittel verzehrt werden, die eine geringe Energiedichte aufweisen. Dabei ist auf eine ausreichende Flüssigkeitsmenge mit kalorienfreien Getränken zu achten.
Empfehlenswert sind evaluierte Programme zum Abnehmen gemäß Adipositas-Leitlinie. Zu beachten ist zudem, dass eine alleinige Ernährungsumstellung für ein geringeres Gewicht auf Dauer nicht ausreicht. Bei vielen Menschen mit Übergewicht mangelt es nicht am Verständnis über gesunde Ernährung, sondern an der dauerhaften Umsetzung im eigenen Alltag. Deshalb ist eine verhaltenstherapeutisch begleitete, dauerhafte Änderung der Lebensgewohnheiten erforderlich, die auch eine Steigerung der körperlichen Aktivität umfasst. Mit dieser Strategie kann der Diäthaltende langsam an Gewicht verlieren und es langfristig auch halten.
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